
Unterwegs gegen die Krankheit: Junge Frau läuft jeden Tag einen Marathon
Stand: 18.02.2025, 16:42 Uhr
Janine Marx aus Schermbeck ist gerne und viel zu Fuß unterwegs, bis zu 60 Kilometer am Tag. Das Laufen ist aber nicht nur ein Hobby für sie. Marx hat mehrere Krankheiten, das Laufen hat für sie eine heilende Wirkung auf Körper und Seele. Wie hilft ihr der Sport gegen ihre Schmerzen?
Von Christian Richter
Aus den Barfußschuhen von Janine Marx schauen flauschige Kuschelsocken hervor. Schutz gegen die Kälte, das Thermometer zeigt gerade einmal 5 Grad. "Mich hält höchstens eine dicke Erkältung vom Laufen ab, sonst bin ich jeden Tag bei Wind und Wetter unterwegs", sagt die 26-Jährige aus Schermbeck, während sie an einem kleinen zugefrorenen Bachlauf am Rande der Felder entlanggeht. Mehr als 40 Kilometer hat sie da schon hinter sich. Das ist extrem, aber Marx läuft schon seit drei Jahren. Die langen Touren sind für sie wie eine Leidenschaft geworden.
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Denn das Laufen ist nicht mehr nur Marx' Hobby. Es hilft ihr auch gegen ihre Schmerzen, die sie schon länger begleiten. Vor einem Jahr bekommt die 26-Jährige gleich zwei Diagnosen: Rheuma und Arthrose. Außerdem hat sie seit dem Säuglingsalter einen Hydrocephalus, auch bekannt als Wasserkopf. Marx hat wegen ihrer Erkrankungen dauerhaft Schmerzen, weshalb sie nicht arbeiten kann.
Trotz Rheuma jeden Tag einen Marathon
Auch schon vor der Diagnose hat Marx gern Sport gemacht, war joggen und im Fitnessstudio. Doch irgendwann schmerzten die Gelenke dafür zu sehr. Fahrradfahren sei keine richtige Alternative gewesen, schon immer ist sie lieber gelaufen: "Ich liebe das Laufen. Aber ich habe lange gedacht: Das mit den Stöcken ist ja eher Seniorensport. Dann habe ich wirklich Spaß daran gefunden", erzählt sie. Ihre elf Monate alte Hündin Kayla läuft währenddessen neugierig neben ihr. Mit ihr geht Marx mittags allerdings nur maximal zwei bis drei Kilometer Gassi, viel mehr schaffen die kurzen Beine nicht.

Hündin Kayla begleitet Janine nur für eine zwei bis drei Kilometer lange Gassirunde
Einige der Beschwerden von Janine Marx kennen auch viele andere Menschen in NRW. Marx ist einer von etwa 300.000 Menschen im Bundesland, die laut Rheuma-Liga NRW unter einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung leiden. Rheuma ist eine regelrechte Volkskrankheit. Darunter fallen zum Beispiel Arthritis, entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße, des Bindegewebes oder der Wirbelsäule.
18.000 Kilometer pro Jahr
Die Erkrankung trifft dabei nicht nur ältere Menschen: Allein in Deutschland gibt es laut Deutschem Rheuma-Forschungszentrum etwa 14.000 betroffene Kinder und Jugendliche. Für Marx ist die tägliche Bewegung vor allem Ablenkung von ihrer Erkrankung. Täglich fünf bis sechs Stunden unterwegs zu sein, gibt ihrem Tag außerdem die Struktur, die sie braucht.
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An der frischen Luft und in der Natur fühlt sie sich wohl, ist sie in ihrem Element, wie sie sagt. Pro Jahr kommen bei ihr schätzungsweise 18.000 Kilometer zusammen. Der Schuhverschleiß ist entsprechend hoch. Etwa alle zwei Wochen braucht Marx neue Schuhe, denn nach circa 700 Kilometern sind die besten Schuhe durchgelatscht, haben beispielsweise Löcher.

Auf das richtige Schuhwerk kommt es an
Am liebsten läuft Marx durch den Kreis Wesel. Immer wieder grüßen sie dabei andere Fußgänger auf ihren Runden. Die junge Frau mit der auffälligen Jacke haben viele schon öfter gesehen.
Niemals aufgeben
Mit ihrer Situation hat sich Marx inzwischen abgefunden: "Ich habe eigentlich jeden Tag irgendwelche Schmerzen. Es ist einfach so. Ich versuche mittlerweile, einfach damit zu leben." Das Laufen ist ihre Therapie, auch wenn es in der Menge extrem ist und die Gelenkschmerzen und der Gelenkverschleiß dadurch vermutlich nicht besser werden.
Trotzdem ist Marx davon überzeugt, dass Menschen alles schaffen können, wenn sie nur daran glauben: "Ich würde anderen Menschen mit auf den Weg geben, dass sie nie aufgeben sollen. Egal, was andere sagen. Einfach weitermachen, bis sie ihre Ziele erreichen."
Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit Duisburg, 19.30 Uhr.