Das Schild des Bundeskartellamtes in Bonn.

Kommentar: Wird das Kartellamt bei Spritpreisen helfen? Wohl kaum!

Stand: 12.04.2022, 19:45 Uhr

Das Bundeskartellamt nimmt die Spritpreise unter die Lupe. Helfen wird es den Verbrauchern allerdings kaum - wenn Autofahrer weniger für Diesel und Benzin zahlen wollen, müssen sie wohl selbst aktiv werden, meint unser Kommentator Jörg Sauerwein.

Von Jörg Sauerwein

Bevor sich gleich die KIimaschützer melden: Nein – ich bin nicht für billigen Sprit.
Und wenn er aus guten politischen Gründen teurer wird, okay.

Ich bin allerdings dagegen, dass der Blick auf die Tanksäule den Autofahrern Tränen in die Augen treibt – nur weil sich Mineralölkonzerne in einer Krisensituation noch zusätzlich die Taschen voll machen.

Steuern und Rohölpreise nicht die einzigen Ursachen

Denn auch wenn so mancher das gerne behauptet: Aber allein an den hohen Steuern lag es nicht, dass der Sprit im März so teuer war wie noch nie.

Und auch nicht allein am Rohöl. Denn dessen Preis ist längst nicht so stark gestiegen wie der für Diesel und Benzin. Und erst recht sinkt der Preis jetzt nicht so, wie das Rohöl wieder günstiger geworden ist.

Bundeskartellamt konnte nie Absprachen nachweisen

Also was tun? Die Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes ist sicher kein falscher Schritt. Wenn diesmal tatsächlich etwas rauskommt.

Denn seit vielen Jahren steht auch immer wieder der Verdacht im Raum, dass die Mineralölkonzerne ihre Preise untereinander absprechen könnten. Und seit Jahren hören wir vom Bundeskartellamt: Dafür haben wir keine Anzeichen gefunden.

Es fehlten also bisher immer die Beweise. Was aber alle sehen können: In kürzester Zeit ziehen die Preise an den unterschiedlichen Tankstellen überall fast gleichzeitig immer in die gleiche Richtung – ob nach oben oder nach unten.

Mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Egal, was bei den Raffinerien, im Großhandel oder beim Rohölpreis passiert ist – die Konzerne haben mit Sicherheit noch mal extra kassiert, vielleicht sogar abgesprochen. Beweisen kann ich das allerdings nicht.

Und wenn ab Juni der Spritpreis dank der geplanten Steuersenkung doch nicht so stark sinken sollte, wie er es müsste, dann bin ich mir zwar wieder sicher, was dahinter steckt. Aber beweisen kann ich es wieder nicht.

Macht an der Zapfsäule haben die Kunden

In vielen Bereichen haben die Bonner Kartellwächter durchaus eine große Macht, wenn Konzerne Preise absprechen – bislang aber nicht an der Zapfsäule.

Wirklich etwas ändern können vor allem die Autofahrer – wenn sie nämlich das Auto immer häufiger stehen lassen, wenn es möglich ist.

Denn wie stark die Preise bei sinkender Nachfrage fallen können, haben wir im Laufe der Pandemie gesehen.

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