Neun-Euro-Ticket ist da - alle Infos im Überblick

Stand: 02.06.2022, 08:33 Uhr

Für neun Euro je Monat im Juni, Juli und August mit Bahn und Bus quer durch Deutschland fahren - seit Mittwoch gilt das günstige Ticket für den Nahverkehr. Alle wichtigen Infos im Überblick.

Seit Mittwoch gilt das Neun-Euro-Ticket. Damit können Fahrgäste für neun Euro einen Monat lang bundesweit den Nahverkehr nutzen. Die Tickets werden für Juni, Juli und August verkauft. Damit sollen Pendlerinnen und Pendler unterstützt werden, weil die Energiepreise stark gestiegen sind. Außerdem geht es um Klimaschutz: Mehr Menschen sollen dauerhaft zu einem Umstieg auf Busse und Bahnen bewegt werden.

Wo gibt es das Neun-Euro-Ticket? Wie lange ist es gültig? Und was müssen Inhaberinnen und Inhaber eines Monatsabos tun? Hier finden Sie die Antworten auf die Fragen rund um das Neun-Euro-Ticket.

Wo gilt das Ticket?

Das Ticket gilt bundesweit für alle Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs - also für Busse, Bahnen, Schwebebahn und auch für Fahrten mit der Regionalbahn. Für den Fernverkehr - also ICE, IC und EC - gilt das Ticket nicht. Und auch im Flixtrain und in Fernbussen ist das Ticket nicht gültig. Dafür aber auch für bestimmte Fähren, in Hamburg zum Beispiel.

Manche grenznahe Verkehrsverbünde haben Kooperationen mit ihren Nachbarländern, z.B. mit Belgien, Polen, Österreich oder der Niederlande. Auf diesen Strecken gilt das Neun-Euro-Ticket nach Angaben der Deutschen Bahn allerdings nicht. Schluss ist immer an der letzten deutschen Haltestelle vor der Grenze.

Und: Auch einige wenige Regionalverbindungen dürfen nicht mit dem Neun-Euro-Ticket genutzt werden. Hintergrund: Auf einigen Strecken setzt die Deutsche Bahn Fernzüge ein, die auch von Fahrgästen mit Nahverkehrsticket genutzt werden dürfen. Für diese Verbindungen müssen Bahn und Bundesländer klären, ob das Neun-Euro-Ticket gilt. Falls das nicht der Fall ist, wird in der Verbindungsauskunft der Bahn ein entsprechender Hinweis angezeigt.

Wie bekomme ich das Ticket?

Erhältlich ist das Neun-Euro-Ticket im Grunde überall dort, wo es Fahrkarten für Bus und Bahn gibt: In den Reisecentern der Deutschen Bahn, in den Kundencentern der Verkehrsverbünde sowie an den Fahrscheinautomaten und direkt in den Bussen und Bahnen.

Außerdem verkaufen die Deutsche Bahn und die regionalen Verkehrsverbünde das Ticket über ihre Apps und Internetseiten.

Wie plane ich die Route am besten?

Dafür können Sie auf dem Handy die DB Navigator App nutzen - mit einem entsprechenden Suchfilter: Geben Sie die gewünschte Verbindung ein und drücken dann auf die Anzeige oberhalb des roten "Suchen"-Buttons. Hier können Sie nun über "Optionen" und "Verkehrsmittel" den Schalter "Nur Nah-/Regionalverkehr" aktivieren. Sämtliche Verbindungen, die nicht mit dem Neun-Euro-Ticket genutzt werden können, sind nun deaktiviert.

Auf der Bahn-Homepage geht das etwas einfacher. Dort erscheint die Option "Nur Nahverkehr" direkt bei der Suche.

Wie lange ist das Ticket gültig?

Erhältlich ist das Ticket für die Monate Juni, Juli und August. Es gilt jeweils für einen kompletten Kalendermonat. Wer das Neun-Euro-Ticket beispielsweise am 15. Juni kauft, braucht am 1. Juli eine neue Fahrkarte.

Was ist mit bestehenden Monatstickets?

Auch wer Monats- oder Jahreskarten hat, soll von Juni bis August nur monatlich neun Euro für die Fahrkarte bezahlen. Gleiches gilt für Jobtickets und Großkundentickets. Abonnentinnen und Abonnenten müssen dabei nicht von sich aus aktiv werden, heißt es etwa vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Eine Sprecherin der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH sagte auf Nachfrage des WDR, der monatlich eingezogene Betrag reduziere sich automatisch auf neun Euro. Die Deutsche Bahn möchte ihren Kunden die Differenz zwischen Abo-Preis und Neun-Euro-Ticket erstatten.

Brauchen Kinder ein eigenes Ticket?

Kinder unter sechs Jahren fahren gemeinsam mit ihren Eltern kostenlos mit. Ab sechs Jahren brauchen Kinder ein eigenes Neun-Euro-Ticket, Ermäßigungen gibt es nicht.

Gibt es Extra-Regeln für Studierende?

Ja. Alle, die an einer NRW-Hochschule eingeschrieben sind, müssen sich kein 9-Euro-Ticket kaufen. Um bundesweit reisen zu können, können sie vom 1. Juni bis 31. August das NRW-Semesterticket im bundesweiten Nahverkehr nutzen. Möglicherweise gibt es für die Studierenden eine Erstattung - denn zwischen den Preisen für das Semesterticket und dem Neun-Euro-Ticket klafft eine Differenz. Über das Ob und Wie gibt es aber noch Unklarheiten.

Ist mein Fahrrad im Neun-Euro-Ticket inklusive?

Fahrräder können den Angaben des Landes zufolge generell nur mit einem zusätzlichen Fahrrad-​Ticket mitgenommen werden. Einen Anspruch dafür gebe es aber auch mit einem Zusatzticket nicht. Es müsse auch Platz für das Rad sein. Kinderwagen und Rollstühle hätten Vorrang.

Bei Abotickets, die die Mitnahme eines Fahrrads erlauben, gelte das weiterhin nur in dem festgelegten Bereich und nicht auch bundesweit.

Was gilt, wenn ich meinen Hund mitnehmen möchte?

Was die Mitnahme von Tieren angeht, hat jeder Regionalverbund seine eigenen Regeln. Zumeist ist aber nach Angaben der Deutschen Bahn die Größe ausschlaggebend. Kleine Hunde können demnach in geschlossenen Behältnissen, beispielsweise in einer Tierbox, gratis mitfahren. Für einen Hund, der größer als eine Hauskatze ist, benötigen Sie in vielen Regionalzügen ein Zusatzticket. Sie können allerdings für Ihren Vierbeiner kein Neun-Euro-Ticket kaufen.

Woher kommt das Geld?

Der Bund zahlt den Ländern 3,7 Milliarden Euro, zum Beispiel für die wegfallenden Einnahmen und die nötigen technischen Umstellungen beim Fahrkartenkauf. Die Länder fordern aber 1,5 Milliarden Euro zusätzlich, um Bus und Bahn langfristig besser ausstatten zu können. Außerdem sollen so die höheren Energiepreise für die Verkehrsbetriebe ausgeglichen werden.

Ina Brandes (CDU) | Bildquelle: WDR/privat

NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) hält das Ticket grundsätzlich für eine gute Idee. Sie fürchtet aber, dass es keine gute Werbung für den ÖPNV sein könnte. Wenn viele Menschen auf Bus und Bahn umstiegen und es zu voll werde, sei das keine gute Visitenkarte und bewege niemanden zum Umsteigen. Daher brauche es Geld für mehr Busse und mehr Bahnen.

So sieht das auch der Fahrgastverband Pro Bahn NRW. Die Verkehrsbetriebe wünschen sich außerdem eine "Nachschusspflicht", falls die Kosten höher ausfallen als angenommen.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) äußerte am Donnerstag die Sorge, dass "nach dem schönen Sonderangebot" des Neun-Euro-Tickets die Preise in die Höhe schießen könnten. Nötig sei ein ÖPNV-Ausbau auch mit Blick auf die angestrebte Verdoppelung der Fahrgäste bis 2030, sagte er.

Wäre ein Null-Euro-Ticket nicht sinnvoller?

Einige Verkehrsbetriebe hätten sich das gewünscht, denn damit wäre viel Aufwand bei der Umstellung entfallen. Auch Kontrollen wären nicht nötig gewesen. Der Fahrgastverband Pro Bahn in NRW sieht das anders. Er begrüßt, dass mit dem Neun-Euro-Ticket Daten darüber gesammelt werden könnten, wo es wie viele Ticketkäufe gibt.

Außerdem sorge das Ticket für eine kleine Hemmschwelle, für sehr kurze Strecken den Bus oder die Bahn zu nutzen - und das würde den voraussichtlich vollen ÖPNV entlasten.

Die Bahn-Gewerkschaft EVG etwa spricht schon jetzt davon, dass das Neun-Euro-Ticket zu Überlastung und Stillstand führen könnte. Sie verweist auf Erfahrungen mit dem 1995 eingeführten Wochenend-Ticket der Deutschen Bahn, das damals zu einem sehr starken Andrang der Kunden geführt hatte.