Landmaschinenmechatroniker Konstantin Winkler steht an einem Trecker

Fachkräftemangel? Wieso eine Firma dabei auf einen 21-Jährigen setzt

Rhein-Kreis Neuss | Landwirtschaft

Stand: 09.02.2025, 08:34 Uhr

Konstantin Winkler liebt seinen Beruf. Er ist Landmaschinenmechatroniker - und arbeitet damit in einer Branche, die dringend gut ausgebildete Arbeitskräfte braucht. Wie der 21-Jährige in Meerbusch dabei hilft, gegen den Fachkräftemangel anzugehen.

Von und Tanja Reinhard (Multimedia)

In einer dunkelblauen Arbeitsjacke und der passenden Hose steht Konstantin Winkler an einer Werkbank und schraubt an einer kleinen Maschine herum. Tüfteln hat dem 21-Jährigen schon immer gelegen. Zuhause hat er mitgeholfen, alte Landmaschinen zu restaurieren. Kein Wunder also, dass er sich für den Beruf des Land- und Baumaschinenmechatronikers entschieden hat.

Warum Konstantin Winkler seinen Job so spannend findet

00:23 Min. Verfügbar bis 09.02.2027

Winkler arbeitet beim Maschinenbauunternehmen Iseki in Meerbusch. Die Firma montiert oder rüstet Kleintraktoren, Mäh- und E-Fahrzeuge auf und verkauft auch Fahrzeuge anderer Hersteller. Dafür ist das Unternehmen auf Fachkräfte angewiesen. Doch die zu finden ist beim Fachkräftemangel, der auch die Maschinenbaubranche trifft, gar nicht so einfach.

Wie groß ist der Fachkräftemangel in NRW?

Schon 2023 gab es nach Berechnungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung in NRW eine Lücke von mehr als 80.000 Fachkräften. Langfristig sieht es noch schlechter aus. Dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge sollen bis 2035 bundesweit sogar mehr als sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen. Laut Statistischem Bundesamt sind Bereiche wie das Baugewerbe oder das Gesundheitswesen stärker betroffen als andere. In der Gastronomie kommt es teilweise schon jetzt zu verkürzten Öffnungszeiten.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bildet das mittelständische Unternehmen in Meerbusch inzwischen immer mehr selbst aus. Konstantin Winkler ist dabei ein wichtiger Baustein. Der frisch gebackene Geselle hat seine Ausbildung selbst hier in der Firma gemacht und soll dabei helfen, neue Praktikanten und Lehrlinge für die Ausbildung zu begeistern und einzubinden. Er geht zum Beispiel mit zu Azubi-Speeddatings oder macht auf Messen Werbung für seinen Beruf.

Ein Mann fährt auf einem blauen Traktor über einen Parkplatz

Konstantin Winkler fährt mit dem Firmentrecker auf Promo-Tour

Heute fährt er mit einem kleinen Traktor zu seiner alten Realschule in Meerbusch. Am schwarzen Brett, das eigentlich ein weißes Magnetboard ist, hängt er Werbung für Praktikums- und Ausbildungsplätze auf. Die Erfahrung zeigt: Oft machen Schüler, die in jungen Jahren ein Praktikum im Betrieb gemacht haben, später dort auch ihre Ausbildung.

Wie ein frisch ausgebildeter Mechatroniker Mitarbeiter wirbt

Nicht nur analog wirbt Winkler für seinen Arbeitgeber. Nachdem er aus seiner alten Schule zurückkommt, dreht Personalchefin Julia Scherbakova mit ihm ein Video für den Instagram-Kanal. Diesmal erzählt der 21-Jährige, dass er bald den Meister machen will. Die Kosten von mehreren tausend Euro müssen normalerweise aus privater Tasche bezahlt werden. Förderprogramme übernehmen häufig nur einen gewissen Teil. Manchmal zahlen auch die Betriebe die Weiterbildung, so auch bei Winkler.

So sieht ein Videodreh mit Winkler für Instagram aus

00:16 Min. Verfügbar bis 09.02.2027

Auch das Ausbildungsgehalt über dem Branchendurchschnitt hilft dabei, Bewerber zu finden. Der Betrieb zahlt im ersten Lehrjahr 1.111 Euro, wo es sonst oft nur 726 Euro gibt. Für Personalchefin Scherbakova ein Zeichen der Wertschätzung.

Gutes Betriebsklima gegen Fachkräftemangel

Nach dem Videodreh nimmt Winkler zwei Auszubildende mit in die Werkstatt. An einem weißen Lieferfahrzeug bleiben die drei stehen. "Kennt ihr ein paar Bauteile da drin?", fragt Winkler. Einer der Azubis zählt alle Teile auf, die er kennt. Winkler hört geduldig zu. Mit seinen 21 Jahren fällt es ihm leichter als älteren Kollegen, den Praktikanten und Azubis auf Augenhöhe zu begegnen.

Winkler über sein Verhältnis zu den Azubis

00:25 Min. Verfügbar bis 09.02.2027

Das führt auch dazu, dass Winkler bei Berufsschul- und Prüfungsfragen inzwischen zu einem festen Ansprechpartner für die Jugendlichen geworden ist. Sie sollen sich wohlfühlen und sich entfalten können, sagt Winkler. Und wenn er dabei helfen könne, tue er das gern.

Über dieses Thema haben wir auch am 03.02.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.