Drei Jugendliche stehen nebeneinander und halten ihre Holzräppeln in den Händen.

Warum Kinder in Waltrop vor Ostern ordentlich Lärm machen

Recklinghausen | Heimatliebe

Stand: 18.04.2025, 09:08 Uhr

In Waltrop lebt ein alter Osterbrauch: das Räppeln. 140 Kinder und Jugendliche sind an Karfreitag und Karsamstag wieder lautstark mit besonderen Brettern unterwegs und ersetzen das Glockenläuten. Vorher wurde fleißig geübt.

Von Nicole Werner

Laut ist es, das Geräusch der Räppeln. Deshalb stehen die 60 Kinder und Jugendlichen auch mitten im Grünen am Rand von Waltrop. Sie üben und wollen niemanden stören. Auf einem hölzernen Brett drehen die Kinder eine genoppte Rolle, wodurch das typische, ratschende Geräusch entsteht.

Brauch zu Ostern: Räppeln statt Kirchenglocken in Waltrop

Laurin Adrian macht schon seit sieben Jahren beim Räppeln mit. An Karfreitag und Karsamstag heißt es für ihn: früh aufstehen. Die erste Runde beginnt um 6 Uhr morgens. "Das frühe Aufstehen ist egal. Das macht trotzdem Spaß. Und hinterher frühstücken wir alle zusammen", erzählt der zwölfjährige Laurin. Drei Mal am Tag ziehen die Kinder und Jugendlichen der Gemeinden mit ihren Räppeln durch die Straßen.

So klingt das traditionelle Räppeln in Waltrop

00:10 Min. Verfügbar bis 18.04.2027

Die Tradition des Räppelns ist neben Waltrop vor allem im Münsterland, in der Eifel und auch in Österreich verbreitet. Der katholischen Überlieferung zufolge fliegen die Glocken an Gründonnerstag nach Rom. Deshalb sind sie an Karfreitag und Karsamstag stumm. Festliches Glockenläuten passe an diesen Tagen nicht zur Grabesruhe Jesu. Organisiert von den drei katholischen Kirchengemeinden in Waltrop machen stattdessen 140 Kinder und Jugendliche mit ihren Räppeln Lärm.

Übung macht den Räppel-Meister

Schon ein paar Wochen vor Ostern wird fleißig geübt: Die Räppelbretter sind schwer, das Drehen der Kurbel will gelernt sein. So manch einer hat sich schon Blasen an den Händen geholt. Damit alle im Takt bleiben, erklärt Kathrin Stratmann die Technik. Sie räppelt seit 20 Jahren und will den Osterbrauch aufrechterhalten. "Das ist ja auch ein tolles Gruppenerlebnis. Hier haben sich schon viele Freundschaften gefunden. Und auch die ein oder andere erste Liebe", erzählt sie und lacht.

Was Kathrin Stratmann am traditionellen Oster-Räppeln so gefällt

00:16 Min. Verfügbar bis 18.04.2027

Wie lange in Waltrop schon geräppelt wird, weiß niemand so genau. Die ältesten Räppeln stammen aus den 1940er-Jahre und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Da es heute kaum noch Schreiner gibt, die die Räppeln originalgetreu bauen, wurde in diesem Jahr nach sogenannten Schlummer-Räppeln gesucht: vergessene Schätze auf Dachböden und in Kellern. 18 alte Räppeln sind so aufgetaucht und kommen an diesem Karfreitag wieder zum Einsatz.

So auch das alte Schätzchen von Walter Stach. "Ein bisschen verstaubt, aber noch voll funktionsfähig", stellt er fest. Laurin probiert sie sofort aus. Und siehe da: Die 80 Jahre alte Räppel von Stach klingt anders und läuft viel einfacher. "Ich werde gut auf sie aufpassen", ruft der Zwölfjährige noch Stach zu. Dann geht das Training weiter.

Ein Holzbrett mit Geschichte

Der 86-jährige Stach hat selbst als Kind in den Nachkriegsjahren mit dem Räppeln angefangen. Als Messdiener war es selbstverständlich, bei der Tradition mitzumachen. "Außerdem haben wir von den Bauern immer Eier geschenkt bekommen und das war damals ein echtes Geschenk. Da haben sich die Mütter zuhause sehr drüber gefreut", erzählt der Waltroper.

Zwei ältere Männer stehen draußen nebeneinander und halten jeweils eine Holzräppel in ihren Händen.

Walter Stach und Manfred Rettkowski sind stolz auf ihre alten Holzräppeln

Stachs Räppel erzählt Geschichten aus vergangener Zeit: In das Holz sind die Daten seiner Einsätze eingraviert. Und die Initialen seiner Träger. Denn irgendwann muss der Nachwuchs ran. Erstmal darf aber Laurin mit ihr durch die Straßen ziehen.

Über dieses Thema haben wir auch am 17.04.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.