Der obdachlose Manuel steht an einem Parkplatz auf einem Metallpfeiler und weist ein ankommendes Auto ein.

Parkplatz gesucht? Obdachloser hilft Autofahrern in Neuss

Rhein-Kreis Neuss | Füreinander

Stand: 12.03.2025, 16:28 Uhr

Manuel ist obdachlos. Um Geld betteln möchte der 37-Jährige nicht. Seine Idee: Er hilft Autofahrern bei der Parkplatzsuche. Wir haben ihn beim Einsatz auf dem Wendersplatz in Neuss begleitet.

Von Katharina Hollstein (Text) und Jan-Lukas Winter (Multimedia)

Autos über Autos. Der Wendersplatz in Neuss. Wer hier parken will, muss gute Nerven mitbringen. Doch einer sagt dem Chaos den Kampf an. Auf einem kleinen Metallpfosten steht er, der Wächter des Parkplatzes, wild gestikulierend. "Zwei Parkplätze hier herum", ruft Manuel einem Autofahrer zu. "Und du kennst das Spiel: Parkuhr nicht vergessen."

Über ein Jahr lebt Manuel schon auf der Straße. Er ist gelernter Gärtner. "Ich möchte nicht betteln und kriminell werden", sagt der 37-Jährige. "Dauerhaft verurteilt zu werden oder ins Gefängnis zu kommen, will ich nicht haben. Die Situation ist schon schwer genug." Vor ein paar Monaten bemerkt er das Verkehrschaos auf dem Wendersplatz. Er lässt sich etwas einfallen.

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Anfang Januar 2024 hatten gut 105.000 Menschen in NRW keine reguläre Wohnung mit eigenem Mietvertrag. Das sind nach Angaben des Statistischen Landesamts 24,1 Prozent mehr als im Januar 2023. Auch Geflüchtete zählen dazu, die zunächst in kommunalen Einrichtungen unterkommen. Nur ein kleiner Teil der erfassten Wohnungslosen ist obdachlos, die meisten leben beispielsweise bei Bekannten oder in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe.

Viel Wertschätzung für Manuels Einsatz

Das Parken am Wendersplatz ist für drei Stunden kostenlos. Dementsprechend beliebt ist er. Zunächst seien einige Autofahrer etwas irritiert über seine Hilfe gewesen, erzählt Manuel. Es gab Beschwerden bei der Stadt. Inzwischen sieht diese Manuels Unterstützung aber nicht mehr als Eingriff in den Straßenverkehr.

Der 37-Jährige hofft, dass ihm sein Einsatz irgendwann aus der Obdachlosigkeit hilft. "Man sollte ihn wirklich dafür einstellen", sagt einer der Autofahrer und drückt ihm etwas Geld in die Hand. Manuel freut sich über den Zuspruch. Wohnungslosigkeit könne jeden treffen, betont er. "Man ist immer nur eine falsche Krise davon entfernt und das sollte jeder bewusst im Kopf behalten."

Über dieses Thema haben wir auch am 28.02.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.