
Oldtimer-Tour durchs Bergische: Neues Leben für alte Busse
Stand: 11.04.2025, 16:25 Uhr
Immer im Frühjahr erwachen in Wuppertal historische Fahrzeuge aus ihrem Winterschlaf. Bevor die Busse und Lkw wieder auf Ausflugstouren durch die Region gehen, müssen sie akribisch geprüft werden. Denn jedes Fahrzeug hat seine Besonderheiten und seine ganz eigene Geschichte.
Von Benny Degen
"Jetzt vielleicht, versuch nochmal, ob er jetzt anspringt", ruft Detlef Kamp, während er im hinteren Teil eines Busses auf dem Boden hockt. Aber der Motor will noch nicht. Also beugt er sich erneut nach unten, greift durch eine geöffnete Klappe im Mittelgang und pumpt noch einmal per Hand zusätzlichen Diesel in den Motor. Jetzt scheint es zu reichen, und der Motor springt mit lautem Getöse an. "Wenn der Bus lange gestanden hat, muss man per Hand nachhelfen. Ansonsten würde der Motor unendlich viel Anlasser-Energie benötigen, um irgendwann mal genug Kraftstoff zu fördern und in Gang zu kommen", erklärt er.

In den Oldtimern ist es immer noch gemütlich - auch dank Detlef Kamp
Detlef Kamp ist Vorsitzender der Stiftung Regionale Verkehrsgeschichte in Wuppertal. Diese sammelt und restauriert ehrenamtlich historische Busse und andere Fahrzeuge und bietet damit Touristenfahrten durchs Bergische Land und darüber hinaus an.
Detlef Kamp zeigt, was nötig ist, damit die Busse losfahren können
00:31 Min.. Verfügbar bis 11.04.2027.
Die Fahrzeuge sind nur in den warmen Monaten unterwegs. Sie stehen damit drei bis vier Monate im Jahr in der Garage und müssen danach wieder in Fahrt gebracht werden, im wahrsten Sinne. Oder auch zum Stehen, je nachdem: Bei einer Probefahrt durchs Tal hört Kamp auf jedes kleine Quietschgeräusch, insbesondere bei den Bremsen. "Über die lange Standzeit lagert sich eine Art Belag oder Flugrost in den Bremstrommeln ab. Und dann müssen wir erstmal vorsichtig anbremsen, um die Bremsen warm zu fahren, damit das keine abrupten Bewegungen gibt. Gerade hier auf den steilen Straßen im Bergischen."
Mit Handschaltung und Zwischengas
Die Busse der Stiftung stammen zum großen Teil aus den 70er- und 80er-Jahren und waren damals etwa in Solingen, Berlin oder Düsseldorf unterwegs. Die alte Technik braucht eine spezielle Bedienung: So muss man die Busse etwa noch von Hand schalten, einen sogar mit Zwischengas, weshalb die ehrenamtlichen Fahrer einen extra Schein dafür machen müssen.
Kamp löst die Verschlüsse an der seitlichen Klappe der Ladefläche eines kleinen, grauen Lkw. Sie gibt den Blick frei auf eine grau lackierte, alte Straßenbahn-Achse, die der Lkw mit sich herumfährt.

Der Lkw braucht ein Zusatzgewicht, damit er ruhiger fährt
"Das war ja ursprünglich ein 11,5-Tonner, und wenn der hinten gar keine Last auf der Hinterachse hätte, dann würde er ziemlich extrem hoppeln hier bei unseren Straßenverhältnissen, die wir im Tal so vorfinden." Der Lkw war in den 50ern als Streufahrzeug und Schienenreiniger in Wuppertal unterwegs.
Restauriert mit Liebe
"Bei dem musste so gut wie alles neu gemacht werden: Der verrostete Boden, der graue Himmel, der ausgebeulte Motor, die Sitze …", erzählt Kamp. Die Restaurierung gelingt den Ehrenamtlern der Stiftung regelmäßig so gut, dass schon mehrere Fahrzeuge bei Filmdreharbeiten benutzt wurden. Der graue Lkw etwa hatte einen Auftritt in "Der Junge muss an die frische Luft" von Hape Kerkeling.
So klingt es, wenn der alte Lkw startet
00:19 Min.. Verfügbar bis 11.04.2027.
Klassischerweise wird ein Bus nach etwa 15 Jahren im Linien-Einsatz ausgemustert. Damit sind die Fahrzeuge zum Teil doppelt so lang bei der Wuppertaler Stiftung in ihrem zweiten Leben aktiv, wie sie ursprünglich im Dienst waren.
Dort bekommen sie auch einen modernen Touch: So hat der meistgenutzte Bus tatsächlich eine grüne Umweltplakette, obwohl er sie als Oldtimer nicht bräuchte. Aber: "Wir wollen möglichst umweltschonend fahren", sagt Kamp, auch wenn das natürlich nicht ganz originalgetreu ist.
Historische Stadtrundfahrten
Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von April bis Oktober finden die Touren statt. Start ist am Museum Industriekultur in Wuppertal um 11 Uhr. Es gibt drei verschiedene Bustouren, die jeweils etwa zwei bis drei Stunden dauern.
Kosten
- Wuppertaler Extratour: 22 Euro, ermäßigt 11 Euro
- Historische Stadtrundfahrt: 20 Euro, ermäßigt 10 Euro
- Müngstener Brückentour: 30 Euro, ermäßigt 15 Euro
Auf Anfrage bietet die Stiftung Regionale Verkehrsgeschichte auch Gruppentouren an.
Weitere Informationen gibt es auf der Webseite.
Überschüsse, die die Stiftung aus den Einnahmen der Fahrten erwirtschaftet, werden an die Kindernothilfe und das Kinderhospiz in Wuppertal gespendet. Seit April läuft die Saison wieder: ob mit geplanten Touren oder nach Wunsch auf eigene Buchung, quer durch NRW, mit dem Gefühl vergangener Zeiten.
Über dieses Thema haben wir auch am 16.04.2025 WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.