
Tausche Polizeiauto gegen Gelenkbus: 42-Jähriger mit Job-Neustart
Stand: 23.04.2025, 11:50 Uhr
Sebastian Hedtstück hat als Polizist in München gearbeitet und als Feinkosthändler in Gevelsberg. Doch in beiden Berufen wurde er nicht glücklich. Sein Traumjob: eine Ausbildung zum Busfahrer. Also sattelt er noch einmal komplett um - mit 42 Jahren.
Von Katharina Hollstein (Text) und Christof Voigt (Multimedia)
Konzentriert blickt Sebastian Hedtstück auf die Fahrbahn. Schon fast routiniert nimmt er die Kurven, öffnet Türen, zählt das Ticketgeld. Sein Ausbilder hat ihn genau im Auge. An diesem Tag darf Hedtstück den großen Gelenkbus fahren. Linie 551. Mitten durch seine Heimat Gevelsberg. Für ihn ein Kindheitstraum.
Mit 42 Jahren schlägt Hedtstück beruflich noch einmal einen neuen Weg ein. Er lächelt zufrieden. "Ich wollte das einfach schon immer machen. Und ein Bus fährt sich ganz anders als jedes andere Fahrzeug", sagt er.
Hedtstück hat sich das getraut, was sich offenbar viele wünschen. Fast 44 Prozent aller Beschäftigten der Jahrgänge 1981 bis 1996 wollen eigentlich ihren Job wechseln. Das geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Karrierenetzwerks Xing hervor. Für die meisten ist ein hohes Stresslevel im Job der ausschlaggebende Grund für den Wechselwunsch.
Wenn der Beruf Bauchschmerzen macht
Mit Stress kennt der 42-Jährige sich aus. Früher war Hedtstück Polizist in München. "Man kriegt schon sehr viel Gegenwind", sagt er. "Ich habe mich nicht mehr wohlgefühlt." Also zog er zurück nach Gevelsberg. Über zehn Jahre führt er dort das Geschäft seiner Familie, einen Feinkostladen. Das macht ihm Spaß, doch manchmal verbringt er 15 Stunden täglich im Laden. "Ich wollte einfach mal wieder einen geregelten Feierabend haben."
Da erinnert Hedtstück sich an seine alte Liebe, das Busfahren. Als Kind besuchte er mit seinem Vater sogar Busmessen. Also bewirbt er sich als Busfahrer. Der Jobwechsel bedeutet auch finanzielle Einbußen, doch seine Entscheidung steht fest. "Ich habe ja nichts davon, wenn ich 500 Euro mehr im Monat verdiene, ich aber todunglücklich und mit Bauchschmerzen in die Arbeit gehe."
Wenn Hedtstück mit dem XXL-Bus durch Gevelsberg fährt, macht ihm die Arbeit wieder Spaß. Auch sein Ausbilder ist zufrieden. Und Hedtstück kann später wieder pünktlich Feierabend machen.
Über dieses Thema haben wir auch am 07.04.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.