Montage Plenarsaal, Deutscher Bundestag / Rita Stockhofe (CDU), Bundestagsabgeordnete aus Haltern am See

Über Listenplatz 50 in den Bundestag

CDU-Abgeordnete Rita Stockhofe

Stand: 24.09.2013, 14:09 Uhr

Sie hat sechs Kinder, bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen Betrieb in Haltern am See - und geht nun überraschend nach Berlin: Rita Stockhofe ist über Platz 50 der NRW-CDU-Landesliste in den Bundestag gewählt worden. Ihr Leben fühlt sich nun ganz anders an.

Ausbildung zur Metzgerin, mittlere Beamtenlaufbahn bei der Deutschen Post, Mitarbeit im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb mit Pensionspferdehaltung - die berufliche Karriere von Rita Stockhofe aus Haltern am See ist vielfältig. Auch politisch ist die 45-Jährige aktiv: Seit 2002 ist die sechsfache Mutter Mitglied der CDU. Von 2005 bis 2012 war sie Vorsitzende der Frauen-Union Haltern am See und 2011 wurde sie Ratsfrau der Stadt Haltern. Nun wechselt Rita Stockhofe in die Bundeshauptstadt.

WDR.de: Sie standen auf dem ziemlich aussichtlosen 50. Platz der CDU-Landesliste und sind nun im Bundestag. Haben Sie damit gerechnet?

Rita Stockhofe: Nein, damit habe ich nicht gerechnet. Wir hatten im Wahlkampf auf das Direktmandat hingearbeitet, was schon sehr schwierig war. Es hat uns aber nicht gereicht. In der Nacht von Sonntag auf Montag haben wir um 0.30 Uhr gehört, dass die Liste bis zum Platz 38 zieht und sind dann so ins Bett gegangen. Dann habe ich um 4.40 Uhr eine SMS bekommen, dass ich doch drin bin. Das war aber noch nicht eine offizielle Mitteilung, darum hab ich sie auch noch angezweifelt. Um 6.30 Uhr rief dann unser Fraktionsvorsitzender an und sagte, dass es amtlich ist, dass ich drin bin.

WDR.de: Wie war es Ihnen da zumute?

Stockhofe: Da waren ganz viele Gefühle auf einmal. Es war ein Durcheinander. Da kann man nicht ein einzelnes beschreiben, da sind einfach ganz viele gekommen. Natürlich Euphorie, dass man es geschafft hat, dann aber auch sofort die Fragen: Was kommt da auf mich zu? Was muss ich noch regeln? Wann muss ich los? Eben ganz viele Sachen auf einmal.

WDR.de: Geht für Sie damit ein Traum in Erfüllung?

Stockhofe: Es ist schon eine tolle Herausforderung, die da vor einem steht. Da muss man jetzt gucken, was man ausrichten kann und wie gut man das jetzt ausfüllen kann.

WDR.de: Wie organisieren Sie nun ihr Privat- und Arbeitsleben neu?

Stockhofe: Meine Arbeit auf dem Hof übernimmt mein Mann mit. Für den Haushalt möchten wir jemanden einstellen. Und die Kinder haben jetzt etwas weniger Zeit mit mir. Aber dadurch, dass mein Mann zu Hause arbeitet und eben auch immer präsent und als Ansprechpartner da ist, haben die Kinder mit uns beschlossen, dass es trotzdem geht. Auch schon bevor ich die Kandidatur übernommen hatte, haben wir erst alle gefragt, ob sie damit einverstanden sind.

WDR.de: Werden Sie nun in Berlin wohnen?

Stockhofe: Ich werde nun in Berlin eine Wohnung nehmen und pendeln. Täglich pendeln geht nicht, dafür ist die Entfernung zu groß. Aber wenn keine Sitzungen sind und keine Anwesenheit benötigt wird, werde ich zu Hause sein und im Wahlkreis meine Arbeit machen.

WDR.de: Wie fühlt sich diese neue Situation für Sie an?

Stockhofe: Da ich jetzt gerade in Berlin meine erste Landesgruppensitzung hinter mir habe und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln heute Morgen ziemlich stark verspätet angekommen bin und mich hier noch nicht so gut orientieren kann, ist es noch ein bisschen durcheinander. Ich hab bisher heute und morgen feste Termine, gleich habe ich meine erste Fraktionssitzung. Ich weiß nicht, ob ich am Donnerstag oder am Freitag nach Hause fahr, das wird sich heute im Laufe des Tages entscheiden.

WDR.de: Was wollen Sie als Abgeordnete im Bundestag erreichen?

Stockhofe: Ich will auf jeden Fall meine Region vertreten, weil ich der Meinung bin, dass wir eine ganz spezielle Region sind, weil bei uns der ländliche und der industrielle Raum so nahe beieinander liegen. Und dass man das berücksichtigen muss, wenn Entscheidungen getroffen werden, weil da oft zwei Extreme aufeinander stoßen. Und generell liegt mir die Förderung des Mittelstandes am Herzen, weil das der gesamten Gesellschaft gut tut.

WDR.de: Wird Ihnen mulmig, wenn Sie an Ihre erste Rede im Plenum denken?

Stockhofe: Wir haben während des Wahlkampfes häufig Situationen gehabt, wo wir vor 200 oder mehr Leuten gesprochen haben. Da mach ich mir nicht so große Gedanken. Das immerhin! (lacht)

Das Interview führte Dominik Reinle.