Alternative zu Google: Neeva verspricht Suchen ohne Anzeigen und Tracking

Stand: 07.10.2022, 15:07 Uhr

Die meisten suchen mit Google, dabei gibt es eine Reihe von Alternativen. Ab sofort ist zum Beispiel die Suchmaschine Neeva auch in Deutschland am Start. Der Suchdienst verspricht Suchen ohne Tracking und Anzeigen. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb stellt den Suchdienst vor.

Weit mehr als 90 Prozent aller Suchanfragen gehen in Deutschland und Europa an den Branchenprimus Google. Der hat sich bewährt, den kennt jeder – warum wechseln? Dabei gibt es auch in Deutschland eine Reihe von Alternativen, die Suchergebnisse ohne Tracking, Cookies und Durchleuchtung versprechen. Ab sofort ist das Angebot um einen weiteren Dienst erweitert: Neeva.

Gegründet von Ex-Google-Mitarbeitern

Die Bildschirmoberfläche eines Computers

Der Suchdienst Neeva wurde von zwei Ex-Google-Mitarbeitern gegründet. Sie wollten eine Suchmaschine bauen, die mindestens so gut ist wie Google – aber ohne bedenkliche Aspekte wie Tracker auskommt, die den Nutzer durchleuchten, um ihm passgenaue Werbung zu präsentieren.

Neeva kommt ohne Anzeigen, Werbung und Affiliate-Links aus - das sind Links zu Kaufangeboten, die so codiert sind, dass sie dem Betreiber Einnahmen bringen. Damit werben die Betreiber von Neeva jedenfalls. Ein weiterer Schwerpunkt bei Neeva ist ein gewisser Fokus auf Community-Seiten wie Twitter. Google listet solche Fundstellen zwar auch auf, misst ihnen aber nicht zu viel Bedeutung bei.

Selbst konfigurieren und anpassen

Unter Neeva können User ein eigenes "Dashboard" erstellen, das quasi als individualisierte Startseite fungiert. So sind Aufbau, Gestaltung und Bewertung der Suchergebnisse optimal auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten. So wie Google bietet auch Neeva an, gezielt nach Bildern, Videos oder News zu suchen.

Auf einer Bildschirmoberfläche stehen dem Nutzer verschiedene Ranking-Möglichkeiten für die WDR.de Website offen

Ein interessanter Unterschied zu Google: Während der Branchenprimus versucht, aufgrund der ermittelten Datenlage zu entscheiden, was einem Benutzer gefällt, können User das bei Neeva selbst festlegen: Wer mehr Inhalte von wdr.de sehen will, Rezepte bevorzugt oder Shopping-Angebote kann das selbst bestimmen. Einfach einen entsprechenden Treffer anklicken und "Mehr davon" auswählen.

Kostenlos im Basisdienst – und mit kostenpflichtigen Extras

Neeva ist kostenlos – und soll später als Freemium-Modell kommen. Für einige Funktionen zahlen User dann, etwa für ein VPN oder einen Passwort-Manager. Diese Dienste lassen sich von Deutschland aus noch nicht buchen. Um alle Funktionen nutzen zu können, bedarf es ohnehin eines Kontos bei Neeva. Das ist in der Basis-Version kostenlos. Wer mag, kann sich auch via Google, Microsoft und Apple anmelden – liefert dann aber natürlich bei diesen Anbietern wieder Daten ab.

Neeva verfügt über einen eigenen Such-Index – so wird das genannt, wenn das gesamte Netz untersucht, vermessen und ein Verzeichnis angelegt wird –, greift aber auch auf den Such-Index des Konkurrenten Microsoft Bing zurück.

Neeva mobil: Hier auch als Standard-Browser

Es gibt auch eine App, die sich mühelos auf jedem Smartphone installieren lässt – sogar mit eingebauten Tracking-Blocker, der ein Nachverfolgen durch Werbe-Anbieter verhindern hilft. Die Anzahl der blockierten Tracker wird auch angezeigt. Im mobilen Browser lässt sich Neeva als Standardsuchmaschine festlegen. Es ist aber auch möglich, Neeva in Chrome oder Firefox zum Standardsuchdienst zu machen.

Die Alternativen zu Google verdienen Aufmerksamkeit: Suchmaschinen wie DuckDuckGo, Startpage, Microsoft Bing, Ecosia, Swisscow, Metager und andere bieten ähnlich gute, teilweise aber auch völlige andere Suchergebnisse.

Eines ist den meisten Alternativen aber gemein: Sie versuchen, datensparsamer auszukommen, sammeln also weniger Daten als das große, erfolgreiche Vorbild. Und im Fall von Ecosia suchen die Menschen sogar klimaneutral: Die Suchmaschine wird mit grüner Energie betrieben – und Werbeeinnahmen fließen in klimafreundliche Projekte.

Mit Neeva ist die Palette der Alternativen jetzt um einen interessanten Kandidaten erweitert worden.

Über den Autor

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.

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