Wer ihm morgens auf dem Weg zur Arbeit begegnet, fragt sich womöglich zuerst, ob ein Zirkus in der Nähe ist. Allerdings tragen Artisten wohl kaum einen Fahrradhelm, Sportkleidung und einen Rucksack. Ruhig und konzentriert, aber etwas wankend, bewegt Klaus Lenfort sein selbst gebautes Hochrad durch die westfälische Landschaft.
Gelenkt wird nicht mit der Lenkgabel, sondern mit den Füßen. Eine große Umstellung für den Fahrradliebhaber, der früher eigentlich immer mit einem seiner fünf Mountainbikes unterwegs war. "Ich muss noch ein bisschen üben", sagt Lenfort. 16 Kilometer sind es zwischen seinem Zuhause in Steinfurt und seinem Arbeitsplatz in Altenberge.
Wie bequem fährt es sich auf einem Hochrad?
WDR Lokalzeit. 00:15 Min.. Verfügbar bis 08.10.2026.
Schon in den 1790er-Jahren wurden in Paris fahrradähnliche Gestelle hergestellt, zum Beispiel für die Freizeitgestaltung in Form von Wettkämpfen. Ein französischer Kutschenschmied entwickelte das Gefährt weiter, indem er den Pedalantrieb hinzufügte. 1871 wurde schließlich das Hochrad in England erfunden. Neun Jahre später war es in Deutschland erhältlich.
Auch Unfälle haben ihn nicht abgehalten
Zweieinhalb Jahre geisterte die Idee durch Lenfords Kopf, bis er schließlich aufs Hochrad stieg. Doch der erste Fahrversuch endete mit einer Bruchlandung: "Das Rad hat mich abgeworfen. Zum Glück nur in die Hecke des Nachbarn." Nach der schmerzhaften Erfahrung ist das Rad erstmal im Keller gelandet. Lenfort wollte aufgeben, aber ein Arbeitskollege hat den Metallbauer motiviert, weiterzumachen. Also schraubte er nach Feierabend an seinem Gefährt.
Klaus Lenfort schraubt in der Werkstatt an seinem Hochrad
Bei dem Tiefschlag blieb es aber nicht: Bei einer weiteren Probefahrt ist der Rahmen unterhalb des Sattels auseinandergebrochen - eigentlich ein Totalschaden. Immerhin ist Lenfort nicht gestürzt. Inzwischen beherrscht er sein Gefährt immer besser.
So steigt Klaus Lenfort aufs Hochrad - und wieder runter
WDR Lokalzeit. 00:28 Min.. Verfügbar bis 08.10.2026. WDR.
Ein kurioses Hobby
Der besagte Kollege staunte nicht schlecht, als eines Morgens das Hochrad im Fahrradständer vor der Werkstatt stand. "Wenn du es fertigkriegst, rufe ich beim Fernsehen an", sagt Reinhard Diekmann. Gesagt, getan. Er selbst würde sich nicht auf ein Hochrad trauen: "Man kippt vorne über, wenn man Pech hat. Das ist mir zu gefährlich."
Klaus Lenforts Frau nimmt das Hobby ihres Mannes mit Liebe und Gelassenheit
Für Fahrräder aller Art gelten strenge Regeln auf öffentlichen Wegen: Laut Straßenverkehrsordnung müssen die Fahrräder Bremsen, Licht und Reflektoren haben. Das gilt allerdings nicht für das Hochrad, weil es sich um ein historisches Sportgerät handelt. Lenforts Ehefrau findet das Hobby ihres Mannes trotz der Sturzgefahr toll: "Das ist richtig verrückt. Ehrlich gesagt hat er ziemlich einen an der Waffel. Aber Hauptsache, es ist nicht langweilig", sagt sie und lacht.
Über dieses Thema haben wir auch am 10.07.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.