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Auf diesen Moment haben Menschen in der ganzen Welt mit nervöser Spannung gewartet: Genau um 17.18 Uhr betrat der designierte Präsident Joe Biden zusammen mit seiner Frau Jill die Bühne vor dem Kapitol. Als 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika tritt der 78-Jährige die Nachfolge des mindestens umstrittenen Vorgängers Donald Trump an.

Jetzt US-Präsident: Joe Biden mit Ehefrau Jill
Drei frühere US-Präsidenten - Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton - nahmen an der Amtseinführung teil, nicht aber Donald Trump selbst. Er befindet sich bereits in seinem Zuhause in Florida und wurde vom bisherigen Vizepräsidenten Mike Pence vertreten.

Erste Vizepräsidentin der USA: Kamala Harris
Gegen 17.50 Uhr unserer Zeit sprach Biden sein Gelübde zur Vereidigung - nachdem bereits seine Vize-Präsidentin Kamala Harris ihren Amtseid abgelegt hat.
Pop-Sängerin Lady Gaga hatte zuvor unter der strahlenden Sonne der US-Hauptstadt die amerikanische Nationalhymne gesungen. Auf ihrer Brust prangte eine große goldene Friedenstaube. Da Politik in den USA immer auch mit Show zu tun hat, standen neben Lady Gaga für die weiteren Feierlichkeiten auch noch Jennifer Lopez und Bruce Springsteen auf dem Plan.

Lady Gaga sang bei der Amtseinführung von Joe Biden die Nationalhymne.
Donald Trump hatte es bei seiner Amtseinführung dagegen schwer gehabt, renommierte Stars für einen Auftritt zu gewinnen. Vor vier Jahren sangen unter anderem Lee Greenwood, Sam Moore und Tony Orlando.
Biden verspricht "Heilung"
In seiner Rede wiederholte Joe Biden im Grunde vieles von dem, was er vor der Wahl bereits immer wieder gesagt hatte. Er wolle Präsident aller Amerikaner sein, er wolle das Land heilen, die tiefe Spaltung der Gesellschaft wieder schließen.
Biden sprach von Ungleichheit, Rassismus, der Klimakrise – alles große Herausforderungen, denen das Land derzeit gleichzeitig gegenüber stehe. "Wir werden die Nacht durchstehen", zitierte Biden die Bibel. Amerika sei auf den Prüfstand gestellt worden, "wir werden gestärkt aus dieser Zeit hervor gehen."
Als neuer Präsident versprach er, jetzt entschlossen den Kampf gegen die Pandemie aufzunehmen und gedachte der mehr als 400.000 Toten, die Corona in den USA bereits gefordert hat - mehr Menschenleben, so Biden, als das Land jemals durch Kriege verloren habe.
Amanda Gormans bewegender Auftritt
Für einen Gänsehautmoment sorgte die erst 22-jährige schwarze Dichterin Amanda Gorman. In ihrem klugen Gedicht "The hill we climb", das sie nach dem Sturm auf das Kapitol geschrieben hatte, beschwor sie die Kraft einer Nation, in der es selbst in dunklen Zeiten möglich sei, dass ein "dünnes schwarzes Mädchen", das von Sklaven abstamme, davon träumen könne, Präsidentin zu werden. Einer Nation, die eben nicht kaputt sei, sondern lediglich "noch nicht vollendet".
Der New York Times hatte Gorman zuvor berichtet, dass es Jill Biden gewesen sei, die sie für diesen Beitrag vorgeschlagen hätte.
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Tränen der Erleichterung
Im WDR Livestream war auch die deutsch-amerikanische Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook zugeschaltet. Angesichts der bewegenden Stimmung bei der Zeremonie, die viele selbst am Fernseher nicht kalt ließ, kamen ihr sogar die Tränen.
Auch ähnliche Standpunkte wie Vorgänger
"Er weiß sehr genau, was vor ihm liegt", konstatierte Christiane Meier, Leiterin des ARD-Studio New York, über den neuen Präsidenten. Doch der Ton, den er gesetzt habe - Aussagen wie die, dass Amerika nun den "inneren Bürgerkrieg" beenden müsse - lasse vielen Amerikanern "eine ganz schwere Last von den Schultern" fallen.

Marvin Neumann betreibt den YouTube-Kanal "Politik, aber geil!"
Dabei beziehe Biden in einigen Punkten durchaus ähnliche Position wie sein Vorgänger Trump, stellte der Youtuber Marvin Neumann im WDR Livestream fest. So stehe er der North Stream II-Pipeline ebenso kritisch gegenüber wie Trump. Auch plädiere Biden für ein unabhängigeres Europa.
Hohe Bedrohung
Die gesamte Amtseinführung fand unter extremen Sicherheitsvorkehrungen statt. Seit Tagen waren Teile der Stadt Washington komplett abgeriegelt, bis zu 25.000 Kräfte der Nationalgarde sichern den Bereich um das Kapitol weiterhin ab. Nach der Erstürmung des Kapitols vor gut zwei Wochen durch gewalttätige Trump-Anhänger war die Sorge vor weiteren Angriffen während der Amsteinführung groß.
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Bilder: Vom Protest zum Sturm auf das Kapitol
Der US-Kongress sollte den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden bestätigen - ein rein formeller Akt. Dann spielten sich im Kapitol chaotische Szenen ab.
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Immerhin ein bis zwei Millionen Anhänger habe diese Bewegung, aus der der Mob im Kapitol entstanden war, sagte Terrorismus-Experte Peter R. Neumann im Livestream. Man müsse von bis zu 20.000 gewaltbereiten Gefährdern ausgehen - deutlich mehr, als dem Dschihadismus zugerechnet werde. Besonders schwierig: Auch unter den Sicherheitskräften und Militärs der USA gibt es Unterstützer, sogar innerhalb der Republikanischen Partei.
Daraus könnte durchaus eine terroristische Bewegung entstehen, sagt Neumann. Er sei sich absolut sicher, dass in Zukunft noch mit weiteren aggressiven Attacken zu rechnen sei - nicht nur in Washington, sondern auch in anderen US-Städten. Bedroht seien auch die Mitglieder der Republikanischen Partei: Trump-Anhänger fühlten sich von ihnen betrogen, sähen "Verräter" in ihnen.
Entgegen vieler Befürchtungen kam es während der Amtseinführung nicht zu größeren Zwischenfällen. In Washington habe es nur wenige Demonstranten und vereinzelt Festnahmen gegeben, berichten Agenturen. Vereinzelte Trump-Anhänger hätten vor Parlamentsgebäuden in einigen US-Staaten protestiert.
Laschet sendet Glückwünsche
Aus der ganzen Welt erhielt der neue US-Präsident Glückwünsche. Auch aus NRW: Ministerpräsident Armin Laschet gratulierte Biden zur Amtseinführung. "In Europa, in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen freuen wir uns auf die Zusammenarbeit", schrieb er. Die Glückwünsche gälten auch für Kamala Harris, die als erste Frau in der US-amerikanischen Geschichte das Amt der Vizepräsidentin übernimmt.
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Mit Biden kehrten "Vernunft und der Geist von Partnerschaft" ins Weiße Haus zurück, twitterte der CDU-Politiker Norbert Röttgen aus Königswinter. Um die transatlantische Partnerschaft wieder zu stärken, müssten aber jetzt "auch wir Europäer liefern". Röttgen gehört dem Verein "Atlantikbrücke" an, der um gute Beziehungen zwischen Deutschland und den USA bemüht ist.
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Stand: 20.01.2021, 21:52