Schießerei in Duisburg: Hells Angels und Clanmitglieder beteiligt

Stand: 05.05.2022, 17:02 Uhr

Im Duisburger Stadtteil Hamborn kam es am Mittwochabend zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung.

Laut Polizei sind mindestens vier Menschen verletzt worden, die in den umliegenden Krankenhäusern behandelt werden. Schwerverletzte gibt es wohl nicht. Weiter gibt die Polizei bekannt, dass es am Hamborner Altmarkt um 20.30 Uhr zu einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen gekommen sei - vor Ort waren offenbar 80 bis 100 Menschen. "Einer der Verletzten wurde in einer Bäckerei gezielt aufgesucht und dort angeschossen", so die Polizei. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen.

Spurensicherung in der Nacht und am Morgen

In der Nacht und am Morgen gab es eine umfangreiche Spurensicherung am Tatort. Unter anderem wurden Drohnenaufnahmen aus der Luft und ein aufwendiges 3D-Bild erstellt, um zum Beispiel Schusswinkel zu rekonstruieren. Die Ermittler arbeiten mit Hochdruck an dem Fall. "Die Täter sollten sich nicht sicher fühlen. Wir verfolgen die Straftaten mit Nachdruck und all dem, was der Rechtsstaat aufbieten kann", sagt Duisburgs Leitende Oberstaatsanwältin Christina Wehner.

Zusammenhang mit Ereignissen in anderen Ruhrgebietsstädten?

Auch in anderen Ruhrgebietsstädten sollen sich nach Polizeiangaben Gruppen "zusammengerottet haben", so ein Sprecher wörtlich. Die Polizei prüft nun, ob die Ereignisse im Zusammenhang stehen. "Wir haben handelnde Personen identifiziert, die möglicherweise dem Rocker- und/oder Clanmilieu zugeordnet werden können", so der Sprecher weiter. Die Polizei kündigte am Abend weitere Maßnahmen an.

Innenminister Reul: 15 Beteiligte festgenommen

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bestätigte am Donnerstag, dass es sich bei den Beteiligten "sowohl um Mitglieder der Hells Angels als auch um Mitglieder eines polizeibekannten türkisch-arabischen Clans" handelt. Nach ersten Erkenntnissen wurden mindestens 19 Schüsse abgegeben. Vier Menschen wurden teils schwer durch Schüsse verletzt. Insgesamt 15 Beteiligte, die allesamt einer der beiden Gruppierungen zuzurechnen seien, seien festgenommen worden.

Derzeit werde "jeder Videoschnipsel" ausgewertet. "Diese Videos und Bilder aus Duisburg sind schockierend", sagte Reul weiter. Der Vorfall zeige, dass "Rocker und Clans durchaus mal gemeinsame Sache machen". Gleichzeitig verteidigte der Minister das harte Vorgehen seines Ministeriums gegen organisierte Kriminalität der vergangenen Jahre. "Wenn wir nicht so hart durchgegriffen hätten, gäbe es solche Szenen wie in Duisburg öfter", sagte er. Clankriminalität sei "keine PR-Erfindung".

Auch Duisburgs OB ist "schockiert"

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) äußerte sich am Donnerstagmittag schriftlich zu den Ereignissen in Duisburg-Hamborn: "Ich bin schockiert und traurig. Natürlich müssen wir abwarten, was die polizeilichen Ermittlungen zu den gestrigen Ereignissen in Hamborn ergeben. Klar scheint: Hier wurden Auseinandersetzungen im Rocker und Clanmilieu auf offener Straße ausgetragen, unbeteiligte Menschen wurden in Lebensgefahr gebracht. Ein ganzer Stadtteil wurde in Angst und Schrecken versetzt."

Weiter habe Link NRW-Innenminister Reul in einem Telefonat "um ein klares Bekenntnis dazu gebeten, die Hundertschaft der Polizei im Duisburger Norden zu belassen." Dies sei "alternativlos". Der Rechtsstaat müsse mit aller Härte durchgreifen und die Taten bis ins letzte Detail aufgeklärt werden, so Sören Link weiter.

Chaotische Zustände auf der Straße

Ersten Informationen nach soll sich alles an einem Fast-Food-Restaurant am Hamborner Altmarkt abgespielt haben. Augenzeugen sprechen von chaotischen Zuständen auf der Straße. "Als da mehrere Schüsse zu hören waren, habe ich mir schon Gedanken gemacht und dann Angst bekommen, was denn nun da vorgeht und ob mir was passieren könnte. Man möchte da nur so schnell wie möglich weg. Panische Angst, dort nicht wegzukommen, hatte ich auch", so Augenzeugin Lena Schneider. Zudem sind auf Videos in Sozialen Netzwerken teilweise bis zu 30 Schüsse zu hören.

Der Bereich um den Altmarkt wurde weiträumig abgeriegelt. Ob Unbeteiligte zu Schaden gekommen und verletzt worden sind, war zunächst unklar.

Polizei sucht Zeugenaussagen, Fotos und Videos

Die Polizei bittet Menschen, die sachdienliche Angaben zum Tatgeschehen oder zu beteiligten Personen machen können, sich unter der Rufnummer 0203 2800 zu melden, außerdem könne man Bilder und Videos im NRW-Hinweisportal hochladen.

Über die Schießerei in Duisburg berichten wir den ganzen Tag im WDR-Hörfunk und in den Nachrichtensendungen im WDR-Fernsehen.