Matthias Mündelein schiebt die Äste zur Seite, die über den Fluss ragen. An dieser Stelle hat er etwas von Urwald. Knorriges Totholz ragt vereinzelt aus dem Fluss, eine Weide hängt wie in grüner Vorhang halb über dem Wasser. Mündelein kennt das Gewässer wie seine Westentasche. Der 72-Jährige wohnt fußläufig zur Stever und ist im Sommer stundenlang darauf unterwegs. Wer mit seinem Kanu ersten Mal in Lüdinghausen unterwegs ist, für den kommt dieser Flussabschnitt überraschend. Denn beim Start macht der Fluss noch einen ganz anderen Eindruck.
Lüdinghausen liegt etwa 20 Kilometer südwestlich von Münster und ist für seine Burgen bekannt. Insgesamt neun Stück liegen auf dem Stadtgebiet des 25.000-Einwohner-Ortes. Drei davon, Burg Kakesbeck, Burg Vischering und Burg Lüdinghausen, lassen sich ideal mit einer Kanufahrt über die Stever erkunden. Auch Mündelein ist die Strecke schon häufig gefahren.
Burgen-Tour mit dem Kanu
Los geht die Tour in der Nähe vom Kanuverleih "Ricordo". Wer kein Kanu hat, kann sich hier zwischen April und Ende Oktober eines für 17 Euro pro Tag pro Person leihen. An der Einstiegsstelle ist die Stever wesentlich breiter.
Mündelein sitzt aufrecht in seinem Kanadier, sticht sein Paddel senkrecht ins Wasser. Ohne große Anstrengung fährt er sich und das Boot den Fluss entlang. An den Seiten stehen hohe Bäume, Vögel zwitschern. Es gibt kaum Strömung, dafür umso mehr Ruhe. "Links und rechts der Stever haben wir keine Wander- oder Radwege, auch keine Berufsschifffahrt. Es ist naturbelassen. Manchmal sehe ich Störche, einmal sogar einen Eisvogel", erzählt Mündelein.
Rund sieben Kilometer wird der 72-Jährige bei seiner Fahrt mit dem Kanu zurücklegen. Vier Stunden plant er für die Tour ein. Für ihn geht es darum, zu entschleunigen. Sein erstes Ziel ist die Burg Kakesbeck, wenige Kilometer nördlich vom Kanuverleih.
Als Erstes sind die Dächer der Burg zu sehen. Es ist die Älteste in Lüdinghausen und eine der größten mittelalterlichen Wehranlage im Münsterland. Jahrzehntelang war Burg Kakesbeck eine marode Ruine.
Mehrere Millionen Euro investierte ein Privatmann, um das Gebäude zu sanieren. Seit kurzer Zeit können auch Führungen gebucht werden. Ein spontaner Besuch ist nicht möglich. Mündelein reicht der Blick vom Wasser.
Burg Kakesbeck
Eine Außenbesichtigung ist jederzeit möglich, eine Besichtigung der Burganlage von innen muss angemeldet werden. Gesamtpreis für Gruppen bis sechs Personen: 50 Euro. Gruppen von 7 bis 25 Personen: 7,50 Euro pro Person. Info-Telefon: 02591-78008 (Lüdinghausen Marketing).
Malerische Burgen und ein weitläufiger Park
Von Burg Kakesbeck geht es wieder zurück in Richtung des Kanuverleihs. Das nächste Ziel: Burg Vischering. Er biegt von der Stever auf einen kleinen Nebenarm, der im Mittelalter angelegt wurde.
"Damals hat man den Fluss dreigeteilt um die Burggräben mit Wasser zu speisen", sagt Mündelein. Hier wird der Fluss zu Urwald, immer enger und zugewucherter. Mündelein schlängelt sich mit dem Kanu hindurch, nicht mehr ganz so mühelos. "Da vorne ist die Burg Vischering", sagt er und zeigt auf ein komplett im Wasser stehendes Gebäude aus hellem Stein und zinnoberrotem Dach.
Das Burgcafé ist vom Ufer nur 50 Meter entfernt. Das ganze Jahr gibt es frisch gebackenes Brot, Kuchen und Brötchen. Auch das Museum der Festung hat im Sommer wie Winter geöffnet. Mehr Informationen zum Besuch gibt es auch hier. Der Innenhof ist malerisch. Mündelein genießt seine Blaubeertorte und den Kaffee.
Burgen Vischering und Lüdinghausen
Eine Außenbesichtigung der Burg Vischering ist jederzeit kostenlos möglich. Kosten für eine Innenführung: 35 Euro für eine Gruppenführung in deutscher Sprache bzw. 45 Euro für fremdsprachige Führungen zuzüglich Eintritt 3,50 Euro pro Kind, 7,50 Euro für Erwachsene. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr.
Öffnungszeiten von April bis Oktober in der Burg Lüdinghausen: Mittwoch bis Samstag von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr, Sonntag von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei. Einmal im Monat (von April bis Oktober) bieten die Freunde der Burg Lüdinghausen um 15 Uhr eine kostenlose Führung an.
Nach der Stärkung geht es an Land weiter. Nur 500 Meter entfernt liegt die nächste und letzte Burg der Tour. Die Renaissanceburg Lüdinghausen ist umgeben von einem weitläufigen Park und liegt direkt im Zentrum der kleinen Stadt. Mehr Informationen gibt es auch auf der Webseite der Renaissanceburg Lüdinghausen
Für Familien gibt es hier einen Wasserspielplatz. Außerdem finden regelmäßig Veranstaltungen wie Abendmärkte, Führungen oder Lesungen statt.
Schlösser und Burgen in NRW
Fotogalerie
Das barocke Schloss Nordkirchen mit seinem Schlossgarten wird auch "westfälisches Versailles" genannt. Während der Schlosspark frei zugängig ist, können die Gebäude nur mit einer Führung besichtigt werden.
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Über dieses Thema haben wir auch im WDR-Fernsehen berichtet am 10.10.2023: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.