Der Fotograf und der Krieg: Ein Alltag im Ausnahmezustand
Stand: 24.02.2024, 10:11 Uhr
Mit seinen Fotos gibt Fabian Ritter der jungen Generation in der Ukraine eine Stimme. Seit zwei Jahren fährt der Dortmunder regelmäßig in das Land und dokumentiert, wie der Krieg das Leben der Menschen verändert hat. Was er dort erlebt hat.
Von Kristin Trüb
März 2022. Fabian Ritter sitzt auf einer Isomatte in einem WG-Flur in einem Haus in der ukrainischen Stadt Lwiw. Es herrscht Bombenalarm. Der nächste Schutzbunker ist zehn Minuten entfernt. Zu weit, um sich dort in Sicherheit zu bringen. Erst ein paar Tage zuvor fotografierte er an der ukrainisch-polnischen Grenze Flüchtlinge des russischen Angriffskrieges. Während er diese Fotos macht, wird ihm klar, dass er die Situation im Land dokumentieren will. Seitdem war 31-Jährige etliche Male in der Ukraine, um den Alltag der Menschen mit seiner Kamera festzuhalten. Einen Alltag im Ausnahmezustand. Seinen Fokus legt er dabei besonders auf die junge Generation.
Warum Fabian Ritter die Schicksale junger Ukrainer besonders interessieren
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Momente der Freude und des Glücks in der Dunkelheit
Ritter porträtiert Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft. "Jedes Schicksal ist es wert, erzählt zu werden", sagt er. Seine Bilder zeigen Soldaten, die verwundet von der Front zurückkehren, junge Studenten, die im Training zum ersten Mal eine Waffe in die Hand nehmen. Ritter trifft Menschen, die Lebenspartner oder Verwandte vermissen, weil sie in russischer Gefangenschaft sind.
Viele von den Jugendlichen halten zum ersten Mal eine Waffe in ihrer Hand
Seine Bilder zeigen aber auch, wie die Menschen versuchen, dem Kriegsalltag wenigstens für einen Moment zu entfliehen. "Es ist wichtig, auch mal loszulassen und ins Restaurant oder auf ein Konzert zu gehen." Wo Krieg ist, ist eben trotzdem auch noch das Leben. Und dieses Leben, das Ritter knapp 2.000 Kilometer von Dortmund entfernt fotografiert hat, bekommt auf seinen Bildern Gesichter.
Fabian Ritter ist wichtig, die Jugend der Ukraine abzubilden
Wenn Ritter in der Ukraine ist, spürt er, wie erschöpft und müde viele Menschen dort sind. Aber ihr Wille weiterzukämpfen sei ungebrochen. "Es gibt viel Verzweiflung und extreme Schicksale in der Ukraine und gleichzeitig ganz viel Hoffnung", sagt der Fotograf.
Auch Ritter ist müde, wenn er von seinen Reisen zurückkehrt. Beim Spazierengehen in Dortmund kann er abschalten, über das Erlebte nachdenken. Die Aufenthalte vor Ort sind für ihn ein Kraftakt. "Ich habe Sicherheitstrainings absolviert, die mir helfen, in angespannten Situationen die richtige Entscheidung zu treffen." Trotzdem ist jede Reise ein Risiko.
Fotografie als Waffe gegen das Vergessen
Genau zwei Jahre ist es her, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Anfangs verging kein Tag ohne Nachrichten über die Situation vor Ort. Inzwischen sind die Nachrichten abgeebbt. Neue Krisen auf der Welt sind dazu gekommen. Der Dortmunder Fotograf will nicht, dass der Krieg in der Ukraine in Vergessenheit gerät.
Fabian Ritter: "Das darf uns niemals egal sein"
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Seine Fotos aus der Ukraine wurden international veröffentlicht. Sie waren in der Süddeutschen, im Time Magazin, im Guardian, sogar die japanische Presse hat sie gedruckt. Vor kurzem wurde seine Arbeit sogar in Amerika mit einem Fotografiepreis ausgezeichnet.
Dass er mal in einem Kriegsgebiet arbeiten wird, hätte der Dortmunder niemals gedacht. Jetzt lässt ihn das Thema nicht mehr los. Er will weitermachen und plant schon die nächste Reise in die Ukraine. Er hofft, dass er irgendwann auch den Frieden in der Ukraine mit seiner Kamera einfangen kann.
Mehr Bilder von Fabian Ritter sind hier auf seiner Website zu finden.
Über das Thema haben wir am 08.02.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Dortmund 19.30 Uhr.