
Wenn Kinder nicht schwimmen können: So sollen Lehrer und Erzieher helfen
Stand: 02.04.2025, 06:57 Uhr
Immer weniger Kinder können schwimmen, wenn sie in die Schule kommen. Das will die DLRG in Oberhausen mit ihrem kostenlosen Projekt "Seepferdchen für alle" ändern. Warum sie dabei bei den Erziehern und Lehrern ansetzt.
Von Nastaran Amirhaji
Benjamin Steinrücken ist ganz schön außer Atem. Gerade hat er einen Kollegen mehrere Meter durch das Schwimmbecken gezogen. "Ich hätte nicht gedacht, dass das so anstrengend ist. Man schwimmt gegen die Zeit und das macht natürlich einen gewissen Druck", sagt der 40-Jährige. Seit ein paar Wochen ist er jeden Montagabend im Hallenbad Oberhausen. Dort findet der Schwimmkurs "Seepferdchen für alle" statt. Der Lehrer an einer Oberhausener Gesamtschule hat viele Schüler, die nicht schwimmen können. Das möchte er ändern.
Immer mehr Kinder können nicht schwimmen
Zahlen zeigen, dass es das Problem nicht nur an seiner Schule gibt. Jedes fünfte Grundschulkind in Deutschland kann nach Angaben der DLRG nicht schwimmen. Damit hat sich der Anteil der Nichtschwimmer unter den 6- bis 10-Jährigen seit 2017 etwa verdoppelt.
Wie ist die Situation an der Schule von Benjamin Steinrücken?
00:19 Min.. Verfügbar bis 02.04.2027.
Die Gründe für den Anstieg sind verschieden. Unter anderem blieben während der Corona-Pandemie die Hallenschwimmbäder zu und viele Bäder mussten in den letzten Jahren aus Kostengründen schließen. Zudem falle der Schwimmunterricht häufig aus, weil es an Personal fehlt. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fehlten 2023 bundesweit mehr als 900 Bademeister. Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) geht sogar von 3000 aus.
Das bundesweite Projekt "Seepferdchen für alle" setzt genau hier an. Das Ziel der DLRG: mehr Pädagogen und Erzieher zu Schwimmlehrern ausbilden. "Wir möchten, dass sich möglichst viele Kinder früh im Wasser sicher fühlen", sagt Katharina Thomas von der DLRG in Oberhausen. Sie leitet in ihrer Freizeit ehrenamtlich den Schwimmkurs für die Pädagogen und hat schon oft erlebt, dass sich Kinder nicht über Wasser halten können.

Die DLRG bildet Pädagogen und Erzieher zu Schwimmlehrern aus
Das stellt die Lehrer im Unterricht vor große Herausforderungen. "Mit 15 bis 20 Kindern, die nicht schwimmen können, ist es schwer, einen richtigen Schwimmunterricht für alle zu gewährleisten." Durch den Kurs "Seepferdchen für alle" können die Erzieher und Lehrer ihren Kindergartenkindern und Schülern das Seepferdchenabzeichen verleihen. Der Kurs geht aber noch darüber hinaus.
Harte Ausbildung: Rettungsschwimmabzeichen für Lehrkräfte
Benjamin Steinrücken hat sich inzwischen Kleidung übergeworfen. In voller Montur springt er ins Wasser. Die nächste Aufgabe besteht darin, angezogen jemand anderes in Anziehsachen aus dem Wasser zu retten. "Das ist sehr ungewohnt. Die Kleidung zieht einen richtig runter und hat mehr Gewicht als über Wasser", sagt der 40-Jährige. Die Folge: Es geht deutlich langsamer voran.
Keine leichte Aufgabe: Sich mit Klamotten über Wasser halten
00:17 Min.. Verfügbar bis 01.04.2027.
In dem Kurs macht er sein Rettungsschwimmabzeichen in Silber. Damit kann er zukünftig nicht nur das Seepferdchenabzeichen verleihen, sondern auch mit seinen Schülern Ausflüge am und im Wasser unternehmen. "Gerade auf Schulausflügen kann es schnell passieren, dass ein Kind ins Wasser fällt und Hilfe braucht", sagt er. Mit der Ausbildung zum Rettungsschwimmer ist er für solche Situationen gewappnet. "Der Kurs erfordert eine gewisse Disziplin und Anstrengung, aber meine Motivation ist, dass ich künftig mit meinen Schülern auch Kanutouren machen kann."
Doch bis dahin muss er noch ein paar Aufgaben im Wasser bewältigen. Neben einer theoretischen Prüfung gehören auch Befreiungsgriffe im Wasser und Tieftauchen zu den Aufgaben. In insgesamt 16 Lerneinheiten hat Steinrücken Zeit, alles zu erlernen und dann die Prüfung abzulegen.
Über dieses Thema haben wir auch am 14.03.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.