00:33 Min. Verfügbar bis 06.09.2025

Das ist der "Trassen-Doc" von Remscheid

Remscheid | Füreinander

Stand: 14.09.2023, 14:12 Uhr

Armin Lindermann schwingt sich trotz seiner 86 Jahre noch mehrere Tage in der Woche auf sein Fahrrad und fährt auf die Balkantrasse in Remscheid. Mit Herzblut pflegt er den Radweg.

Von Josefine Upel, Helge Rosenkranz (Multimedia)

Die Bank unter der Eisenbahnbrücke, auf die Armin Lindermann zuläuft, sieht alles andere als einladend aus: Glasflaschen, Plastikbecher und lauter anderer Müll sind auf dem Tisch und Boden verteilt. Energisch stopft der 86-Jährige den Müll in einen grauen Sack.

"Die Arbeit ist manchmal frustrierend, aber wenn ich das sehe, kann ich nicht einfach dran vorbeigehen." Seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert sich der sogenannte "Trassen-Doc" ehrenamtlich. Sein Job: Er verarztet den Radweg mehrere Tage in der Woche so, dass es anderen Spaß macht, auf der Balkantrasse in Remscheid-Lennep zu fahren.

Wie findet Lindermanns Familie, dass er so viel Zeit auf der Trasse verbringt?

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Ausgerüstet mit gelben Handschuhen, einer Gartenschere und Sense schneidet Armin Lindermann einen Brombeerstrauch zurück, damit sich die Radfahrer nicht an den Dornen verletzen. Müll ist längst nicht alles, worum er sich hier kümmert. "In vier Wochen kann ich wieder von vorne anfangen, aber das macht mir nichts aus. Das Schöne im Herbst ist: Man wird belohnt, indem man Brombeeren findet", sagt er, lächelt verschmitzt und steckt sich eine Beere in den Mund.

Auf den Spuren des "Balkanexpress"

Von 1868 bis in die 1980er-Jahre rollten auf dem Radweg noch Züge, heute können auf der Balkantrasse Radfahrer und Fußgänger das Bergische Land erkunden. Der Name der Trasse ist angelehnt an den "Balkanexpress". So wurde die ehemalige Bahnlinie zwischen Remscheid-Lennep und Leverkusen-Opladen genannt. Insgesamt ist die Balkantrasse 28 Kilometer lang: Der Abschnitt in Lennep ist Lindermanns Revier. "Ich möchte für die Stadt Remscheid das Image wahren, dass hier eine saubere Trasse ist. Vor allem für die Touristen, die hier hinkommen. Die sollen nicht sagen: Mein Gott, wie sieht das hier aus?!"

Armin Lindermann auf seinem Fahrrad

Auf Mission mit Anhänger, Eimer, Sense, Farbe und vielem mehr

Lindermann setzt seine Tour fort. Ein paar Meter weiter befindet sich ein hüfthoher, schwarz-weiß lackierter Stein. Er ist einer von etlichen Kilometersteinen auf der Trasse. Früher dienten sie zur Orientierung von Lokführern.

Es sind diese Wegmarkierungen, die den 86-Jährigen vor mehr als zehn Jahren zum Trassen-Doc machten. Damals sammelte Lindermann heruntergekommene Kilometersteine an der Strecke, restaurierte sie aufwendig und stellte sie wieder auf. Zusätzlich bekam er Kilometersteine von seinem Sohn geschenkt - die nun wiederum am Wegesrand der Trasse zu finden sind.

Wie kommen die Kilometersteine an?

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Wenn der 86-jährige Rentner nicht ohne jede Bezahlung seine Energie der Balkantrasse widmen würde, würde es hier wahrscheinlich ganz anders aussehen. Wie lange er noch Trassen-Doc bleiben will? "Sagen wir mal so: Ich habe noch keinen Nachfolger gefunden und so lange ich senkrecht bin und nicht im Rollstuhl, will ich das noch lange schaffen. Wenn ich dann 90 bin, sage ich: Adé."

Über dieses Thema haben wir am 08.09.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.