Dreiste Diebe im Selbstbedienungs-Hofladen: Was eine Landwirtin erlebt

Märkischer Kreis | Landwirtschaft

Stand: 29.04.2025, 15:08 Uhr

Kirsten Piepenstock sortiert in ihrem Selbstbedienungsladen im sauerländischen Schalksmühle Milchflaschen in den Automaten. Die Kühlschränke brummen. Im hinteren Teil des "Milchhäusel" stapeln sich Paletten mit Eiern in einem Regal. Daneben sind verschiedene selbstgemachte Nudeln in durchsichtigen Plastiktüten ausgestellt. Darüber stehen kleine bräunliche Flaschen mit Walnussöl aus eigener Herstellung. Was nach Landleben und Idylle aussieht, führt bei Piepenstock zunehmend zu Frust.

Dreiste Diebe ärgern Landwirte in NRW

Trotz Überwachungskameras und wenig Aussicht auf reiche Beute wird das Milchhäusel immer wieder geplündert. "Ich kann das nicht verstehen. Das ist schon extrem dreist. Die, die uns beklauen, machen das ganz gezielt. Hier kommt man nicht zufällig hin", sagt Piepenstock schon fast resigniert. Seit einem Großbrand Anfang 2024 auf dem Hof ist der Selbstbedienungs-Laden für die Piepenstocks wichtiger denn je. Da schmerzen auch geklaute Waren im Wert von 50 Euro.

Wie die Piepenstocks setzen einige Landwirte in Nordrhein-Westfalen auf Selbstbedienungs-Hofläden, um Kosten und Personal zu sparen. Rund 12 Prozent der befragten Betriebe in NRW gaben bei der aktuellsten Agrarstrukturerhebung des Statistischen Landesamts aus dem Jahr 2023 an, ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht nur an Großhändler zu vertreiben. Sie bringen sie per Direktvermarktung an den Kunden oder verarbeiten sie zum Teil auch selbst. Zur Direktvermarktung zählen nicht nur Hofläden, sondern auch Marktstände oder Felder zum Selbstpflücken.

Diebe schrecken auch vor Überwachung nicht zurück

In den Selbstbedienungs-Hofläden ist Einkaufen Vertrauenssache. Und das wird nach Aussage zahlreicher Betreiber in NRW zunehmend missbraucht. Piepenstock kennt mehrere Berufskollegen, die ihre Selbstbedienungs-Hofläden wieder aufgegeben haben.

Rückblick: Drei Uhr nachts, auf dem Hof in Schalksmühle. In aller Ruhe schauen sich zwei Personen im Milchhäusel um und nehmen Nudeln, Öl und Eier mit. Ohne zu bezahlen. Alles gut zu sehen auf dem Überwachungsvideo. Nicht immer kommen die Täter in der Nacht. In Freudenberg stahl ein Pärchen Anfang April in der Mittagszeit Waren und plünderte die Kasse mit Wechselgeld. Trotz gut sichtbarer Kameraüberwachung.

Aus eigener Erfahrung weiß Piepenstock, dass Anzeigen bei der Polizei selten zum Erfolg führen. "Die Ermittlungen werden wegen Geringfügigkeit nicht weiter verfolgt", sagt sie achselzuckend, während sie frische Eier im Milchhäusel verstaut. Viele Diebstähle würden erst gar nicht zur Anzeige gebracht, da einige Hofbetreiber ihre Kunden nicht ins schlechte Licht rücken wollen, so die Landwirtin.

Stammkunden unterstützen Landwirtin

Trotz allem Ärger gab es für Piepenstock in der Vergangenheit auch Lichtblicke. So haben Stammkunden freiwillig mehr bezahlt oder gespendet, damit der Laden weiter bestehen kann. "Das soll er auch", sagt die 52-Jährige mit etwas trotzigem Gesichtsausdruck.

Noch ist das nicht einmal zehn Quadratmeter große Milchhäusel rund um die Uhr geöffnet. Wegen der Diebstähle denkt sie über nächtliche Schließzeiten nach - vorerst bleibt es aber bei 24/7. Ein bisschen aufgerüstet hat die Landwirtin außerdem und weitere Kameras angeschafft. Und sie bekommt jetzt jedes Mal eine Nachricht auf ihr Handy, wenn jemand den Laden betritt.

Über dieses Thema haben wir auch am 27.03.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.