Äpfel an Bäumen auf einer Plantage bei Tönisvorst.

Obstbauern in Sorge: Warum Äpfel aus der Region oft teurer sind als importierte

Stand: 24.09.2022, 12:59 Uhr

Obstbauern verschenken heute in ganz Deutschland regional angebaute Äpfel - zum Beispiel auf Marktplätzen in Bonn, Soest und Coesfeld. Damit wollen sie auf Probleme der deutschen Apfelbauern aufmerksam machen.

Vor allem die gestiegenen Energiekosten setzen den Obstbauern zu, heißt es vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern. Er blickt besorgt auf neue Stromverträge. Deutsche Äpfel werden zwar noch bis November geerntet - damit sie auch den Rest des Jahres frisch in den Handel können, müssen sie kühl und kohlendioxidreich gelagert werden. Das ist energieintensiv.

Dazu kommt ab Oktober der höhere Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde. Auch deswegen müsse der regionale Apfel im Handel teurer sein als importierte Äpfel, sagt der Provinzialverband. Der Landesverband Obstbau Westfalen-Lippe verweist zudem auf die hohen deutschen Standards beim Anbau. Die begrüße man zwar, sagt Verbandssprecher Bernd Möllers, dafür müsse der Kunde aber höhere Preise in Kauf nehmen.

Der Einzelhandel setzt aus Kostengründen aber immer häufiger auf günstigere Äpfel aus dem Ausland. Mit der Geschenkaktion wollen die Obstbauern dafür werben, dass Kunden beim Kauf gezielt auf Äpfel aus der Region achten und gegebenenfalls nachfragen. Die Hoffnung dahinter: Dass der Handel durch die verstärkte Nachfrage wieder auf regionales Obst setzt.

Obstbauern wollen mit Umwelt- und Naturschutz punkten

Das sei zwar teurer, dafür aber umweltfreundlich, sagt Möllers. Zum einen sei die Klimabilanz besser als bei importierten Äpfeln, weil die Lieferwege teils deutlich kürzer seien. Zum anderen seien Obstplantagen ein Garant für die Artenvielfalt, der wegzufallen drohe, wenn sich der heimische Obstanbau nicht mehr lohne. Eine Million Äpfel pro Jahr werden in Deutschland geerntet - rund zwei Drittel des Verbrauchs hierzulande.

Studien zeigen: Wer umweltschonend Obst einkaufen möchte, sollte auf Äpfel von regionalen Streuobstwiesen innerhalb der Apfelsaison zwischen August und November achten. Danach nähert sich die Energiebilanz deutscher Äpfel wegen der energieintensiven Lagerung nach und nach importierten Äpfeln an. Diese kommen zum größten Teil aus Italien und den Niederlanden, aber auch aus Neuseeland und Chile.

Über das Thema berichten wir auch im "Tag um sechs" um 18 Uhr bei WDR 4 und WDR 5.

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