
"Solange ich kann, mache ich weiter": 94-Jährige kocht für Bedürftige
Oberbergischer Kreis | Füreinander
Stand: 13.03.2025, 13:04 Uhr
Magdalene Engel ist 94 Jahre alt und immer noch im Einsatz für andere. Einmal in der Woche steht die Rentnerin bei der Ökumenischen Initiative Wipperfürth in der Küche und kocht Essen für Bedürftige. Warum sie hier gleich doppelt Gutes tut.
Von Lena Breuer
"Die Tomaten kommen zu mir, die schnippel ich heute", ruft Magdalene Engel den anderen zu. "Kann jemand von euch die Zwiebeln schneiden? Das wäre super." Rund 25 Menschen laufen immer wieder quer durch die kleine Küche und zurück zum Aufenthaltsraum der Ökumenischen Initiative in Wipperfürth. Graue, lange Tische stehen im Raum verteilt, es riecht nach gebratenem Gemüse. Engel holt sich ein scharfes Messer und setzt sich an einen der Tische. "Ich bin heute für den Salat zuständig", sagt die 94-Jährige, während sie routiniert die Tomaten in kleine Stücke schneidet.
Wie lange geht es für Magdalene Engel noch weiter?
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Einmal die Woche, jeden Donnerstag, wird hier in den Räumen der Ökumenischen Initiative Wipperfürth ein warmer Mittagstisch serviert. Drei Gänge plus Salat, alles frisch gekocht. "Jeder kann kommen, wir fragen nicht nach. Wer kann, tut am Ende was ins Sparschwein", sagt Engel.
Ehrenamtliche retten Lebensmittel vor dem Müll
Die verarbeiteten Lebensmittel sind Spenden von einer großen Supermarktkette aus dem Ort, nur Fleisch kaufen die Ehrenamtlichen dazu. Damit tun sie gleich doppelt Gutes. Sie schenken Bedürftigen nicht nur ein warmes Essen, sondern retten auch Lebensmittel, die sonst in der Tonne landen würden. So wie auch die "EssensRetter" aus Köln. Hier stellen wir die Initiative genauer vor.
Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. So die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2022. Die meisten Lebensmittel werden in privaten Haushalten entsorgt. 76 Kilogramm Lebensmittel wirft eine Person im Jahr durchschnittlich weg. Sehr viele davon, obwohl sie noch essbar gewesen wären. 800.000 Tonnen Lebensmittelabfälle entstehen jedes Jahr im Handel.
Warum für Magdalene Engel Lebensmittelverschwendung ein No-Go ist
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"Mir tut das in der Seele weh", sagt Christa Knippenberg, eine der Initiatorinnen des Mittagstisches. "Wenn wir hier durch unseren ehrenamtlichen Einsatz Lebensmittel retten und Menschen satt machen können, dann ist das auf jeden Fall das Richtige."
Wer rastet, der rostet
Seit mittlerweile 20 Jahren engagiert sich Engel ehrenamtlich. Stillstand kennt die 94-Jährige nicht. "Ich habe mein Leben lang gearbeitet. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe drei Kinder groß gezogen", erzählt Engel. "Als mein Mann vor 30 Jahren gestorben ist, war für mich klar, dass ich unter die Leute gehen muss, um nicht zu vereinsamen."
Es ist mittlerweile kurz vor 12 Uhr. Gleich kommen die Gäste, alle Speisen stehen bereit. Damit ist das Tagwerk der Rentnerin getan. "Das hält mich hier jung. Ich bin überzeugt davon, dass ich nicht 94 Jahre geworden wäre, wenn ich auf dem Sofa säße", sagt Engel und lacht herzlich. "Ich mache weiter, solange ich noch kann."
Über dieses Thema haben wir am 22.02.2025 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.