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WDR: Die Bundeswehr nutzt Taschkent als Drehkreuz für die Evakuierung aus Afghanistan. Wie ist derzeit die Lage dort?
Bamdad Esmaili: Deutschland hat für die Aktion das gesamte Inlandsterminal des Flughafens Taschkent gemietet. Die Lage hier ist natürlich angespannt, auch durch die räumliche Situation. So müssen sich die 100 Soldaten, die zur Hilfe vor Ort sind, eine einzige Dusche teilen. Heute morgen um drei Uhr ist hier eine Maschine aus Kabul mit 213 Menschen angekommen, darunter waren vor allem Kinder. Derzeit ist keine Maschine unterwegs, aber geplant sind etwa fünf Flüge von Taschkent nach Kabul, das etwa eineinhalb Stunden entfernt ist.
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WDR: Was passiert nach der Ankunft? Wie ist die Versorgung?

Esmaili: Wenn die Geflüchteten hier angekommen sind, wird zunächst ein Covid-Test gemacht, dann geht es in den Wartebereich. Und von dort möglichst schnell weiter nach Deutschland. Dort bleiben sie, oder sie reisen weiter nach Italien oder in die Schweiz. Schnell rein, schnell raus - keiner soll hier bleiben. Das war die Bedingung der usbekischen Regierung. Hier will man keine Flüchtlinge haben.
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WDR: Dabei wünscht sich die deutsche Politik doch, dass die Nachbarländer Afghanistans als erste Priorität für Flüchtlinge gelten?
Esmaili: Zumindest in Usbekistan sieht das anders aus. Die usbekische Regierung will offenbar eine friedliche Beziehung zu den Taliban, da gibt es große wirtschaftliche Interessen. Einige hundert desertierte Soldaten haben es über die Grenze nach Termiz geschafft, aber Usbekistan hat viele von ihnen wieder zurückgeschickt. Es gibt lediglich ein kleines Zeltlager an der Grenze. Dazu kommen ein paar tausend Personen, die offiziell mit einem Visum eingereist sind. Dieses Visum läuft aber bei vielen ab, und um es zu verlängern, müssten sie nach Afghanistan zurück. Das wollen sie aus verständlichen Gründen nicht, entsprechend groß sind die Sorgen und die Ungewissheit.
Das Interview wurde im WDR 5-Morgenecho geführt.