Ein Mann hat einen Fahrradhelm auf und steht vor einem Hochrad

Warum dieser Westfale mit dem Hochrad zur Arbeit fährt

Steinfurt | Unterwegs

Stand: 08.10.2024, 16:41 Uhr

Keine Bremse, keine Gangschaltung, keine Luft im Reifen: Bequem ist der Arbeitsweg von Klaus Lenfort nicht. Aber besonders.

Von Agata Pilarska (Text) und Ralf Czichowski (Multimedia)

Wer ihm morgens auf dem Weg zur Arbeit begegnet, fragt sich womöglich zuerst, ob ein Zirkus in der Nähe ist. Allerdings tragen Artisten wohl kaum einen Fahrradhelm, Sportkleidung und einen Rucksack. Ruhig und konzentriert, aber etwas wankend, bewegt Klaus Lenfort sein selbst gebautes Hochrad durch die westfälische Landschaft.

Gelenkt wird nicht mit der Lenkgabel, sondern mit den Füßen. Eine große Umstellung für den Fahrradliebhaber, der früher eigentlich immer mit einem seiner fünf Mountainbikes unterwegs war. "Ich muss noch ein bisschen üben", sagt Lenfort. 16 Kilometer sind es zwischen seinem Zuhause in Steinfurt und seinem Arbeitsplatz in Altenberge.

Wie bequem fährt es sich auf einem Hochrad?

WDR Lokalzeit 00:15 Min. Verfügbar bis 08.10.2026

Schon in den 1790er-Jahren wurden in Paris fahrradähnliche Gestelle hergestellt, zum Beispiel für die Freizeitgestaltung in Form von Wettkämpfen. Ein französischer Kutschenschmied entwickelte das Gefährt weiter, indem er den Pedalantrieb hinzufügte. 1871 wurde schließlich das Hochrad in England erfunden. Neun Jahre später war es in Deutschland erhältlich.

Auch Unfälle haben ihn nicht abgehalten

Zweieinhalb Jahre geisterte die Idee durch Lenfords Kopf, bis er schließlich aufs Hochrad stieg. Doch der erste Fahrversuch endete mit einer Bruchlandung: "Das Rad hat mich abgeworfen. Zum Glück nur in die Hecke des Nachbarn." Nach der schmerzhaften Erfahrung ist das Rad erstmal im Keller gelandet. Lenfort wollte aufgeben, aber ein Arbeitskollege hat den Metallbauer motiviert, weiterzumachen. Also schraubte er nach Feierabend an seinem Gefährt.

Klaus Lenfort schraubt in der Werkstatt an seinem Hochrad

Klaus Lenfort schraubt in der Werkstatt an seinem Hochrad

Bei dem Tiefschlag blieb es aber nicht: Bei einer weiteren Probefahrt ist der Rahmen unterhalb des Sattels auseinandergebrochen - eigentlich ein Totalschaden. Immerhin ist Lenfort nicht gestürzt. Inzwischen beherrscht er sein Gefährt immer besser.

So steigt Klaus Lenfort aufs Hochrad - und wieder runter

WDR Lokalzeit 00:28 Min. Verfügbar bis 08.10.2026 WDR

Ein kurioses Hobby

Der besagte Kollege staunte nicht schlecht, als eines Morgens das Hochrad im Fahrradständer vor der Werkstatt stand. "Wenn du es fertigkriegst, rufe ich beim Fernsehen an", sagt Reinhard Diekmann. Gesagt, getan. Er selbst würde sich nicht auf ein Hochrad trauen: "Man kippt vorne über, wenn man Pech hat. Das ist mir zu gefährlich."

Klaus Lenfort schraubt im Garten an seinem Hochrad und seine Frau schaut ihm zu.

Klaus Lenforts Frau nimmt das Hobby ihres Mannes mit Liebe und Gelassenheit

Für Fahrräder aller Art gelten strenge Regeln auf öffentlichen Wegen: Laut Straßenverkehrsordnung müssen die Fahrräder Bremsen, Licht und Reflektoren haben. Das gilt allerdings nicht für das Hochrad, weil es sich um ein historisches Sportgerät handelt. Lenforts Ehefrau findet das Hobby ihres Mannes trotz der Sturzgefahr toll: "Das ist richtig verrückt. Ehrlich gesagt hat er ziemlich einen an der Waffel. Aber Hauptsache, es ist nicht langweilig", sagt sie und lacht.

Über dieses Thema haben wir auch am 10.07.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.