"Man muss gelassen bleiben": Kiosk schon viermal überfallen
Stand: 29.08.2024, 16:23 Uhr
Es ist eine Horrorvorstellung für Mitarbeiter in einem Kiosk oder einer Tankstelle: Plötzlich kommt eine Person durch die Tür, in der Hand eine Waffe. Dimitrios Tsanakas hat das in seinem Kiosk in Dortmund schon mehrmals erlebt. Warum er sich trotzdem sicher fühlt.
Von David Peters und Josefine Upel (Text), Nicole Werner (Multimedia)
Direkt an einer viel befahrenen Straße im Kaiserstraßenviertel in Dortmund liegt der Kiosk von Dimitrios Tsanakas. Vor dem Kiosk quietscht die vorbeifahrende Straßenbahn. Viele der Kunden, die hier durch die Tür kommen oder durch das Fenster etwas kaufen, sind aus der Nachbarschaft. Man kennt sich. Auf engstem Raum gibt es Süßkram, Getränke und Tabakwaren. Eigentlich alles ganz normal. Doch nachts ändert sich das Bild. Schon viermal war der Kiosk Ziel von Räubern. Zuletzt wurde ein Mitarbeiter von Tsanakas sogar mit einer Schusswaffe bedroht.
Der Kiosk von Dimitrios Tsanakas kurz vor dem Ortseingang Körne
So wie der Kioskbesitzer und seine Mitarbeiter werden jedes Jahr tausende Menschen in NRW Opfer von Raubüberfällen. 2023 gab es laut Kriminalstatistik der Polizei rund 12.600 Raubdelikte in NRW. Bis 2021 war jahrelang ein Abwärtstrend zu sehen. In den letzten drei Jahren sind die Zahlen jedoch wieder gestiegen. 2023 gab es rund 12 Prozent mehr Raubdelikte als im Vorjahr. Auch insgesamt ist die Kriminalität in NRW zuletzt gestiegen.
Polizeisprecherin Annika Roß zum Kiosk-Überfall
00:12 Min.. Verfügbar bis 29.08.2026.
Verletzt wurde bei dem Raubüberfall auf den Dortmunder Kiosk vor einigen Wochen zum Glück niemand. Der Mitarbeiter von Tsanakas habe genau richtig gehandelt und das getan, was der Räuber von ihm verlangt habe, erklärt die Polizei. Sich nicht selbst in Gefahr zu bringen, sei in so einer Situation sehr wichtig. Was die Polizei noch rät, erfahrt ihr hier.
Nicht den Helden spielen
"Wenn man das schon einige Male mitgemacht hat, muss man überlegen: Was könnte das nächste Mal passieren? Wie muss ich reagieren?", sagt der Kioskbesitzer. Deshalb briefe er seine Mitarbeiter im Vorfeld und bereite sie so gut wie möglich auf solche Vorfälle vor. "Man muss gelassen bleiben, darf den Gegenüber nicht provozieren und muss ihm das Geld aushändigen." Viel Geld sei ohnehin nie in der Kasse, erzählt der 58-Jährige. "Ich würde sagen, die Beträge sind lächerlich."
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Seit zwölf Jahren betreibt Tsanakas seinen Kiosk. Früher hat er als Bankangestellter gearbeitet und auch dort schon einen Überfall erlebt. Banküberfälle machen nur einen kleinen Teil der Raubdelikte in NRW aus. Im Jahr 2023 gab es fünf Raubüberfälle auf Banken und Sparkassen.
Trotz der vielen bedrohlichen Erlebnisse in seinem Leben fühlt sich Tsanakas sicher. Die Polizei sei immer schnell da, um zu helfen, sagt er. Beim letzten Überfall habe sie nur zwei Minuten gebraucht. Bei den drei Fällen zuvor konnten die Täter gefasst werden: "Da hat die Polizei einen wirklich guten Job gemacht." Von den insgesamt rund 12.600 Raubdelikten in NRW im letzten Jahr wurden laut Statistik rund 7500 aufgeklärt. Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, was für Strafen drohen, glaubt Tsanakas. "Wenn jemand erwischt wird, gibt es bis zu zehn Jahre Haft für einen bewaffneten Raubüberfall."
Was machen die Überfälle mit Dimitrios Tsanakas?
00:09 Min.. Verfügbar bis 29.08.2026.
Nach dem letzten Überfall will der 58-Jährige an den Wochenenden wieder öfter in seinem Kiosk selbst hinter der Theke stehen, vor allem um seinen Mitarbeitern den Rücken zu stärken. Kioske seien eigentlich Orte des Austauschs, doch die Menschen seien aggressiver geworden, findet Tsanakas. An das Aufgeben denkt er trotzdem nicht: "Durch die Überfälle kann man mir die Motivation nicht nehmen. Auf gar keinen Fall."
Über dieses Thema haben wir auch am 21.06.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.