Warum fahren Frachtschiffe auf NRW-Kanälen gegen Brücken?

Stand: 18.08.2022, 12:25 Uhr

Zwei Unfälle in der Binnenschifffahrt in NRW innerhalb weniger Stunden: Auf dem Dortmund-Ems-Kanal bei Rheine ist am Dienstagnachmittag (16.08.22) ein Frachtschiff mit dem Steuerhaus gegen eine Brücke geprallt. Der 28-jährige Schiffsführer wurde leicht verletzt. Am Schiff gab es einen erheblichen Sachschaden.

Schiff prallt gegen Brücke in Dorsten

In der Nacht auf Donnerstag (18.08.22) ist ein weiteres Frachtschiff auf dem Wesel-Datteln-Kanal in Dorsten ebenfalls mit einer Brücke kollidiert. Der 42-jährige Schiffsführer wurde leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die Statik der Brücke muss überprüft werden, solange ist der Kanal nicht befahrbar. Außerdem ist die B224, die über die Brücke führt, in Richtung Dorsten gesperrt. Das Steuerhaus des Schiffs war nicht weit genug eingefahren, die Polizei ermittelt jetzt den Grund dafür.

Schiff wegen geringer Fracht womöglich zu hoch im Wasser

Die Unfallursachen sind noch nicht geklärt. Für die Binnenschifffahrt ist allerdings die aktuelle Dürre ein großes Problem. Der niedrige Wasserstand in Flüssen wie dem Rhein hat zwar keinen Einfluss auf die Kanäle - da kann der Wasserstand über die Schleusen auf einem bestimmten Niveau gehalten werden. Das Schiff bei Dorsten kam aber vom Rhein und war nur zu einem Drittel beladen, um im Rhein nicht zu tief im Wasser zu liegen. An der Brücke im Wesel-Datteln-Kanal lag das Schiff dann möglicherweise zu hoch im Wasser.

Eine Binnenschifferin, die oft auf dem Wesel-Datteln-Kanal unterwegs ist, hält auch die marode Infrastruktur für ein Problem. Die Schiffe seien in den vergangenen Jahrzehnten größer geworden, die Kanäle aber gleich geblieben, sagte sie gegenüber dem WDR. Die Brücken auf den Kanälen seien generell zu alt und zu niedrig für die moderne Binnenschifffahrt. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt hat den Bund in dieser Woche aufgefordert, die Infrastruktur in Flüssen und Kanälen schnellstmöglichst auszubessern.