Die ehemalige Wasserburg Schloss Lüntenbeck

00:34 Min. Verfügbar bis 21.09.2026

Neue Besitzer für Wuppertals einziges Schloss gesucht

Wuppertal | Heimatliebe

Stand: 21.09.2024, 14:18 Uhr

Seit fünfzig Jahren ist das einzige Schloss in Wuppertal die Herzensangelegenheit von Familie Dinnebier. Jetzt hat sie sich schweren Herzens dazu durchgerungen, Schloss Lüntenbeck zu verkaufen.

Sonja und Antonia Dinnebier stehen an einem der beiden Teiche von Schloss Lüntenbeck und blicken wehmütig aufs Wasser. Seerosen blühen, die Vögel zwitschern. Ringsum ist jede Menge Grün, durch das Laub der umstehenden Bäume ist die Spitze eines Turmes zu sehen. "Hier hängen viele Erinnerungen dran", sagt Sonja Dinnebier. Dieser idyllische Ort ist ein Teil ihrer Familiengeschichte. Ein Teil, von dem sich die Schwestern jetzt trennen wollen.

Zwei Frauen stehen auf einer Wiese im Schlossgarten

Die Noch-Schlossherrinnen Sonja und Antonia Dinnebier

Schloss Lüntenbeck ist eines der ältesten Bauwerke in Wuppertal. Die ehemalige Wasserburg wurde bereits 1217 zum ersten Mal erwähnt. Aus dieser Zeit stammen wohl auch die Kellergewölbe. Ein großer Teil entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg. Später kamen noch weitere Gebäude dazu. Heute gibt es auf dem 27.000 Quadratmeter großen Grundstück einen bunten Mix aus Praxen, Ateliers, Privatwohnungen und Geschäften sowie ein Restaurant.

Fünfzig Jahre Schlossherren - das soll jetzt vorbei sein

Seit fünfzig Jahren ist das Schloss im Familienbesitz. Antonia und Sonja Dinnebier verwalten es mit viel Herzblut. Jetzt suchen sie jemanden, der ihre Arbeit fortführt. Zwei Jahre haben sie gebraucht, bis sie sich zum Verkauf durchgerungen haben. "Ich war dagegen", beschreibt die 65-jährige Antonia Dinnebier ihre Gefühlslage. "Aber im Lauf der Zeit habe ich gesehen, dass man Prioritäten setzen muss. Wir sind jetzt in einem Alter, wo man sich überlegen muss, wie es weitergeht. Da unsere Kinder nicht zur Verfügung stehen, müssen wir eine andere Lösung finden."

An einer Wand im Schlossinneren hängen Fotos. Sie zeigen die jüngere Geschichte des alten Gebäudes. Es ist eine Ruine zu sehen, mit Löchern im Fachwerk und einem baufälligen Dach. Sie sollte abgerissen werden.

Ein historisches Foto zeigt ein halbverfallenes Haus ohne Dach

So sah Schloss Lüntenbeck als, als Hans Dinnebier es übernahm

Hans Dinnebier sah 1971 aber keine Bruchbude darin, sondern Potenzial. Er mietete das Schloss erst, später kaufte er es der Stadt Wuppertal ab. In jeder freien Minute arbeitete er an seinem Traum. Irgendwann war es so weit, die ersten Mieter zogen ein. Seine Tochter Sonja Dinnebier erinnert sich gerne an diese Zeit zurück.

Sonja Dinnebier erinnert sich an ihre Kindheit

00:40 Min. Verfügbar bis 21.09.2026

Schließlich haben die Schwestern das Projekt Schloss übernommen. Mit viel Engagement entstand das, was Besucher heute als Schloss Lüntenbeck kennen. Das Gelände ist für jeden rund um die Uhr zugänglich. Jedes Jahr findet im einzigartigen Ambiente ein Weihnachtsmarkt statt. Außerdem ist es ein beliebter Ort zum Heiraten. Rund hundert Paare geben sich hier jedes Jahr das Ja-Wort.

Viele Menschen auf einem Weihnachtsmarkt im Schlosshof

Der Weihnachtsmarkt im Schloss

Aber ein Schloss zu verkaufen, ist gar nicht so einfach. Zunächst hatten sich die Dinnebiers im privaten Kreis nach Interessenten umgehört. Bisher ohne Erfolg. Sie setzen darauf, dass ein möglicher Käufer aus Wuppertal oder der näheren Umgebung kommt. Jemand, der das Schloss kennt und es im Sinne der Familie weiterführt.

Antonia und Sonja Dinnebier haben sich mit dem Gedanken an den Verkauf angefreundet. "Ich habe einen großen Teil meiner Jugend hier verbracht. Das ist ein Abschied", sagt Sonja Dinnebier. Aber sie sieht auch die Chance auf neue Impulse für ihr Lebensprojekt: "Ich kann mir auch gut vorstellen, dass jemand es weiterentwickelt, den Spaß an dem Ort mit übernimmt und was draus macht. Darauf freue ich mich eigentlich." Einen festen Kaufpreis gebe es nicht, der sei mit potenziellen Käufern noch auszuhandeln.

Über dieses Thema haben wir auch am 06.06.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.