
Nichts für Hobby-Paddler: Wirbel, Wellen und Wildwasser mitten in Lippstadt
Stand: 17.04.2025, 12:05 Uhr
Wilde Strömungen, große Ambitionen: Die neue Wildwasserstrecke in Lippstadt fordert selbst Profis wie den westdeutschen Meister Nelian Laryea. Warum der Bau aber nicht nur für den Wassersportverein vor Ort, sondern vor allem für den Hochwasserschutz wichtig ist.
Von Heinrich Buttermann
Das Getöse ist schon etliche Meter vor der Neubaustrecke zu hören. Das Wasser der Lippe strömt durch die neue, 125 Meter lange Wassersportstrecke, sorgt für Wirbel, Wellen und Wasserspritzer. Genau das liebt Nelian Laryea. Das Wildwasser ist sein Element. Der 17-Jährige, eines der großen Nachwuchstalente im 400-Mitglieder-Verein WSC Lippstadt, ist westdeutscher Meister und paddelt auch international erfolgreich.
Wie ein schlimmes Unglück Lippstadt für Hochwasserschutz sensibilisierte
Nelian und seine Trainingsgruppe gehören zu den Ersten, die die neue Strecke ausprobieren dürfen. Sie ist zwar offiziell schon im Oktober eingeweiht worden, die Arbeiten an der Wasserstrecke haben sich aber noch verzögert. Wichtige Abnahmen fehlen noch. Deshalb darf die kleine Gruppe nur ausnahmsweise im Testbetrieb auf die Strecke.
So sieht es aus, wenn Nelian Laryea auf die Strecke geht
00:17 Min.. Verfügbar bis 17.04.2027.
Am Rande des Betonkanals stehen verschiedene Vertreter der Stadt und warten auf die erste Fahrt. Dreißig Jahre lang ist an dem Hochwasserwehr geplant worden. Es ist mit elf Millionen Euro das Kernstück der Hochwasserschutzmaßnahmen für die Stadt. Etwa ein Drittel der Baukosten hat die Wildwasserstrecke gekostet. Warum der Hochwasserschutz in der Region wichtig ist, zeigt ein schweres Unglück vor 60 Jahren.

Auch optisch macht die neue Strecke einiges her
Die "Heinrichsflut" 1965 forderte in Ostwestfalen elf Menschenleben und verursachte Schäden in Höhe von rund 71 Millionen D-Mark. Seitdem wurden Durchflüsse verbessert und Wasserläufe optimiert. Die Lippe-Auen sind inzwischen so gestaltet, dass das Wasser sie kilometerweit überfluten kann. Jeder Liter, der hier zurückgehalten wird, richtet woanders keinen Schaden an, sagen die Planer.
Neue Wildwasserstrecke in Lippstadt: "Das Wasser macht doch, was es will"
Nelian Laryea startet mit einigen kräftigen Paddelschlägen, dann versinkt er in den Wellen, die Spitze seines Bootes taucht immer wieder tief ein. Gezielt steuert der Wassersportler die Tore an und umfährt die hängenden Stangen, die er dabei auf gar keinen Fall berühren darf. Die neue Strecke sieht spektakulär aus - und sie fährt sich auch super. "Das ist echt anspruchsvoll und es macht mega Spaß", sagt der 17-Jährige mit breitem Grinsen. Gut 60 Sekunden hat er für den Parcours gebraucht.

Nelian Laryea vom WSC Lippstadt ist begeistert von der neuen Strecke
Julian Bolte ist als Trainer in der Gruppe dabei. Auch er ist von der neuen Strecke begeistert. "Es ist ja immer schwer, so eine Wasserstrecke zu planen. Irgendwie macht das Wasser ja doch, was es will. Deshalb war ich sehr gespannt. Und es ist echt gut geworden."
Der "Place to be"
Unter den Zuschauern am Rande der Strecke ist auch Bürgermeister Arne Moritz. Er schaut sich die Premierenfahrten genau an. Nach Jahren der Planung ist das für ihn ein besonderer Moment. "Wenn das erst mal alles begrünt ist, wird das ein 'Place to be' mitten in Lippstadt", freut er sich.
Bürgermeister Arne Moritz, hier unter den Zuschauern, ist vom Projekt überzeugt
00:21 Min.. Verfügbar bis 17.04.2027.
Auch dem 17-jährigen Wildwassertalent Nelian Laryea ist die Freude anzusehen. Gleich mehrfach hat er sich mit seinem kleinen Kanu in das wilde Wasser gestürzt. "Das ist richtig gut geworden." Für seinen Verein ist die neue Strecke auch ein Stück Hoffnung. Denn der Wasser- und Wintersportclub Lippstadt träumt von alten Zeiten: Der WSC hat an die 50 Deutsche-Meister- und acht Weltmeister-Titel geholt. Der letzte WM-Titel liegt allerdings schon gut 30 Jahre zurück. Auch große Wettkämpfe sind in Lippstadt selten geworden. Mit der neuen Strecke soll sich das wieder ändern. Nicht nur Nelian Laryea fiebert dem entgegen.
Über dieses Thema haben wir auch am 21.03.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.