
Tulpen-Anbauer in Herford schauen besorgt auf das Jahr
Stand: 05.02.2025, 07:37 Uhr
Bunte Tulpen sind beliebt und kommen oft aus den Niederlanden. Es gibt aber auch regionale Anbauer wie die Gärtnerei Schwagmeier aus Herford. Doch dieses Jahr könnten die ostwestfälischen Blumen eine Seltenheit werden.
Von Jan-Ole Niermann
"Diese Sorte hier wächst wunderbar. Daneben ist eine Sorte, die hat unter der Feuchtigkeit sehr gelitten", sagt Heiner Schwagmeier und streichelt über die grünen Tulpen-Stängel. Einzelne zieht er aus dem feuchten Anzuchttopf. Die bunten Köpfe sind teilweise schon ausgebildet und wachsen unterschiedlich hoch. "Man kann jetzt nicht sagen, dass alle Zwiebeln gelitten haben, aber es ist schon schwierig dieses Jahr." Mit sorgenvoller Miene blickt der 59-Jährige über die meterlangen Tulpenbeete.
Tulpen aus Herford: 250.000 Zwiebeln nicht geliefert
Laut Zentralverband Gartenbau war die Tulpe nach der Rose 2023 die zweitbeliebteste Schnittblume in Deutschland. Auf 10.000 Quadratmetern baut Schwagmeier beide Pflanzen in seinem Familienbetrieb in Herford an. Doch besonders der Tulpen-Anbau sei wichtig für einen guten Start ins Jahr: "Die Tulpe macht ungefähr 40 Prozent des Umsatzes aus", sagt Schwagmeier, "wenn die Tulpensaison schlecht ist, dann kann das Jahr nicht richtig gut werden."
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Schwagmeier, ein Mann mit Glatze, braun-kariertem Hemd und kräftigem Händedruck, weiß, wovon er spricht. Die Gärtnerei hat er von seinem Vater übernommen. Gut 750.000 Zwiebeln hat er in diesem Jahr in den Niederlanden bestellt. Damit gehört er zu den größten Betrieben in Westfalen, die Tulpen anbauen. Doch so etwas wie in diesem Jahr hat er noch nicht erlebt. Von den gut 750.000 Zwiebeln konnten nur 500.000 Stück geliefert werden. "Der ganze Markt ist leergefegt, wegen der schlechten Ernte durch Feuchtigkeit", sagt der 59-Jährige auf dem Weg ins Lager.

Heiner Schwagmeier und Sohn Linus arbeiten zusammen in der Gärtnerei
Die Zwiebeln kommen dort in Holzkisten an und werden per Hand verlesen. Anschließend werden sie aufgespießt, sodass sie Wurzeln bilden können. Das übernimmt heute Schwagmeiers Sohn. Linus Schwagmeier arbeitet ebenfalls in der Gärtnerei und sortiert mit geübten Handgriffen die kleinen braunen Zwiebeln: "Wenn die Zwiebel gepflanzt ist, kommt die drei Wochen in eine Kühlung und danach kommen die Tulpen noch mal gut dreieinhalb Wochen ins Warme." Aus den Gewächshäusern werden die Blumen im Hofladen verkauft oder an andere Händler weiterverkauft.
Viel Aufwand bei der täglichen Ernte
Zurück im Gewächshaus. Heiner Schwagmeier geht langsam durch die Reihen und schaut, welche Tulpen schon schön gewachsen sind. "Die Tulpe ist sehr arbeitnehmerunfreundlich, die will dich jeden Tag sehen", sagt Schwagmeier und lacht. Er zupft die nächste weitere Pflanze raus, die schon eine lilafarbene Blüte entwickelt hat: "Tulpen erntest du sieben Tage die Woche. Wenn du einen Tag auslässt, blühen sie dir zu weit auf." Dann könnte die Qualität leiden.
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Nebenan im Hofladen werden die Blumen verkauft - sowohl einzeln als auch in gebundenen Blumensträußen. Die schlechtere Ernte macht sich beim Preis bemerkbar. Trotzdem wollen viele Kunden nicht darauf verzichten. "Der Endverbraucher ist in der dunklen Zeit erpicht, schöne Farben ins Haus zu holen", sagt Schwagmeier, "die Tulpe ist saisonal sehr begrenzt und es gibt eine Menge Tulpen-Freunde." Und so hofft Schwagmeier doch noch auf ein gutes Jahr 2025.
Über dieses Thema haben wir auch am 16.01.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.