Zwei Männer, die eine dunkelrote Feuerwehrfahne aufhängen

80 Jahre lang verschollen: Historische Feuerwehrfahne zurück in Hamm

Hamm | Heimatliebe

Stand: 03.02.2025, 12:58 Uhr

Im Zweiten Weltkrieg verschwindet die Fahne der Freiwilligen Feuerwehr in Hamm, vermeintlich unter dem Schutt eines Bombenangriffs begraben. 80 Jahre später taucht sie dann wieder auf - ausgestellt in einem Museum der US-amerikanischen Stadt Phoenix.

Von Alina Eckelmann

Der Mann mit üppigem Schnäuzer trägt blaue Uniform und Löschhelm. In der einen Hand hält er eine Trompete, in der anderen eine Axt. Sein Blick wirkt aufmerksam, entschlossen. Hinter ihm lodert eine bedrohliche Flammenwand. Um ihn herum: golden bestickte Schrift auf dunkelrotem Samt. "Freiwillige Feuerwehr Wiescherhöfen 1909" steht darauf.

Verloren geglaubtes Stück der Feuerwehr-Geschichte

So sieht die Fahne aus, die nach einer langen Reise wieder im Besitz der Feuerwehr in Hamm-Wiescherhöfen ist. Für die Mitglieder ein Fund von enormem emotionalen Wert, wie Marius Kortmann erzählt: "Die wurde schon von Großvätern, von Urgroßvätern, von Kameraden gehalten. Sie wieder hier zu haben, ist eine einmalige Sache." Für die Menschen aus Hamm steht die historische Fahne für Kameradschaft. Denn: Ohne Zusammenhalt zwischen Kameraden hätte sie nicht ihren Weg zurückgefunden.

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Ursprünglich ist die Fahne im Jahr 1929 angefertigt worden, um das 20-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Wiescherhöfen zu würdigen. Beim Bombenangriff auf Hamm im Jahr 1944 verschwand sie schließlich spurlos. Vermutlich unter Schutt begraben, dachten viele. "Man ist davon ausgegangen, dass sie zerstört wurde", sagt Marius Kortmann. Niemand habe deswegen nach der Fahne gesucht.

Die Spur: Zwischen NRW, Großbritannien und den USA

Doch dann tauchte sie wieder auf: Ausgerechnet in Phoenix, Arizona, rund 9000 Kilometer von Hamm entfernt. Vor einigen Jahren hatte sie dort ein Feuerwehrmann aus Ostwestfalen zufällig in einem Feuerwehrmuseum entdeckt. Er teilte seinen Fund der Löschgruppe in Wiescherhöfen mit, die zuerst an einen Scherz glaubte. Gemeinsam mit der Stiftung "Monuments Men and Women Foundation" gelang es ihnen aber, die Fahne wieder in ihre Heimat zu bringen: Im Oktober 2024 konnten sie sie in Washington D.C. abholen.

Ganz klar ist nicht, wie die Fahne aus dem Ruhrgebiet in die Vereinigten Staaten gelangen konnte. In Wiescherhöfen wird vermutet, dass das über den Umweg Großbritannien geschehen ist: Ein englischer Soldat soll die Fahne mitgenommen haben. Dort kaufte sie Jahrzehnte später mutmaßlich ein Sammler aus Arizona. So landete ein NRW-Kulturgut in Amerika - zusammengerechnet legte die Fahne wohl einen Weg von etwa 23.000 Kilometern zurück.

Über dieses Thema haben wir auch am 30.12.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.