Forschungszentrum Jülich blickt mit Pflanzenzeitmaschine in die Zukunft

Düren | Landwirtschaft

Stand: 15.03.2025, 09:09 Uhr

In die Zukunft zu gucken, bleibt ein Traum. Aber wenn es darum geht, wie es unseren Böden und Pflanzen in zehn oder 20 Jahren geht, dann funktioniert der Blick in die Zukunft. Zumindest im Forschungszentrum Jülich.

Von Jens Tervooren

Diese "Zeitmaschine" ist richtig groß: über drei Etagen breitet sich die Anlage aus. Das Herzstück sind sechs Klimakammern. Jede davon ist gleich aufgebaut. Professor Nicolas Brüggemann vom Forschungszentrum Jülich öffnet zuerst eine dicke massive Tür, dahinter steht ein Glaskasten.

Sechs Klimakammern: das Herz der Anlage

In diesen Glaskasten gelangt genau so viel Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, CO2 und Licht, wie es die Wissenschaftler wollen. So können Brüggemann und seine Kollegen ausgesuchte Klimaszenarien exakt abbilden. Die Wissenschaftler können die natürlichen Prozesse unter den Laborbedingungen beschleunigen - und somit schon nach einem Jahr sehen, welche Auswirkungen bestimmte Klimaszenarien in zehn Jahren haben werden.

Was genau die Idee der Forschung ist, erklärt Professor Nicolas Brüggemann 00:12 Min. Verfügbar bis 15.03.2027

So eine Anlage kann natürlich nicht einfach gekauft werden. Normen Hermes ist technischer Leiter und hat die Anlage mit entwickelt und aufgebaut. Er weiß genau, wo welche Schraube und welcher Sensor verbaut worden ist.

Unter jeder Klimakammer hängen zirka drei Tonnen Erde, frisch gestochen aus der nahen Umgebung. Brüggemann und seine Mitarbeiter verlegen den Bewässerungsschlauch schneckenförmig auf dem Boden. Tröpfchenbewässerung auf den Milliliter abgemessen. Auch diese Erde wird exakt temperiert und so trocken oder eben feucht gehalten, wie die Klimamodelle es vorgeben.

Die Erde ist von einem Acker aus der Umgebung | Bildquelle: WDR/Jens Tervooren

Welche Pflanzen überleben den Klimawandel?

Wie kommen Nutzpflanzen wie Weizen, Mais, Gerste oder Kartoffeln mit dem Klimawandel klar? Die Pflanzen, von denen die Ernährung auf der ganzen Welt abhängt. "Wir müssen dringend herausfinden, was davon überhaupt noch nachhaltig auf unseren Feldern wachsen kann, wenn es in Deutschland immer wärmer und trockener wird", sagt Brüggemann.

Die zweite große Frage ist, welchen Einfluss Pflanzen zukünftig auf unser Klima haben werden? Denn verändert sich das Klima, verändern sich die Pflanzen. Wälder, Wiesen und Böden sind beispielsweise große CO2-Speicher. Fallen sie trocken, wie in den Trockenjahren 2003 und 2018, geben sie mehr CO2 ab, als sie binden können. Das hat Auswirkungen auf das Klima. Darum messen tausende Sensoren permanent nach. Und mit all diesen Daten füttern die Jülicher dann wieder die Klimamodelle - denn nur wenn die immer besser, immer genauer werden, kann man darauf auch richtig reagieren.

Wann Pflanzen selbst zu CO2-Quellen werden 00:22 Min. Verfügbar bis 15.03.2027

In den kommenden Wochen werden Brüggemann und sein Team die Pflanzen in die Glaskästen einpflanzen und die Beobachtung beginnt.

Über dieses Thema haben wir auch am 14.03.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.