Atomreaktor Doel 3 bei Antwerpen in Belgien

Atomausstieg: Belgien nimmt Doel 3 vom Netz

Stand: 24.09.2022, 09:09 Uhr

Belgien hat einen ersten Atom-Reaktor vom Netz genommen. Am Freitagabend wurde der Meiler Doel 3 bei Antwerpen heruntergefahren. Deutsche Atomkraftgegner und Politiker hatten jahrelang für das Aus gestritten.

Belgien hat einen umstrittenen Atomreaktor bei Antwerpen dauerhaft vom Netz genommen. Der Meiler Doel 3 liefere seit Freitagabend keinen Strom mehr, sagte eine Sprecherin des Betreibers Engie.

Deutsche Atomkraftgegner und Politiker bis hin zur Bundesregierung hatten jahrelang für das Aus gestritten. Doel 3 wurde vor rund 40 Jahren in Betrieb genommen. Er ist der erste der insgesamt sieben belgischen Reaktoren, der abgeschaltet wird. In dem Atomkraftwerk gibt es noch drei weitere Reaktoren. Außerdem betreibt das Land drei Reaktoren im Kernkraftwerk Tihange, das etwa 60 Kilometer von Aachen in Nordrhein-Westfalen entfernt liegt.

Vor Jahren schon Risse gefunden

Der jetzt abgeschaltete Druckwasserreaktor Doel 3 sorgte wiederholt mit Problemen für Schlagzeilen. Vor zehn Jahren fanden Prüfer Haarrisse im Reaktorbehälter, der Meiler wurde daraufhin zwei Mal für einen längeren Zeitraum abgeschaltet. Die belgische Atomaufsicht bewertete den Meiler aber als sicher.

Das Kraftwerk Doel liegt an der niederländischen Grenze an der Schelde, zur deutschen Grenze sind es Luftlinie weniger als 120 Kilometer. 

Pannenreaktor Tihange läuft noch weiter

Der zweite Pannenreaktor Tihange 2 rund 50 Kilometer Luftlinie von der deutschen Grenze bei Aachen soll bis zum 1. Februar abgeschaltet werden. Auch hier wurden in der Vergangenheit Haarrisse entdeckt. "Wenn die beiden Meiler vom Netz gehen, wird das NRW sicherer machen", sagte Landesumweltminister Oliver Krischer (Grüne) in Düsseldorf. Der Grünen-Politiker hatte sich seit Jahren für die Abschaltung der sogenannten "Riss-Reaktoren" eingesetzt.

Atomausstieg 2025 umstritten

Ursprünglich war geplant, alle belgischen Kernkraftwerke bis 2025 vom Netz zu nehmen. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der gestiegenen Energiepreise will die Regierung nun aber die Reaktoren Tihange 3 und Doel 4 bis mindestens Ende 2035 weiterlaufen lassen, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Im vergangenen Jahr kam rund die Hälfte der belgischen Stromproduktion aus Atomkraft.

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