Endlich pünktliche Züge? Kölner Hauptbahnhof bekommt digitales Update

Köln | Unterwegs

Stand: 29.11.2024, 08:02 Uhr

Die Deutsche Bahn investiert mehrere hundert Millionen in die Infrastruktur am Kölner Hauptbahnhof. Mit neuer Technik sollen Weichen, Signale und Zugverkehr sicherer und pünktlicher gesteuert werden. Doch der Umbau bringt Herausforderungen mit sich. Warum Pendler noch eine Weile starke Nerven brauchen und wie sich das Leitsystem grundlegend verändert.

Von Niklas Bohlen

Wo genau das Stellwerk am Kölner Hauptbahnhof liegt, soll geheim bleiben. Zu wichtig ist das, was in diesen Räumen passiert. Auf einer großen, halbrunden Stellwand blinken die Positionen der Züge im Schienennetz auf. Während ein Zug sich dem Hauptbahnhof nähert, kommt bei den Fahrdienstleitern in der obersten Etage des Stellwerks kurz Anspannung auf. Von hier aus steuert die Deutsche Bahn den gesamten Zugverkehr des Kölner Hauptbahnhofs - mehr als 800 Züge pro Tag. Einen Einblick in diese heiligen Hallen bekommen auch Journalisten nur selten.

Der zuständige Fahrdienstleiter gibt einen sechsstelligen Code in die Anlage ein, um die richtigen Weichen und Signale für den einfahrenden Zug einzustellen. Einige der vielen hundert Relais, die das Herz der Steueranlage sind, klacken dabei. Es klackt hier fast ununterbrochen. Aber nicht mehr lange. Denn das Klacken hat ein Ablaufdatum bekommen.

Köln Hauptbahnhof: Ein Schritt in die Zukunft

Die Relais-Anlage mit ihren tausenden Drähten, Kabeln und mechanischen Hebeln im Inneren des Stellwerks am Kölner Hauptbahnhof stammt noch aus dem Jahr 1974. Seither ist sie für die Steuerung von Weichen und Signalen verantwortlich. Das Stellwerk spielt eine wichtige Rolle dabei, die rund 310.000 Reisenden und Besucher, die laut Bahn täglich über den Kölner Hauptbahnhof fahren, an ihr Ziel zu bringen. Doch nach 50 Jahren ist die Technik zu störanfällig geworden. Daher investiert die Deutsche Bahn über 100 Millionen Euro in ein neues, computergesteuertes Stellwerk in der Nähe der Kölner S-Bahn-Station Hansaring.

Davon erhofft die Bahn sich viele Vorteile: "Im digitalen Stellwerk benutzen wir Glasfaser, und rein theoretisch kann man dann von Hamburg, München oder Berlin aus steuern", erklärt Bezirksleiter Klaus Gerhards.

Klaus Gerhards erklärt, wieso die momentane Technik veraltet ist 00:23 Min. Verfügbar bis 30.11.2026

Es werde weniger Störungen geben, verspricht der 64-Jährige außerdem. Noch aber laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren und führen derzeit zu Streckensperrungen und Zugausfällen, im September auch zu einer Vollsperrung des Kölner Hauptbahnhofs. Denn nicht nur am Hansaring baut die Bahn ein neues Stellwerk. Für den Verkehrsknotenpunkt Köln sind noch zwei weitere Stellwerke im Bau. Insgesamt 325 Millionen Euro kosten sie zusammen. Hunderte Kilometer Kabel werden verlegt, Oberleitungen überarbeitet, neue Signale eingebaut und angeschlossen. Bis Ende 2025 sollen die Umbaumaßnahmen abgeschlossen sein.

Moderne Technik braucht weniger Platz

Im neuen elektronischen Stellwerk wird es dann kein Klacken mehr geben. Statt großer Schränke mit Relais-Anlage steht ein Computer mit einer Speicherkarte im Raum. Der S-Bahnverkehr in Köln wird bereits seit 2021 über die neue Technik gesteuert. Der Regional- und Fernverkehr soll nächstes Jahr folgen. Techniker Andreas Mans öffnet den schmalen Server-Schrank. "Auf der Speicherkarte ist eine Software und die steuert jetzt die Weichen und Signale", erklärt er. Auch die alte, halbrunde Stellwand hat ausgedient. Das Schienennetz liegt jetzt digital auf den Monitoren vor und wird per Mausklick bedient.

Andreas Mans über die neue Technik 00:17 Min. Verfügbar bis 30.11.2026

"Wir müssen nicht mehr mit alter Technik moderne Züge fahren", sagt Bezirksleiter Gerhards. Er erinnert sich noch an seinen Jobeinstieg als Fahrdienstleiter. Damals war die Relais-Technik noch recht neu. Jetzt hofft er, gemeinsam mit ihr in den Ruhestand zu gehen.

Über dieses Thema haben wir am 05.11.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Köln, 19.30 Uhr.