Josef und Heike Hartmann stehen vor ihrem mobilen Hofladen-Wagen.

Abschied vom rollenden Hofladen: Ein letzter Einkauf bei den Hartmanns

Duisburg | Heimatliebe

Stand: 05.03.2025, 07:03 Uhr

45 Jahre lang belieferte Josef Hartmann die Menschen aus Duisburg mit Lebensmitteln direkt vom Hof. Für viele war der "rollende Hofladen" viel mehr als nur ein guter Service. Doch damit ist jetzt Schluss. Über eine emotionale Abschiedstour.

Von Katharina Hollstein (Text) und Monika Krahl (Multimedia)

Voll beladen rollt der gelbe Wagen über das Kopfsteinpflaster. Von Äpfeln, über Eier bis zu Zwiebeln hat er alles dabei. Und wenn das schrille Klingeln durch das Duisburger Wohngebiet hallt, wissen alle: die Hartmanns kommen.

Duisburg: Abschied vom "Eiermann" Hartmann

45 Jahre lang war Josef Hartmann aus Schermbeck mit seinem rollenden Hofladen in Duisburg unterwegs - für viele Anwohner ist er nicht nur ein Händler, sondern fester Bestandteil ihres Lebens. Doch die Zwölf-Stunden-Tage werden für den 64-Jährigen zunehmend zur Herausforderung. Gemeinsam mit seiner Frau Heike möchte er in den Ruhestand. Einen Nachfolger für den mobilen Hofladen in ihrem gelben Lieferwagen haben sie nicht gefunden. Für ihn ist es an diesem Tag die letzte Tour durch Duisburg-Duissern und -Neudorf. Leicht wird ihm das nicht fallen. Genauso wie den Kunden.

Warum der rollende Hofladen den Kunden fehlen wird

00:26 Min. Verfügbar bis 05.03.2027

Ob klassischer Hofladen, Felder zum Selbstpflücken oder Verkaufsautomaten: Direktvermarktung spielt inzwischen eine große Rolle in der Landwirtschaft. Das bestätigt auch der Rheinische Landwirtschafts-Verband. Kunden wissen, woher ihre Lebensmittel stammen und die Transportwege sind kurz. Besonders während der Corona-Pandemie seien regionale Produkte und der Ideenreichtum der Landwirte gefragt gewesen.

Bei der Agrarstrukturerhebung des Statistischen Landesamts aus dem Jahr 2023 gaben gut 12 Prozent der befragten Betriebe in NRW an, ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht nur an Großhändler zu vertreiben. Sie verarbeiten sie zum Teil auch selbst und verkaufen sie per Direktvermarktung.

Tränen beim letzten Eiermann-Besuch

65 Stopps fahren die Hartmanns an diesem Tag ab. 65 Stopps, 65 Abschiede. Das geht an niemandem spurlos vorbei. "Das fällt mir schon schwer", sagt Josef Hartmann. "Ich bin diese Nacht wach geworden, wie auch die letzten Nächte und denke daran." Einige Kunden haben kleine Geschenke für das Ehepaar vorbereitet. Sie bekommen Blumen, selbstgemachte Bilder und ganz viele Umarmungen. Auch die eine oder andere Träne fließt - auf beiden Seiten. "Ich habe die Menschen kennen und schätzen gelernt", erklärt Hartmann. "Viele schütten einem ihr Herz aus."

Josef Hartmann gibt einer Kundin die Hand. Neben ihnen steht Heike Hartmann. Im Hintergrund befindet sich ihr Wagen.

Den engen Kontakt zu den Kunden werden die Hartmanns besonders vermissen

Schon 1964 begann Josef Hartmanns Vater mit den Touren. Was als Besuch bei Verwandten und kleiner Eier-Lieferservice begann, entwickelte sich über Jahrzehnte zu einem ganzen Hofladen auf Rädern. Ab 1980 war Josef Hartmann mit seinem Vater gemeinsam unterwegs, später übernahm er alleine.

Vorfreude auf den Ruhestand

Die Hartmanns gehen "mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagen sie. Nach Jahrzehnten harter Arbeit wollen sie es ruhiger angehen lassen und das Leben genießen. Auch wenn es eine Umstellung sein wird.

Wie geht es für die Hartmanns im Ruhestand weiter?

00:14 Min. Verfügbar bis 05.03.2027

In den nächsten Tagen stehen noch weitere Abschiedstouren an, auf anderen Strecken in Duisburg. Es ist kein leichter Anscheid für die Hartmanns.

Über dieses Thema haben wir am 25.02.2025 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.