Kaffee aus der JVA Remscheid: Der einzige Knast-Kaffeeröster in NRW

Remscheid | Verbrechen

Stand: 25.09.2024, 12:35 Uhr

Häftling Patrick Mayr-Schmieding verbringt seine Strafe in der JVA in Remscheid anders als die anderen: Er ist der erste und einzige Kaffeeröster in einem Gefängnis in NRW. Warum das mehr als Zeitvertreib ist.

Von Michaela Heiser

Es duftet nach frisch gerösteten Kaffeebohnen. Umgeben von den grauen Wänden der JVA Remscheid-Lüttringhausen steht an einer großen Maschine Häftling Patrick Mayr-Schmieding. Er heißt eigentlich anders und möchte anonym bleiben. Ein lautes Rasseln ist zu hören. Das Geräusch kommt von den unzähligen kleinen Kaffeebohnen, die durch die Maschine geschleudert und dabei geröstet werden. An einem Guckloch fliegen die Bohnen im Inneren der Maschine vorbei.

Mayr-Schmiedings Arbeit ist einzigartig in Nordrhein-Westfalen: Er ist der erste und bislang einzige Kaffeeröster in einem NRW-Gefängnis. Seit Mai gehört das Kaffeerösten zur Arbeitstherapie der JVA Remscheid-Lüttringhausen. Die Häftlinge sollen sich nicht nur die Zeit vertreiben, sondern auch auf das Arbeitsleben außerhalb des Gefängnisses vorbereitet werden. In der JVA in Remscheid gibt es neben der Kaffeerösterei unter anderem eine Imkerei, Schusterei und Tischlerei.

Häftling Patrick Mayr-Schmieding ist stolz auf seinen Job in der Rösterei 00:35 Min. Verfügbar bis 25.09.2026

Die Kunst des Kaffeeröstens

Nach etwa 20 Minuten schiebt Mayr-Schmieding einen Griff an der Röstmaschine nach oben. Aus einer Klappe fallen die fertigen Bohnen in eine große Wanne. Sie sind jetzt nicht mehr grünlich, sondern schokoladig braun. In der Wanne bewegt ein Rührwerk nun die Bohnen im Kreis. So kühlen sie ab. "Die Entwicklung vom rohen Kaffee zum fertigen Produkt zu beobachten, zu beeinflussen und am Ende zu überprüfen, wie der Kaffee geworden ist. Das macht Spaß", sagt er.

Jede seiner fünf "Knastbohne"-Sorten erfordert ihre spezielle Behandlung. Die Bohnen dürfen nicht zu hell und nicht zu dunkel werden. Während der Häftling stolz die Kunst des Kaffeeröstens erklärt, wirft er mit Fachbegriffen nur so um sich. Man merkt, wie sehr ihm sein neuer Job gefällt.

Arbeitstherapie: 80.000 Euro für zwei Röstmaschinen

Während Mayr-Schmieding mit der Röstmaschine beschäftigt ist, sortieren drei Mithäftlinge die nicht gelungenen Bohnen aus und füllen nur die besten ab. "Wir haben hier in der Kaffeerösterei verschiedene auch sehr einfache Arbeitsschritte, die Gefangene ausführen können, die keinen Beruf oder sonstiges gelernt haben", sagt Daniel von Lonski, Betriebsleiter der JVA. Viele der Häftlinge hätten nie einen geregelten Arbeitsablauf erlebt. In der Kaffeerösterei sollen sie Aufgaben lernen, die Geduld und Geschick erfordern. Außerdem zeige sich, wie teamfähig die Häftlinge sind, erklärt von Lonski. Allein die beiden Röstmaschinen haben zusammen rund 80.000 Euro gekostet.

Betriebsleiter Daniel von Lonski über die Begabungen des Kaffeeröster-Häftlings 00:27 Min. Verfügbar bis 16.08.2026

Mehrere Monate hat Patrick Mayr-Schmieding schon damit verbracht, die Kunst des Kaffeeröstens zu lernen. Zeit zum Üben hat er genug. Der 33-Jährige muss elf Jahre Haft absitzen. Erst die Hälfte der Zeit ist vorbei. Warum er im Gefängnis ist, will er nicht erzählen. Nur, dass er "einfach zu Hause geblieben wäre", hätte er gewusst, welche Folgen seine Handlungen nach sich ziehen. "Für andere Menschen und auch für mich." Vor seiner Haftstrafe arbeitete er als Barkeeper und im Callcenter, erzählt er. Eigentlich ist er Musiker.

Die fünf Knastbohnen-Sorten: Arabica aus Kolumbien, Costa Rica, Indien und Brasilien und Robusta aus Vietnam | Bildquelle: WDR

Zurück zum Knast-Kaffee: 300 Kilo Bohnen im Monat rösten und verpacken Mayr-Schmieding und seine Mithäftlinge. Ihr Lohn: Zwischen 120 und 250 Euro im Monat zur freien Verfügung. Ein Teil der gerösteten Kaffeebohnen bleibt in der JVA in Remscheid, der Rest wird innerhalb der Justizbehörden verteilt. In Zukunft sollen es die fünf Sorten der "Knastbohne" aber auch im "Knastladen", dem Online-Shop der Justizvollzugsanstalt, zu kaufen geben.

Über dieses Thema haben wir auch am 15.08.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.