Eine Polizistin und ein Polizist stehen vor einem großen Gebäude, auf dem "Parookaville" steht

Unterwegs mit den Festival-Cops auf dem Parookaville

Kleve | Verbrechen

Stand: 22.07.2024, 15:02 Uhr

Sie sorgen für die Sicherheit auf Großveranstaltungen: Die Polizistinnen und Polizisten der Kreispolizei Kleve waren auf einem der größten Festivals in Deutschland im Einsatz, dem Parookaville in Weeze. Wir haben zwei von ihnen auf Streife begleitet. Was sie dort erlebt haben.

Von Christian Richter

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Auf Streife auf dem Parookaville

Die Bässe wummern, 120 Beats pro Minute, es riecht nach frittierten Pommes, hier und da nach Cannabis und an zwei Festival-Tagen nach dem Geruch von Regen auf trockener Erde. Das Parookaville-Festival in Weeze ist am Freitag mit viel Sonne und teilweise drückender Hitze gestartet. Wasser und Sonnenschutzcreme sind deshalb Pflicht. Auch für Lea Meier und Christian Werner von der Kreispolizei Kleve. Beide haben eigentlich andere Nachnamen, die aber hier nicht genannt werden sollen.

Die Polizeioberkommissare, kurz POK, 35 und 31 Jahre alt, haben in diesen Tagen nicht ihren ersten Festival-Dienst. Das Parookaville gilt laut Polizei als sehr friedliches Festival mit guter Stimmung. Meier und Werner sind für den sogenannten Raumschutz zuständig, also die Gefahrenabwehr jeglicher Art bei Großveranstaltungen. Es gehe darum, Präsenz zu zeigen und gegebenenfalls eingreifen zu können, sollte etwas passieren.

Beide waren in den vorherigen Jahren auch schon privat auf dem Parookaville. Sie kennen und mögen ein paar der Interpreten, die hier von Freitag bis Sonntag auftreten und auflegen. Arbeiten, wo andere zu elektronischer Musik feiern - der Dienst ist für sie ein besonderer.

Lea Meier (Nachname geändert) schildert ihren Eindruck vom Parookaville

00:19 Min. Verfügbar bis 22.07.2026

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Ein Navi auf zwei Beinen

Bei 225.000 Besuchern aus über 50 Ländern verteilt auf drei Festival-Tage muss die Polizei gut aufgestellt sein. Wie viele Beamte im Einsatz sind, verrät die Polizei aus einsatztaktischen Gründen nicht. Klar ist: Neben den uniformierten Kräften beobachten auch Zivilbeamte das bunt-laute Treiben.

Eine Besucherin will von Meier wissen, ob sie im Dienst auch Spaß haben dürften. Kurz muss die 35-Jährige schmunzeln. Sie erklärt, dass die Polizei auf dem Festival nicht zum Vergnügen anwesend sei, Spaß bei der Arbeit aber natürlich erlaubt ist.

Zu sehen ist das Logo der Polizei NRW

Für viele Besucherinnen und Besucher ist die Polizei eine Anlaufstelle auf dem Parookaville

Es ist nicht die einzige Festival-Gängerin, die auf die beiden Polizisten zugeht. Regelmäßig werden Meier und Werner von Besuchern angesprochen und beispielsweise nach dem Weg zur Mainstage, dem Fundbüro oder der nächsten Toilettenanlage gefragt. Für solche Auskünfte hat Werner extra eine Karte in der Hosentasche. Sie zeigt das 166.000 Quadratmeter große Festival-Gelände, auf dem sie zu Fuß unterwegs sind. Bei einem größeren Einsatz auf dem Gelände hätte die Polizei aber die Möglichkeit, mit Fahrzeugen schneller zu reagieren.

Werner erklärt und zeigt mit der Karte bei jeder Nachfrage den Weg. Er und die Festival-Besucher gehen respektvoll miteinander um. Es scheint, als wäre die Ansprache an das Festival-Publikum angepasst. Werner duzt und wird geduzt. Ob das gezielt Teil der polizeilichen Einsatztaktik ist, ist unklar. In jedem Fall schafft es Vertrauen und wirkt deeskalierend.

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"Wir wollen ein Sicherheitsgefühl vermitteln"

Nicht alle Besucher, die Meier und Werner auf dem Parookaville-Festival ansprechen, sind auf der Suche nach dem richtigen Weg. Einige wollen auch ein Selfie mit den beiden machen. Meier entgegnet dann: "Wenn du gegen mich im Schnick-Schnack-Schnuck gewinnst, machen wir das Foto." Leer geht trotzdem niemand aus. Auch wenn die Polizeioberkommissarin gewinnt, steht sie wenig später neben den Besuchern und lächelt in deren Kameras.

Meier und Werner (Nachnamen geändert) werden von vielen Besuchern angesprochen

00:22 Min. Verfügbar bis 22.07.2026

Meier glaubt, dass die Polizeipräsenz auf dem Festival gut bei den Besuchern ankommt: "Die Leute finden es super, dass wir hier sind, sprechen uns auch an und bedanken sich größtenteils dafür, dass wir hier sind und dass wir den Dienst hier machen." Sie glaubt, dass das Sicherheitsgefühl, das die Polizei auf dem Festival vermitteln will, genau so rüberkommt.

Zu sehen ist eine Polizistin, die mit zwei Besucherinnen posiert

Viele Besucherinnnen und Besucher fragen Lea und Christian nach einem Foto

Und tatsächlich wird Meier irgendwann von einer jungen Frau angesprochen und gefragt, ob sie etwas Nettes sagen dürfe: "Ihr macht euren Job richtig gut und das Coole an Parookaville ist immer: Die Polizisten sehen immer richtig cool aus!" Die angetrunkene Besucherin zwinkert und zieht dann wortlos davon. Meier brüllt ihr noch "Danke!" hinterher.

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Das Festival ist vorbei - Die Polizei zieht Bilanz

Je später es wird, desto höher steigt auch der Alkoholpegel bei dem ein oder anderen Besucher. Die Polizei ist darauf vorbereitet, dass es zu Schlägereien oder Handgemengen kommen kann. Für Meier und Werner bleibt es aber ruhig. Seit dem neuen Cannabisgesetz müssen auch kiffende Besucher keine Anzeige von den beiden Polizisten befürchten.

Nicht nur die persönliche Festival-Bilanz von Meier und Werner fällt positiv aus. Auch die Kreispolizei Kleve fällt am Montagmorgen nach Ende des Festivals ein entsprechendes Fazit. Insgesamt sei es sehr ruhig gewesen. Nur vereinzelt sei es zu Diebstahl oder Körperverletzung gekommen. Insgesamt habe es am Festival-Wochenende nur ein einziges Betäubungsmittel-Delikt gegeben. Außerdem hatten Beamte Erste-Hilfe geleistet oder bei der Suche nach vermissten Personen geholfen.

Eine Bauchtasche liegt geöffnet auf dem Boden

Lea und Christian mussten kaum wegen Drogendelikten eingreifen

Wetterbedingte Einsätze habe es trotz des Starkregens am Samstagabend nicht gegeben. Die Hitze hingegen führte vereinzelt zu Kreislaufproblemen, die aber meist schnell vor Ort behandelt werden konnten. Dazu hätten auch die Wasserstellen auf dem Festival-Gelände beigetragen. Nach denen wurden auch Meier und Werner oft gefragt.

Die Polizeioberkommissare hoffen, dass sie mit ihrer Präsenz zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl bei den Menschen auf dem Parookaville 2024 beigetragen haben. Vielleicht sind sie im nächsten Jahr wieder dabei - auf Streife beim Parookaville.