
"Der Dicke mit Pfiff": Deutschlands wohl schwerster Schiedsrichter war Wuppertaler
Stand: 05.02.2025, 12:52 Uhr
Mehrere Kilometer legt ein Schiedsrichter bei einem Fußballspiel zurück. Detlef Wolfs Laufradius ist auf den Mittelkreis beschränkt. Trotzdem gilt er als respektierter und beliebter Schiedsrichter - bis zu seinem frühen Tod. Ein Wuppertaler Original.
Von Yunus Gündüz, (Text) und Lutz Polanz (Multimedia)
Dass in den 1970er Jahren beim BV 85 Wuppertal regelmäßig die Asche bebt, hat nicht zwangsläufig mit hervorragendem Fußball zu tun. Detlef, genannt Ede, Wolf ist unterwegs, Deutschlands dickster Schiedsrichter. 175 Kilogramm schwer, 1,63 Meter groß, Konfektionsgröße 58. Seine Hose ist so breit wie er selber hoch. Nicht nur in Wuppertal wird der Mann mit Schnäuzer und Koteletten zur Schiedsrichterlegende.
"Ede" Wolf im Interview über seine Schiedsrichterkarriere
00:27 Min.. Verfügbar bis 05.02.2027.
Fußball ist Wolfs große Leidenschaft. Er selbst spielt bis zum Alter von 18 Jahren aktiv. Da wiegt er noch 90 Kilogramm. Nachdem er deutlich an Gewicht zunimmt, macht er als Schiedsrichter weiter. Fast 100 Partien leitet er pro Jahr, Woche für Woche steht er zwischen 1966 und 1975 auf dem Platz.
Respektsperson auf dem Platz
Schnell ist er dabei nicht, sein Aktionsradius beschränkt sich auf den Mittelkreis. Hier kennt er sich aus. Zu seiner aktiven Zeit war Wolf ein Mittelläufer, eine Position im weltweit ersten Spielsystem, die "Schottische Furche". Quasi ein Vorstopper mit spielgestalterischen Elementen, der später vom Libero abgelöst wird. Doch was ihm an Tempo fehlt, gleicht er mit seiner Erfahrung aus. Sein Fachwissen gilt als legendär.
Auf dem Platz ist Ede Wolf eine Respektsperson - und wer sich trotzdem über das Gewicht lustig macht, der sieht sofort die gelbe oder rote Karte. Um sich das Pfeifen zu erleichtern hat Wolf übrigens seine Tricks. Wenn eine Partie besonders anstrengend ist, hilft ihm eine Fleischbrühe in der Halbzeitpause.
Bernd Seibert über seinen Freund "Schlitzohr" Wolf und sein "Moped"
00:17 Min.. Verfügbar bis 05.02.2027.
Ein Leben für den Fußball und ein tragisches Ende
Seine Leibesfülle wird schließlich mehr und mehr zum Hindernis. 1975, vor 50 Jahren, muss er mit mehr als 200 Kilogramm seine Schiedsrichterkarriere an den Nagel hängen. Dem Fußball bleibt er als Sportwart treu bis zu seinem Tod. An Weihnachten 1982 verunglückt Wolf tödlich bei einem Autounfall. Er wird nur 33 Jahre alt. Die Sportwelt verliert damals eine Kultfigur. Die Presse bezeichnete ihn respektvoll als "den Dicken mit Pfiff".
Über dieses Thema haben wir auch am 24.01.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.