Als Schafe am Beckenrand standen: 60 Jahre Panoramabad Engelskirchen

Oberbergischer Kreis | Heimatliebe

Stand: 05.09.2024, 08:02 Uhr

Das Panoramabad im oberbergischen Engelskirchen wird in diesem Sommer 60 Jahre alt. Das Freibad wurde zuletzt aufwendig renoviert. Neuerungen, die Felicitas Hoffstadt aus nächster Nähe mitbekommen hat. Sie ist seit Eröffnung Stamm-Schwimmerin - und hat einiges zu erzählen.

Von Daniel Gowitzke

Mit federnden Schritten spaziert Felicitas Hoffstadt hinein in ihr Freibad. Der Eintritt kostet sie 1 D-Mark, das Capri-Eis 60 Pfennig. Für die damals 28-jährige Hoffstadt ist es der erste Besuch im Panoramabad in Engelskirchen. Sie spürt zum ersten Mal die kalten Fliesen und den stoppeligen Rasen unter ihren Füßen, taucht ab in das erfrischend kühle Wasser und lässt sich von der Sonne trocknen. Inzwischen ist Hoffstadt Rentnerin. In den vergangenen 60 Jahren ist dieses Schwimmbad so etwas wie ihr zweites Zuhause geworden: "Es ist so schön hier, wie immer. Ich bin von unserem Freibad begeistert. Es liegt so schön hier zwischen den Bergen." Die 88-Jährige hat sich gerade neben das Becken auf eine Bank gesetzt.

Was macht das Freibad so besonders für Felicitas Hoffstadt? 00:23 Min. Verfügbar bis 05.09.2026

Das Panoramabad ist eines von etwa 265 Freibädern in NRW, die auf einer Übersichtsseite der Hochschule Koblenz aufgelistet werden. Einige davon sind bereits mehr als 100 Jahre alt, zum Beispiel das Freibad Eschbachtal in Remscheid. Bis zu diesem Jubiläum fehlen dem Panoramabad allerdings noch ein paar Jahre. 1964 zogen die ersten Schwimmer hier ihre Bahnen. Neben dem 50-Meter-Becken gibt es im Bad auch eine kleine Rutsche, zwei Sprungtürme, Kinderbecken und Wasserspielplatz. Laut Förderverein kommen im Schnitt etwa 50.000 Besucher in der Saison. Je nach Wetter können es aber auch deutlich mehr sein.

Zur Eröffnung 1964 kamen damals weniger Schwimmgäste, dafür vor allem die Offiziellen: Die Polizei, der Pfarrer, der das Becken segnete, und der Bürgermeister nahm die erste Dusche. Seitdem hat sich einiges getan. Vor allem aufgrund der Sanierung des Bades zwischen September 2019 und Sommer 2021. Neue Handläufe, neues Becken, neuer Boden und es wird nicht mehr wie früher mit Öl, sondern mit Solarenergie geheizt. Die 88-jährige Felicitas Hoffstadt hatte dabei den besten Blick auf die Umbauarbeiten.

Ein Schwimmbad als Nachbar

Ihr Haus steht seit 1967 direkt neben dem Freibad. Sie baute es damals mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann. Bis heute denkt sie gern an die Anfangszeiten zurück: "Die Nachbarinnen und Nachbarn, die auch Kinder hatten, sind immer mit uns mitgegangen. Wir haben da wunderbare Nachmittage verbracht, mit dem ersten Eis am Büdchen und den leckeren Fritten."

Panoramabad Engelskirchen

Adresse: Am Freibad 2, 51766 Engelskirchen

Öffnungszeiten:
In der Saison: Montags bis freitags 13 - 19 Uhr; am Wochenende und an Feiertagen 10 - 19 Uhr

Preise:
Kinder: 3 Euro
Erwachsene: 5 Euro
Ermäßigt: 3 Euro

Die berühmten "Freibad-Pommes" kauft sich Hoffstadt auch heute noch gern. Mit einem breiten Lächeln läuft sie auf das kleine Verkaufsfenster im Schwimmbadkiosk zu. Auf der einen Seiten stehen rote Boxen mit Süßkram für die gemischte Tüte, auf der anderen hängt Werbung für verschiedene Sorten Eis am Stiel. "Ich hätte gern eine Pommes mit Mayonnaise", sagt Hoffstadt. Wenig später sitzt sie mit einer weißen Pappschale an einem der dunklen Tische vor dem Kiosk.

Felicitas Hoffstadt kommt seit mehr als fünf Jahrzehnten ins Panoramabad - nicht nur wegen der Pommes | Bildquelle: Daniel Gowitzke / WDR

Viel Schönes und Ungewöhnliches habe sie in den sechs Jahrzehnten hier erlebt, erzählt sie. Zum Beispiel, als eine komplette Schafsherde auf der Liegewiese in den 60er-Jahren graste, es in den 70er-Jahren berühmte Schwimmwettbewerbe gab oder ein Orkan fast das Dach der Räumlichkeiten neben dem Bad abtrug. "Orkan wütete im Schwimmbad, Dächer prasselten auf die Straße", titelte die Lokalzeitung damals.

Schnack mit dem Schwimmmeister

Sie erinnert sich auch an die wilden Jahre, als ihre Kinder noch klein waren, sie ihr Seepferdchen hier machten und immer wieder vom Dreimeterbrett springen wollten: "Die Kinder hatten Spaß und die Eltern hatten ihre Ruhe. Es war eine schöne Zeit. Und es ist immer noch schön." Das liege auch am familiären Umgang hier im Freibad. Schwimmmeister Andreas Bolte zum Beispiel ist schon seit 27 Jahren hier.

Der Ton ist rauer geworden - warum Schwimmmeister Andreas Bolte trotzdem auch heute noch gern hier arbeitet 00:32 Min. Verfügbar bis 05.09.2026

"Heute kommen die Kinder und Enkelkinder von den Schwimmern, die ich hier betreut und kennengelernt habe. Alle fühlen sich wohl, sind gut bekannt und miteinander per Du", erzählt der Schwimmmeister.

Ähnlich empfindet auch Felicitas Hoffstadt: "Ich möchte das Bad noch ein paar Jahre besuchen können. Aber alles ist endlich. Das weiß ich auch. Aber ich bin dankbar dafür, dass es so lange so gut ging." In ihrem Gesicht liegt ein wehmütiges Lächeln und viel Wertschätzung für das Freibad neben ihrem Haus. In diesem Jahr wird auch ihr Urenkel hier schwimmen lernen.

Über dieses Thema haben wir am 28.08.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Köln, 19.30 Uhr.