Ein Mann versteckt sich in einem Tarnzelt und hält eine Kamera in den Händen.

Mit dem Naturfilmer auf der Pirsch: Seltene Tiere vor der Haustür

Steinfurt | Unterwegs

Stand: 16.04.2025, 07:23 Uhr

Olaf Niepagenkemper ist auf der Suche nach den letzten ihrer Art. Der Naturfilmer will einen von den ganz seltenen im Münsterland vor die Linse bekommen: den Großen Brachvogel. Die vom Aussterben bedrohte Art kommt nur noch vereinzelt im Münsterland vor. Wie er dafür Stunden in seinem Tarnzelt verbringt.

Von Katja Corina Bothe

Morgens um 6.30 Uhr im Emsdettener Venn im Kreis Steinfurt. Es ist fünf Grad, die Sonne geht gerade erst auf. Leichter Morgennebel zieht über die feuchten Wiesen. Rehe und ein Hase beobachten aufmerksam ihr Umfeld. Mittendrin sitzt Olaf Niepagenkemper, gut versteckt in seinem Tarnzelt, um die Tiere nicht zu stören. Die Linse seiner Hightech-Kamera ist auf die Vögel dieses Lebensraums gerichtet. Dann hört er, worauf er gewartet hat: In der Geräuschkulisse aus Wind, Straßenlärm und anderem Vogelgezwitscher kann er deutlich den trällernden Ruf des Brachvogels ausmachen.

Auf der Suche nach seltenen Arten

Der Hobbyfotograf ist auf der Suche nach sehr selten gewordenen Arten wie dem Großen Brachvogel. Und der größte in Mitteleuropa brütende Wattvogel ist aufgrund des Rückgangs seines Lebensraums, der ungenutzten Feuchtwiese, vom Aussterben bedroht. Auch der Klimawandel vernichtet immer mehr potenzielle Brutplätze. Laut Landesamt für Natur, Umwelt und Klima leben nur etwa 650 bis 690 Brutpaare in NRW, die meisten von ihnen im Münsterland und Ostwestfalen.

Warum Olaf Niepagenkemper gern morgens fotografiert

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Wisent, Wildkatze, Luchs, Biber oder Ringelnatter - die Liste der gefährdeten Tiere in NRW ist lang. Laut LANUV stehen rund 45 Prozent der 43.000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Niepagenkemper widmet ihnen fast seine ganze Freizeit. Der 60-Jährige filmt und fotografiert sie, stellt die Fotos ins Internet. Außerdem hält er Vorträge. "Wir stellen einen Rückgang von vielen Vogel- und Tierarten fest. Das ist sehr bedrückend. Und ich versuche durch meine Bilder, die Menschen für die Tiere vor der eigenen Haustür empfänglich zu machen. Nur was man kennt, schützt man auch."

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Für dieses Ziel steht Niepagenkemper auch am Wochenende früh auf. Egal bei welchen Temperaturen. Der Wecker klingelt "schon mal um 2.30 Uhr", sagt der Biologe.

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Hier im Emsdettener Venn sind auch die ebenfalls seltenen Uferschnepfen angekommen, die hier brüten. Ihr Brutareal ist abgezäunt, damit der Fuchs nicht die Nester plündert. "Hier ist jetzt gerade eine Bachstelze recht nah", sagt Niepagenkemper mit der Kamera vor den Augen. "Aber das Interessante ist leider etwas weiter weg. Da hinten steht eine Uferschnepfe und eine ist in der Luft." Ein paar Fotos gelingen ihm heute trotzdem.

Ein Mann sitzt zuhause im Wohnzimmer mit Laptop am Schreibtisch.

Olaf Niepagenkemper stellt viele Bilder später ins Netz

Beigebracht hat er sich das Fotografieren, Filmen und Schneiden selbst. Schon als Kind fuhr er mit seinem Vater raus ins Grüne und beobachtete stundenlang Tiere. Seither ist er begeistert von der Natur: "Ich höre die Vögel singen, und das Licht ist schön und ich bin für mich alleine. Da kann ich entspannen, die Seele baumeln lassen."

Nächstes Projekt: Die Suche nach der Wildkatze

Sogar Wildschweine und einen Wolf hatte er schon vor seiner Kamera. Sein nächstes Projekt ist die Suche nach der Wildkatze im Sauerland. Den genauen Ort hält er geheim, um das Tier zu schützen. Ein Jahr, glaubt er, wird er brauchen, sie vor die Kamera zu bekommen. Denn Wildkatzen sind nicht nur selten, sondern auch ausgesprochen scheu. Olaf Niepagenkemper freut sich schon auf die Tage im Tarnzelt.

Über dieses Thema haben wir auch am 02.04.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.