Zwei Seeadler im Host, drumherum Geäst.

Seeadler-Sensation in Duisburg: Erstmals Nachwuchs entdeckt

Duisburg | Heimatliebe

Stand: 24.04.2025, 12:25 Uhr

Drei Seeadler-Küken im Horst und ein Naturschützer, der kaum glauben kann, was er sieht: Zum ersten Mal überhaupt brüten Seeadler im Ruhrgebiet - im Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum in Duisburg. Eine Sensation, die vor allem Freude mit sich bringt, die Naturschützer aber auch in Sorge versetzt.

Von Kai Toss

"Das ist ein Moment für mich, einfach zum Genießen", sagt Michael Kladny, Greifvogelexperte beim BUND in Duisburg. Der 63-Jährige blickt aufgeregt durch sein Fernrohr und schaut den Seeadlern in mehreren hundert Metern Entfernung direkt in den Horst. Zuerst ein, dann zwei und schließlich drei weiß-graue Küken recken sich nahezu gleichzeitig dem Eltern-Vogel entgegen, als er sich mit Futter zu seinem Nachwuchs herunterbeugt.

Seeadler in Duisburg: Naturschützer in Sorge um den Nachwuchs

"Die Seeadlerbrut hier bei uns in Duisburg ist das Ergebnis erfolgreicher Naturschutzarbeit", sagt Kladny. Schon seit mehreren Jahren lassen sich in Duisburgs größtem Naturschutzgebiet, der Rheinaue Walsum, immer wieder Seeadler blicken. Für die Experten war es deshalb eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, wann das erste Küken aus dem Ei schlüpfen würde. Eine Sensation ist es trotzdem - und zwar eine äußerst fragile.

Michael Kladny über die Gefahr eines Brut-Abbruchs

00:41 Min. Verfügbar bis 24.04.2027

Wegen Lebensraumzerstörung, Bejagung und Umweltgiften war der Seeadler in Deutschland und NRW so gut wie ausgestorben. 2017 gab es dann am Niederrhein aber eine große Überraschung. Laut BUND schlüpfte erstmals überhaupt in NRW Nachwuchs der großen Greifvögel an der Bislicher Insel in Xanten. Eine weitere erfolgreiche Brut fand 2024 im Kreis Lippe statt. Nun gibt es erstmals auch Nachwuchs im Ruhrgebiet. Am 16. Februar hat das Seeadlerpaar mit der Brut begonnen. Am 26. März sind die drei Küken kurz nacheinander geschlüpft.

Michael Kladny blickt erneut durch sein Fernglas, um einen Blick auf den Adlerhorst zu bekommen. Eines der beiden Elterntiere hat sich auf die Futtersuche gemacht. Die große Silhouette mit der Flügelspannweite von mehr als zwei Metern zeichnet sich gegen den hellblauen Himmel ab.

Geheimprojekt Adlerhorst

Teilweise seit Jahrzehnten betreuen Kladny und seine Mitstreiter vom BUND die Rheinaue Walsum im Norden der Ruhrgebietsstadt. Um die Seeadler zu schützen, haben sie die Sensation so lange wie möglich geheim gehalten. Der Naturschützer hat sich zudem Zeit genommen, um die Anwohner am Rande des Naturschutzgebietes für das Adlerpaar und dessen Schutz zu begeistern. "Die Nachbarn sind sehr aufgeschlossen und scheuen sich nicht, auch die Polizei zu informieren, wenn jemand ins Gebiet läuft", sagt der 63-Jährige. Das Umweltamt hatte zuvor eine Sperrzone rund um den Horst eingerichtet. Wer sie missachtet, riskiert nicht nur hohe Geldstrafen, sondern auch einen Brut-Abbruch der Vögel. In Kürze soll zudem eine Überwachungskamera installiert werden.

Ein Seeadlernest mit einem der Elterntiere und drei Küken

Drei Küken wachsen gerade in Walsum auf

Immerhin: Die Jungtiere sind aus dem Gröbsten raus und längst nicht mehr so empfindlich, wie in den ersten Tagen ihres Lebens. Die Anspannung bleibt: Noch hat der Nachwuchs den Horst nicht verlassen. 

Historische Aufnahmen von Seeadlerbrut

Trotz der Geheimhaltung hat sich die Brut herumgesprochen. Ausflügler auf Rädern deuten beim Fahren auf dem Rheindeich in Richtung des Horstes, der auch ohne Fernglas erkennbar ist. Fotografen richten ihre Objektive in Richtung des Nestes. Einer von ihnen ist der Naturfotograf Michael Dolderer. Häufig legt er für gute Naturfotos oder Videos weite Strecken zurück. Der Adlerhorst in Walsum liegt für den 54-jährigen Duisburger quasi vor der Haustür.

Die Seeadler sind für Naturfotograf Michael Dolderer etwas Besonderes

00:24 Min. Verfügbar bis 24.04.2027

In der Rheinaue Walsum war er einer der Ersten, der die erste Brut des Seeadlers in Duisburg dokumentierte. Einige Bilder hat er auch dem WDR zur Verfügung gestellt. Aus gut 300 Metern Entfernung fotografiert er von der Straße aus mit seinem Teleobjektiv, ohne die Adler zu stören. So hat auch Naturschützer Michael Kladny nichts dagegen.

Über dieses Thema berichten wir auch am 24.04.2025 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.