Lachend schießt Mathilda aus der riesigen silbernen Röhre. Die Rutsche ist das Lieblingsspielgerät der Vierjährigen auf dem Spielplatz in Alpen. Ihre zweijährige Schwester Helene klettert wenige Meter weiter auf das Piratenschiff mit drehbarem Steuerrad. "Ich mag die Gelassenheit an diesem Ort, mitten in der Natur und dass die Kinder hier frei spielen können", sagt Richard van Hees, der mit seinen Töchtern aus Kamp-Lintfort gekommen ist. Er steht am Rand des von Bäumen eingefassten Spielplatzes.
Für Alexander Kröll sind die Worte des Familienvaters eine Bestätigung seiner ehrenamtlichen Arbeit. Er gehört zum Bönninghardter Förderverein, der sich seit mehr als 50 Jahren um den Spielplatz kümmert. Wobei Spielplatz eigentlich der falsche Begriff ist. Der Ort ist von Anfang an mehr gewesen als das. Trotz seiner Lage etwas außerhalb des Dorfzentrums, kommen hier immer gern alle zusammen, wie Kröll erklärt.
Ein Dorf - eine Gemeinschaft
Entstanden ist die Idee zum Waldspielplatz Anfang der 70er-Jahre. Nachdem die Nachbargemeinde einen neuen Spielplatz bekommen hatte, wollte eine Jugendgruppe in Alpen nachziehen. Die ersten Spielgeräte bauten sie selbst, Unternehmen spendeten Materialien und Arbeitsgeräte.
Etwa 12.700 Menschen leben in Alpen, das zwischen Xanten und Kamp-Lintfort am Niederrhein liegt. Und fast die ganze Gemeinde packte damals mit an - der Waldspielplatz wurde zu einem Ort der Gemeinschaft. Erwachsene und Senioren, die heute auf einer der Bänke am Rand sitzen, haben vor Jahrzehnten selbst hier geschaukelt. Inzwischen kümmert sich die Kommune zwar um die Instandhaltung, neue Ideen, Feste und Veranstaltungen kommen nach wie vor von der Dorfgemeinschaft.
Spielerisch die Natur entdecken
Eine dieser Ideen: Ein Walderlebnispfad, bei dem die Kinder spielerisch Natur erleben sollen. "Als eine Mutter vor einigen Jahren eine schwarze Amsel beobachtete und ihrem Sohn erklärte, dass das eine dicke Taube sei, wollten wir unbedingt etwas tun", erzählt Alexander Kröll darüber, warum sie den Erlebnispfad entwickelt haben.
- Zum Beitrag: "Wildnisschule Hövelhof: Kinder für den Wald begeistern"
An sieben Stationen können Kinder die Natur spielerisch entdecken. Sie bestimmen das Alter von Bäumen, spielen auf einem Glockenspiel oder entdecken auf einem Hochsitz den Wald von oben. Gezieltes Werfen von Kastanien ist ebenfalls Teil des Pfades. "Was vielen Kindern fehlt, ist die Feinmotorik. Sie können zwar hervorragend mit ihren Daumen arbeiten, aber eine gute Hand-Augen-Koordination ist für sie eine echte Herausforderung", sagt Alexander Kröll und zielt mit der Kastanie in seiner Hand auf einen der ausgehöhlten Baumstämme.
Dass Spielplätze Wissen und Werte anders als Bücher vermitteln können, sagt nicht nur Kröll, sondern auch das Deutsche Kinderhilfswerk. Laut der Kinderrechtsorganisation würden Kindern dort lernen, sich zu respektieren, sich durchzusetzen, einander zu unterstützen oder ihre körperlichen Fähigkeiten einzuschätzen.
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 12.04.2024: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.