Ein Mann mit grauen Haaren und schwarzem Trainingsanzug auf einem grünen Fußballplatz

Mit 83 Jahren noch Schiedsrichter? Kurt Hanz bleibt am Ball

Duisburg | Heimatliebe

Stand: 27.04.2025, 09:21 Uhr

Weil er sich als Spieler regelmäßig mit den Schiedsrichtern angelegt hatte, wurde Kurt Hanz selbst einer. Er rettete dadurch seine Mannschaft, die unbedingt einen Schiedsrichter stellen musste. Fast 3.500 Spiele später steht er immer noch als Unparteiischer auf dem Platz. Mit 83 Jahren gehört er zu den ältesten Schiedsrichtern Deutschlands. Warum er weitermacht.

Von Jonas Burgwinkel

Erst lässt Kurt Hanz den Vorteil laufen, dann pfeift er ab. Als der Gegenspieler beim Freistoß in den Ball läuft, heißt es: "Sie müssen 9,15 Meter weggehen. Umdrehen. Tut mir leid" und Hanz zeigt der Nummer 9 die Gelbe Karte. Wendig bewegt er sich auf dem Platz, bestimmt ist sein Auftreten, Hanz' 83 Jahre fallen nicht auf. Die Spieler siezt der Moerser, erklärt ihnen die Regeln und lässt nicht mit sich diskutieren. 

POV: Du pfeifst mit 83 Jahren ein Fußballspiel

01:00 Min. Verfügbar bis 27.04.2027

Erst mit 24 Jahren hat Hanz mit dem Fußballspielen angefangen, das war 1965 in der 3. Mannschaft des GSV Moers. Ein guter Spieler sei er aber nie gewesen: "Was Technik betrifft, habe ich mir beinahe beide Beine gebrochen", erzählt der Rentner. Vor seinem Schiedsrichterdasein habe er die Entscheidungen der Unparteiischen einige Male kritisiert und sei dafür dann mit Rot vom Platz geflogen. Als der Grafschafter Spielverein einen weiteren Schiedsrichter stellen musste, damit die 3. Mannschaft nicht aufgelöst wird, meldete sich Hanz. Er legt sich so gerne mit ihnen an, da könne er das doch selber machen, dachte er.

Einer von über 10.000 Schiedsrichtern

Viele Schiedsrichter sind höheren Alters: Fast ein Viertel der Unparteiischen in Deutschland ist über 50 Jahre alt. Noch Ältere bildet die Statistik des Deutschen Fußball-Bundes nicht ab. Klar ist aber: Hanz gehört zu den ältesten Schiedsrichtern. Insgesamt gibt es aktuell laut Westdeutschem Fußballverband in NRW 10.299 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Allein in Hanz‘ Verband, dem Fußballverband Niederrhein, sind über 3000 davon organisiert.

Mittlerweile läuft Hanz' 56. Saison als Unparteiischer, das macht 3.429 Spiele. Dieses Mal steht er auf der zentralen Sportanlage in Neukirchen-Vluyn. Beim Kreisliga C-Spiel zwischen dem FC Neukirchen-Vluyn IV gegen die SpVgg Rheurdt-Schaephuysen II muss er nur dreimal den gelben Karton aus seiner Brusttasche ziehen. In seiner Karriere ging es nicht immer so entspannt zu.

Mehrere Personen auf einem Fußballfeld. Ein Schiedsrichter in schwarzer Trainingskleidung greift nach einer Gelbe Karte in seiner Brusttasche.

Die Erfahrung von Kurt Hanz zeigt: Amateurfußball ist nicht immer einfach zu leiten

Hanz erzählt von einem Torwart, der nicht damit einverstanden war, dass ein Elfmeter wiederholt werden sollte, weil er zu früh von der Torlinie gesprungen war. Der Torwart stürmte auf Hanz zu, bekam die Rote Karte und zerknüllte sie. Nach dem Spiel gab es für Hanz einen Tritt in die Wade. "Man konnte noch die Stollen erkennen", sagt er und gesteht: "Da hatte ich schon den Gedanken, aufzuhören. Aber im Hinterkopf hatte ich, dass mein Heimatverein einen Schiedsrichter weniger gehabt hätte, dafür Ordnungsgeld hätte bezahlen und eventuell eine Mannschaft abmelden hätte müssen." Das kam für ihn nicht infrage.

Schiedsrichter Hanz greift durch

An dem Sonntagmittag in Neukirchen-Vluyn ist das Spiel fairer. Hanz kündigt bei einem "Sportskamerad" an, dass er die Gelbe Karte als Verwarnung bekomme, sollte er noch eine Bemerkung machen. Als sich die Heimseite über den Linienrichter beschwert, macht Hanz die Ansage, dass sich der freiwillige Assistent der Gegner nicht nur unterhalten, sondern mitlaufen und das Aus anzeigen solle.

Wieso will Kurt Hanz weiter Schiedsrichter sein?

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Die Rolle als Schiedsrichter-Assistent kennt Hanz auch sehr gut. Er gehörte 14 Jahre zum Schiedsrichter-Gespann von Hans Buchalski, dem einzigen Moerser, der in der Bundesliga gepfiffen hat. Hanz begleitete ihn jedoch nur bis zur damaligen 4. Liga. Danach wurden die Schiedsrichter vom Westdeutschen Fußballverband verteilt. Hanz pfiff bis zur Bezirksliga, auch damit er noch Zeit für seinen Job hatte. Die Spiele als Linienrichter der Reservemannschaften von Profi-Teams wie Bayer 04 Leverkusen, MSV Duisburg oder Fortuna Düsseldorf sind ihm ebenfalls in guter Erinnerung geblieben.

Ein Mann mit grauem Haaren sitzt vor einem Laptop.

Kurt Hanz würde den Spielbericht lieber per Hand ausfüllen - heute geht das nur noch digital

Nach dem Abpfiff im Spiel FC Neukirchen-Vluyn IV gegen die SpVgg Rheurdt-Schaephuysen II und achteinhalb gelaufenen Kilometern später macht Hanz immer noch Witze: "Mir selber eine Note geben? Note 5", lacht er. "Nein, ich bin zufrieden und toi toi toi, ich habe keinen Muskelkater." Pläne aufzuhören, hat Hanz nicht, auch weil er weiß, dass ihm die Fußballspiele gesundheitlich guttun. Allerdings hat er sich eine Grenze gesetzt: "Wenn ich merke, 'du schaffst das nicht mehr, vom Mittelkreis eine Abseitsentscheidung zu treffen', dann höre ich sofort auf". Ob das mit 85 oder 86 Jahren der Fall ist, wird sich zeigen. Bis dahin pfeift Kurt Hanz noch Kreisliga C, Frauen- und Altherren-Spiele im Raum Moers.

Über dieses Thema haben wir am 14.04.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.