Premierminister Johnson tritt als Parteichef zurück

Stand: 07.07.2022, 13:38 Uhr

Der britische Premierminister Boris Johnson hat seinem Rücktritt als Chef der Tory-Partei zugestimmt. Damit verliert er auch das Amt des Premierministers.

Der britische Premierminister Boris Johnson tritt als Chef seiner Konservativen Partei zurück. Er wolle aber als Regierungschef weitermachen, bis ein Nachfolger gewählt ist, sagte Johnson am Donnerstag in London.

Johnson hatte Rücktrittsforderungen angesichts einer Reihe von Skandalen um seine Amtsführung wiederholt zurückgewiesen. Am Morgen hatte der neue Finanzminister Nadhim Zahawi nur 36 Stunden nach seiner Ernennung den Premierminister aufgefordert, sein Amt niederzulegen.

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Mehr als 50 Regierungsvertreter aus Protest zurückgetreten

Nach einer ganzen Reihe von Skandalen waren seit Dienstagabend mehr als 50 Minister und andere Regierungsvertreter aus Protest gegen Johnson zurückgetreten. Neben einer Spendenaffäre wogen Skandale um Partys am Regierungssitz während des Corona-Lockdowns sowie um sexuelle Übergriffe von hochrangigen Tory-Vertretern besonders schwer. 

Oppositionschef Starmer sprach mit Blick auf Johnsons angekündigten Rücktritt als Parteichef der Konservativen von einer "guten Nachricht". Was das Land jetzt brauche, sei aber "kein Wechsel an der Spitze der Tories. Wir brauchen einen echten Regierungswechsel", forderte der linksgerichtete Labour-Politiker.

Johnson im Parlament im Kreuzfeuer

Noch am Mittwoch hatte die Labour-Opposition Johnson bei seinem Auftritt in der traditionellen Fragestunde des Parlaments vielstimmig "Geh, geh!" zugerufen. Schlimmer für den Premier war jedoch, dass ihn ein Parteifreund, der Tory-Abgeordnete Tim Loughton, mit der Frage anging, ob es überhaupt etwas gebe, das ihn zum Rücktritt veranlassen könne. Johnson antwortete: "Der Job des Premierministers besteht darin, in schwierigen Zeiten weiterzumachen, wenn er ein ungeheures Mandat erhalten hat."

Die meisten Tories hatten still zugehört und kaum Unterstützung für Johnson gezeigt. Johnson hatte das Königreich aus der EU geführt und durch die Pandemie gelenkt. Bislang hatte sich der 58-Jährige immer wieder aus schier ausweglosen Skandalen herausgewunden. Jetzt also sein Abgang.

Über dieses Thema berichtet am 07.07.2022 unter anderem die Aktuelle Stunde im WDR Fernsehen um 18:45 Uhr.