Milchtüten in einem Regal

Verband: Milch wird im Sommer deutlich teurer

Stand: 03.05.2022, 17:51 Uhr

Der Krieg und teure Energie lassen Lebensmittelpreise explodieren. Der Milchindustrieverband hält Preissprünge von gut 20 Prozent für möglich.

Von Louisa Schmidt

Kunden müssen sich auf einen Milchpreis von über einem Euro einstellen, heißt es vom Milchindustrie-Verband. Der vertritt die Interessen der Molkereien in Deutschland. Anstehende Preisverhandlungen mit den Lebensmittel-Einzelhändlern dürften dafür sorgen, dass Molkereiprodukte spätestens im Sommer deutlich teurer werden. Grund sind massive Kostensteigerungen in der Produktion - und ein knappes Angebot an Milch.

Butterpreis besonders stark gestiegen

Schon jetzt kosten viele Produkte mehr als noch vor einem Jahr. Bei der Butter ist die Inflation besonders zu spüren: 2,06 Euro mussten Verbraucherinnen und Verbraucher in der vergangenen Woche im Schnitt für eine Packung Deutsche Markenbutter bezahlen, heißt es im Verbraucherpreisspiegel der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Satte 60 Cent mehr als vor einem Jahr.

Auch Milch kostet im Regal mehr als noch vor einem Jahr. Statt 87 Cent sind es inzwischen 94 Cent für einen Liter konventionell erzeugte Milch im Tetrapak. Etwas geringer ist der Preisanstieg bei Käse. Einzelne Produkte wie die 500-Gramm-Packung Naturjoghurt sind laut AMI durchschnittlich sogar günstiger geworden.

Hohe Produktionskosten kommen verzögert im Supermarkt an

Doch damit dürfte bald Schluss sein. Denn in den kommenden Wochen und Monaten stehen laut Milchindustrie-Verband bei manchen Produkten weitere Preissteigerungsrunden an. Bei Butter verhandeln Handelskonzerne und Molkereien die Preise oft neu aus. "Bei allem, was längere Kontraktlaufzeiten hat - beim Käse, bei der Milch oder bei anderen Frischprodukten - da sind die die Preissteigerungen im Laden noch nicht wirklich angekommen", sagt AMI-Milchmarktexperte Andreas Gorn. So sieht es auch der Milchindustrie-Verband. Der rechnet bei den Neuverhandlungen mit Preissteigerungen von um die 20 Prozent, zum Beispiel für Milch, Sahne oder Joghurt.

Bauern bekommen so viel wie nie - und profitieren trotzdem nicht

Zwar bekommen Landwirte im Moment pro Liter Milch so viel wie nie zuvor - im Schnitt fast 45 Cent. Doch jetzt machen extrem gestiegene Herstellungskosten die höheren Erlöse wieder zunichte, heißt es vom Deutschen Bauernverband. Ein Landwirt vom Niederrhein rechnet vor: Pro Liter Milch hat er im Moment gut neun Cent höhere Kosten. Allerdings bekommt er auch etwa zehn Cent mehr von seiner Molkerei.

Krieg in der Ukraine nur ein Grund für hohe Preise

Das liegt unter anderem am Krieg in der Ukraine: Der macht zum Beispiel Dünger und Tierfutter teuer und knapp. Auch Kraftstoffe sind teuer. Das bedeutet auch höhere Kosten für die Molkereien. Denn die brauchen viel Erdgas, um die Milch aufzubereiten und zu erhitzen. Außerdem hat Corona den Preis diverser Verpackungsmaterialien in die Höhe getrieben.

Dass Milch im Moment tatsächlich knapper ist als üblich, liegt an der aktuell hohen Nachfrage. Gleichzeitig ist die Liefermenge von deutscher Milch in diesem Jahr um zwei Prozent gesunken, ähnlich wie in anderen wichtigen Lieferländern. Wegen der hohen Kosten haben manche Betriebe aufgegeben. Dürren haben aber auch dazu geführt, dass die Futterqualität gesunken ist - und Kühe weniger Milch gegeben haben. AMI-Experte Gorn rechnet damit, dass die Mengen in diesem Jahr weiter zurückgehen werden.

Dazu kommt: In Erwartung steigender Preise hamstern Verbraucher und Lebensmittelhändler. Auch das treibt die Preise in die Höhe.