Ehrenamtler Klaus Butterweck steht vor einem Krankentransporter am Wuppertaler Hauptbahnhof

Ein Bus als Rettungsanker: Das MediMobil in Wuppertal

Wuppertal | Füreinander

Stand: 03.02.2025, 07:06 Uhr

Ein Arztbesuch ohne Krankenversicherung? Für viele Menschen unmöglich. In Wuppertal hilft das MediMobil denen, die sonst durchs Raster fallen. Klaus Butterweck und sein Team versorgen Wohnungslose und Bedürftige - mit Medikamenten, Rat und Menschlichkeit.

Klaus Butterweck steht vor der offenen Tür eines blau-weißen Krankentransporters. Er zieht die Schultern zusammen, denn ein eisiger Wind fegt über den Vorplatz am Wuppertaler Hauptbahnhof. Ein paar Menschen warten seitlich vom Krankentransporter in einer Schlange. Butterweck grüßt alle freundlich. "Ich bin seit zwölf Jahren dabei, kenne die meisten mit Namen und sie kennen mich. Nur wenn sie uns vertrauen, können wir ihnen helfen", sagt der 64-Jährige und dreht sich zu einer der Frauen. "Wie schön, dich zu sehen. Du warst lange nicht mehr da. Wie können wir dir denn heute helfen? Ist es wieder das Herz?", fragt er. Butterweck ist kein Arzt. Aber hier muss er das auch nicht sein, um zu helfen.

MediMobil in Wuppertal: Medizinische Versorgung für alle

Die wartende Frau ist eine von rund 60.000 Menschen in Deutschland, die laut Statistischem Bundesamt keine Krankenversicherung haben. Die Dunkelziffer dürfte dabei noch deutlich höher liegen.

Zahlen für die einzelnen Bundesländer gibt es nicht. Es trifft ehemalige Selbstständige, Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung, Wohnungslose oder verschuldete Menschen, die zum Beispiel einfach keine Post mehr öffnen.

Mehrere Menschen stehen in einer Warteschlange, man sieht nur die Füße

Großer Andrang vor dem MediMobil in Wuppertal

Auch die Patientin am Wuppertaler Hauptbahnhof lebt auf der Straße. Sie ist um die 50 Jahre, ihre grauen Haare, die aus der Kapuze fallen sind, sind verfilzt. Sie zieht einen Einkaufswagen voller Kleidung und Tüten hinter sich her. Beim MediMobil in Wuppertal bekommt sie auch ohne Krankenversicherung Hilfe. "Auch wenn man kein Geld hat, kann man hier hinkommen. Das ist total klasse", sagt ein Mann mit Vollbart hinter ihr in der Warteschlange.

Warum Klaus Butterweck stolz auf sein Team ist

00:37 Min. Verfügbar bis 03.02.2027

Das MediMobil der Wuppertaler Tafel gibt es seit 20 Jahren. Der umgebaute Krankentransporter ist komplett von Spenden finanziert, jede Woche fährt er vier Stationen in Wuppertal ab. Die Ehrenamtlichen geben kostenlos Medikamente an Bedürftige ab. Wenn ein Arzt an Bord ist, werden auch kleine Behandlungen durchgeführt und verschreibungspflichtige Medikamente herausgegeben. Immer nur in kleinen Dosierungen, um Missbrauch zu vermeiden. Die Arzneien im MediMobil sind meist aus Apotheken, von Ärzten oder Angehörigen gespendet.

Was treibt den Ehrenamtler an?

Die Behandlung der wohnungslosen Frau ist inzwischen abgeschlossen. "Sie haben eine Zyste, die behandelt werden muss. Sie müssen ins Krankenhaus, das können wir hier nicht machen", sagt Butterweck eindringlich zu ihr. Die Frau nickt, geht zu ihrem Einkaufswagen und verschwindet in der Nacht.

Drei Männer und eine Frau stehen vor einem Wohnmobil, es ist dunkel

Ein Teil der Ehrenamtler vom MediMobil in Wuppertal

Butterweck koordiniert nicht nur die Wartenden vor dem MediMobil, sondern auch die 14 Ehrenamtler im Team. Lange hat er bei der Feuerwehr gearbeitet und dort den Notarztwagen gefahren. "Als ich vor vier Jahren in Rente ging, da wollte ich sehr gerne wieder nah an die Menschen ran und das tun, was ich gut kann", erklärt Butterweck, während er den Motor des Wagens startet. Die erste Station des Abends ist geschafft - jetzt fährt der Wagen weiter nach Barmen.

Klaus Butterweck ist seit zwölf Jahren beim MediMobil

00:28 Min. Verfügbar bis 03.02.2027

Sein Antrieb sei der Dank der Menschen, sagt er. Butterweck weiß, dass das MediMobil für die Bedürftigen nicht nur ein Ersatz für den Arztbesuch ist: "Die meisten der Menschen, die zu uns kommen, sind einfach hilflos. Sie wissen nicht, was sie tun sollen. 60 bis 70 Prozent von ihnen können wir mit einem persönlichen Gespräch auf Augenhöhe behandeln."

Über dieses Thema haben wir am 25.01.2025 auch im Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.