Zweiter Verdacht auf Affenpocken-Infektion in Köln

Stand: 24.05.2022, 10:25 Uhr

In Köln gibt es bereits einen zweiten Verdacht auf eine Affenpocken-Infektion. Was ist bisher bekannt? Und wie gefährlich ist das Virus?

In Köln gibt es mittlerweile einen zweiten Verdacht auf eine Affenpocken-Infektion. Das Gesundheitsamt hat den Fall eines 60-jährigen Kölners gemeldet, der im Urlaub Kontakt mit einer infizierten Person hatte und nun wieder zurück ist. Er weist bisher keine Symptome auf. Das Ergebnis vom Labor steht noch aus.

Quarantäne nach Affenpocken-Verdacht in Köln

Am Montag meldete das Kölner Gesundheitsamt bereits den Verdachtsfall eines 45-jährigen Mannes, der typische Symptome der Krankheit aufweise. Es stehe zu Hause unter Quarantäne, sagte eine Sprecherin der Stadt. Das Testergebnis der Gewebeuntersuchung stehe noch aus.

Bereits am Wochenende hatte es Hinweise auf mögliche Kontakte von Menschen in NRW mit dem Affenpockenvirus gegeben. Dies bestätigte am Sonntag ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums auf WDR-Anfrage.

RKI: Gefährdung für breite Bevölkerung als gering eingeschätzt

"Die Situation wird genau beobachtet; die Ärzte sowie die Gesundheitsämter werden um verstärkte Wachsamkeit gebeten", so der Ministeriumssprecher. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland werde nach derzeitigen Erkenntnissen vom Robert Koch-Institut (RKI) als gering eingeschätzt.

Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) werden Eindämmungsmaßnahmen vorbereitet. Für Deutschland würden aktuell Empfehlungen zu Isolation und Quarantäne erarbeitet, sagte der Minister am Montag am Rande der Weltgesundheitsversammlung in Genf.

Auch in Belgien wurde am Montag der erste Fall bestätigt. Im nordrhein-westfälischen Nachbarland gilt nun eine 21-tägige Quarantäne bei Affenpocken.

Zwei Affenpocken-Fälle in Berlin bestätigt

In Deutschland hatte es nach einem ersten Fall in Bayern am Wochenende auch in Berlin zwei bestätigte Fälle von Affenpocken gegeben. Der Zustand der Patienten sei stabil, die Ermittlungen zu Kontaktpersonen dauerten an, teilte die Senatsgesundheitsverwaltung mit.

Am Freitag war erstmals in Deutschland ein Fall von Affenpocken bestätigt worden. Betroffen sei ein aus Brasilien stammender 26-Jähriger, der von Portugal über Spanien nach München gereist sei, hatte das bayerische Gesundheitsministerium mitgeteilt. Seit etwa einer Woche ist er demnach in der bayerischen Landeshauptstadt, zuvor war er in Düsseldorf und Frankfurt am Main. Die Stadt Düsseldorf gab am Montag Entwarnung für ihr Gebiet im Fall des Infizierten.

Es ist der erste jemals in Deutschland erfasste Fall von Affenpocken, zuvor wurde das Virus nach Angaben des RKI hierzulande noch nie nachgewiesen. Der Patient in München leidet an der milderen westafrikanischen der zwei bekannten Virusvarianten. Das hat die Genom-Analyse des Erregers am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr ergeben, wie das bayerische Gesundheitsministerium mitteilte.

Infektionskette ohne Verbindung zu Afrika

Das Neue an der aktuellen Situation: Einige der Erkrankten hatten weder Kontakt zu infizierten Reiserückkehrenden, noch waren sie selbst gereist, so das RKI. Es sei das erste Mal, dass in Europa Infektionsketten von Affenpocken ohne bekannte Verbindung zu West- oder Zentralafrika beobachtet wurden.

Die Weltgesundheitsorganisation hat weltweit etwa 80 Fälle ermittelt sowie rund 50 Verdachtsfälle.

Virus verursacht wohl meist nur milde Symptome

Gesundheitsbehörden zufolge verursacht das Virus meist nur milde Symptome, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. In Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich.

Erste Symptome sind Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Später treten krankhafte Hautveränderung auf. Sie beginnen häufig im Gesicht, breiten sich auf weitere Körperteile aus. In schwereren Fällen kann es zu einer Pustelbildung auf der Haut kommen. Infizierte Personen sind ansteckend, bis alle Krusten abgefallen und durch neue Haut ersetzt wurden. Das kann mehrere Wochen dauern.

Im Gegensatz zu den echten Pocken (Variolavirus) erholen sich die meisten erkrankten Personen laut RKI innerhalb von mehreren Wochen wieder. Schwere Fälle oder Todesfälle seien bei sehr jungen oder immungeschwächten Personen möglich.

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Affenpocken bei Nagetieren verbreitet

Affenpocken sind eine seltene, vermutlich von Nagetieren auf Menschen übertragbare Viruserkrankung, erklärt das RKI. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber möglich.

Übertragen wird das Virus vor allem über direkten Kontakt oder Kontakt zu kontaminierten Materialien, auch eine - wohl sehr seltene - Übertragung über Tröpfchen in der Luft ist auf kürzere Distanzen möglich.

Im Frühjahr 2003 kam es zum ersten Nachweis von Affenpocken außerhalb des afrikanischen Kontinents. Als Ursache wurde der Import von Nagetieren aus Ghana in die USA identifiziert, die Übertragung der Erkrankung erfolgte über infizierte Präriehunde auf Tierhändler und -besitzer.