
"Was man finden will, ist Gold": der Schatzsucher von Köln
Stand: 13.03.2025, 07:33 Uhr
Beruf: Schatzsucher. Was Carsten Konze mit seinem Metalldetektor im Boden findet, ist wertvoll. Mal wissenschaftlich, mal emotional. Oft ist es aber auch einfach nur Schrott. Was einen der bekanntesten deutschen Schatzsucher antreibt.
Von Stefan Weisemann (Text) und Marion Liedl (Multimedia)
Schrott oder Schatz?
Schritt für Schritt, Schwung für Schwung. Immer im gleichen Takt. So läuft Carsten Konze über einen brachliegenden Acker bei Pulheim, vor den Toren von Köln. Es ist kalt, der 48-Jährige schnauft. Vor sich schwingt er mit der rechten Hand einen langen Stab. An seinem unteren Ende ist eine runde Scheibe montiert, die nah über den Boden gleitet. Es ist das wichtigste Instrument des Schatzsuchers: seine Metallsonde. In der anderen Hand hält Konze einen leichten Spaten. Er hat ihn lässig über die Schulter gelegt.
Plötzlich fängt die Sonde an, zu piepen. Ganz hell und schrill. Konze hält inne und lässt die Sonde noch mal über den Piep-Punkt gleiten. Das Display der Sonde zeigt eine "92" an. "Ein guter Leitwert", sagt Konze, "das ist entweder was aus der Kriegszeit, Granatsplitter oder was richtig Cooles". Mit dem Spaten löst Konze einen dicken Erdbrocken aus dem Boden und zerkleinert ihn. Dann tastet er sich mit einem kleineren Handdetektor langsam weiter vor. Die Spannung ist fast greifbar: Schrott oder Schatz?
Der erste Fund des Tages: Schrott oder Schatz?
00:36 Min.. Verfügbar bis 13.03.2027.
Konze kann es selbst kaum glauben: Das erste Piepen des Tages, der erste tolle Fund des Tages. Ein kleiner Silberschatz. Eine Expertin wird den Silberanhänger später als relativ modernes Schmuckstück identifizieren. Doch die Silber-Strähne hält nicht lange. Beim nächsten hellen Piepen der Sonde derselbe Ablauf: Konze zückt den Spaten, lockert die Erde, sucht mit dem Handdetektor weiter und findet: "Ein Aluschnipsel von irgendeiner Dose". 98 Prozent der Funde sind Schrott. Aber eben nicht nur.
Goldgräberfieber
Wenig später findet Konze auf dem Feld noch eine antike römische Münze, rund 1700 Jahre alt. Sie lässt das Schatzsucher-Herz direkt wieder höher schlagen. "Genau dafür mache ich das hier, für solche Momente", sagt Konze und malt sich direkt eine passende Geschichte aus: "Da hat vielleicht vor so langer Zeit noch jemand mit bezahlt, hier einen Wein getrunken, vielleicht war es auch sein Arbeitslohn, und wir finden das nach so langer Zeit wieder und sind die ersten, die das jetzt wieder in den Händen halten dürfen."
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Sondengänger oder Schatzsucher: Die Suche nach alten und uralten Dingen im Boden mit einem Metalldetektor ist ein beliebtes Hobby geworden. Vor allem in der Coronazeit gab es einen Schub. Alleine und an der frischen Luft unterwegs - ein Hobby wie gemacht für diese Zeit. So schätzt das Amt für Bodendenkmalpflege, dass alleine im Rheinland mittlerweile rund 3500 Sondengänger unterwegs sind.
Klare Regeln für Schatzsucher
Für sie gelten klare Regeln. Einfach suchen, finden und behalten ist nicht erlaubt. Zunächst brauchen Sondengänger eine Genehmigung der Denkmalbehörde. Danach auch eine Erlaubnis des Besitzers des Grundstücks, auf dem sie "sondeln" wollen. Meist sind das Wiesen und Felder. Unter anderem im Wald und an Plätzen mit historischen Siedlungen ist die Sondensuche verboten.

Frisch vom Feld bei Pulheim: Eine antike römische Münze
Einen rostigen Nagel oder eine alte Dose müssen Sondengänger natürlich nicht melden, alles von Wert aber schon. Archäologen begutachten die Stücke. Historisch und wissenschaftlich wichtige Funde gehören dem Land NRW. Alles andere geht an die Sondensucher zurück. Allerdings gehört die Hälfte der Funde dem Eigentümer des Grundstücks, auf dem sie gefunden wurden.
Viel Arbeit also für die Experten beim Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, wie Petra Tutlies. Sie spricht von einer regelrechten "Flut der Funde" durch Sondengänger. Das ist gleichzeitig Fluch und Segen: "Es ist durchaus ein Gewinn für die archäologische Kulturlandschaft, diese Schwarmintelligenz auszunutzen und diese Funde benannt zu bekommen. Die negative Seite besteht darin, dass viele denken: 'Ach, das mache ich einfach so'. Sehr häufig ist das damit verbunden, dass man nicht meldet, was man gefunden hat."
Der Indiana Jones von Köln
Schatzsucher Konze will da mit gutem Beispiel vorangehen. Er sucht legal und meldet seine Funde. In der Szene ist er ein kleiner Star, eine Art Indiana Jones von Köln. Konze ist einer der ganz wenigen, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Als "German Treasure Hunter" ist er bei YouTube und Tiktok unterwegs, hunderttausende gucken sich dort Videos von seinen Schatzsuchen an. Seine Kamera hat er immer einsatzbereit am Spaten montiert.
Mal findet der Kölner Relikte aus der Römerzeit, dem Mittelalter oder dem Zweiten Weltkrieg. Mal hilft er bei der Suche nach verlorenen Eheringen, Handys und wertvollen Erbstücken. "Diese Suchaufträge sind besonders emotional", sagt er, während er sich mit leuchtenden Augen an einer Wand in seinem Büro Fotos von besonderen Funden anguckt.
Carsten Konzes spektakulärster Fund
00:52 Min.. Verfügbar bis 13.03.2027.
In einer kleinen Vitrine nebenan thronen die Schätze, die der Kölner Schatzsucher behalten durfte. "Die gucke ich mir jeden Tag an", sagt er. Zu sehen sind römische Münzen und Speerspitzen, Schlüssel, Gürtelschnallen, eine Schale voll mit Schmuck und eine silberne Taschenuhr aus dem 19. Jahrhundert. Konzes heimliches Highlight: Ein antikes römisches Ohrenstäbchen aus Metall: "Natürlich super nachhaltig, im Vergleich zu heute." All das hat er auf Feldern rund um Köln gefunden.

Konzes ganzer Schatz: Seine Funde aus der Römerzeit
"Langweilig wird einem nie bei der Schatzsuche", sagt er. In Europa ist er mit seiner Metallsonde schon viel herumgekommen. Ein Ort fehlt ihm aber noch auf seiner Schatzkarte: "Mein großer Traum ist die Karibik, da wo früher die Piraten waren. Und dann eine echte Piratenkiste voller Gold finden."
Über dieses Thema haben wir auch am 21.02.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.