Klaus Schmitz in einem Beratungsgespräch. Er sitzt auf einem Stuhl. Vor ihm sitzt ein Mann, dessen Silhouette man verschwommen sieht.

Tabu-Thema häusliche Gewalt: Verein in Köln hilft betroffenen Männern

Köln | Füreinander

Stand: 14.02.2025, 12:49 Uhr

Häusliche Gewalt gegen Männer bleibt ein Tabu-Thema. Zwar ist die Zahl der betroffenen Männer groß, doch nur wenige trauen sich, darüber zu sprechen oder sich Hilfe zu suchen.

Von Riem Karsoua (Text), Andreas Palik (Multimedia)

"Es war wirklich schlimm. Ich lag in meiner eigenen Blutlache. Das wünsche ich keinem. Und man weiß eigentlich, dass man wegmuss, weiß aber nicht wohin." Robert Meise ist einer der wenigen Männer, der den Mut gefunden hat, über seine Gewalterfahrungen zu sprechen. Über Jahre hinweg wurde er von seiner Partnerin misshandelt. Seinen Namen haben wir auf seinen Wunsch geändert.

Der Fall von Robert Meise ist keine Ausnahme. Für den Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) in Köln ist es keine Seltenheit mehr, dass sich Männer Hilfe suchend an sie wenden, weil sie Opfer von Gewalt durch ihre Partnerinnen geworden sind. Seit Jahren beobachten die Sozialarbeiter einen Anstieg männlicher Opfer von häuslicher Gewalt.

Psychische und körperliche Gewalt gegen Männer wird unterschätzt

Klaus Schmitz vom SKM betreut viele Männer, die in ähnlichen Situationen wie Robert Meise stecken. Oft beginne es mit psychischem Missbrauch. Im nächsten Schritt, so Schmitz, könne diese Form der Gewalt dann schnell körperlich werden: "Schläge, Ohrfeigen, Messerangriffe oder auch Zigaretten, die auf dem Körper ausgedrückt werden. Das sind Foltermethoden, die wir immer wieder hören."

Klaus Schmitz vom Sozialdienst Katholischer Männer versucht Opfern zu helfen

00:23 Min. Verfügbar bis 14.02.2027

Um die Thematik stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, hat das SKM seine Männerberatung nun zur "Fachstelle für Männer und Jungen" umbenannt. Ziel sei es, nicht nur Beratung anzubieten, sondern auch präventiv tätig zu werden und die betroffenen Männer aufzufangen.

Dunkelziffer und gesellschaftliche Tabus

In der Beziehung von Robert Meise war es ein schleichender Prozess. Es begann mit psychischer Gewalt und wurde dann immer schlimmer. In den meisten Fällen war er das Ventil, an dem seine damalige Partnerin ihre Wut abgeladen hat.

Robert Meise über seine Gewalterfahrung

00:16 Min. Verfügbar bis 14.02.2027

Die Zahlen zeigen: Laut "Lagebild Häusliche Gewalt" des Landeskriminalamtes wurden 2023 in NRW 20.268 Fälle erfasst, 28,4 Prozent dieser Opfer waren männlich. Doch sowohl das Bundeskriminalamt als auch die Experten des SKM gehen von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Denn nicht alle Männer, die in einer Krise stecken, suchen sich Hilfe. Vielen ist die Situation peinlich.

Fehlende Schutzhäuser für Männer

Der SKM sieht ein zentrales Problem auch darin, dass es zu wenig Schutzhäuser für Männer gibt. In NRW gibt es für Männer nur 20 Schutzplätze. Zum Vergleich: Für Frauen sind es 690 Schutzplätze.

Sozialpädagoge Michael Zeihen sieht darin ein massives Problem. Er arbeitet seit 2019 beim SKM in Köln. Mindestens einmal am Tag gebe es eine Anfrage, die mit häuslicher oder partnerschaftlicher Gewalt zu tun habe. Ihn erreichen aber auch regelmäßig Anfragen von Männern, die nach Schutzwohnen fragen - auch aus anderen Bundesländern. Denn die gibt es nicht überall.

Zwei Männer sitzen an einem Tisch und unterhalten sich.

Täglich bekommt der SKM Anfragen, die mit Gewalt gegen Männer in Zusammenhang stehen

10 von 16 Bundesländern sagen, dass es keinen Bedarf für das Schutzwohnen gibt. "Es gibt dort auch keine Beratungsstellen. Ohne Beratungsstellen wird kein Bedarf gemeldet. Also, gibt es dort auch kein Schutzwohnen. Für mich ist das ein Skandal", sagt der Pädagoge.

Robert Meise lebt in einem Bundesland, in dem es kein einziges Männerschutzhaus gibt. Hätte es solch eine Einrichtung gegeben, hätte er sich vielleicht früher Hilfe gesucht: "Wenn man in der Situation steckt, glaubt man, das muss so sein. Das war nicht gut, nicht gut für meine Gesundheit. Im Nachhinein war es ein Fehler, das mit sich machen zu lassen."

Hilfs- und Präventionsangebote:

Über dieses Thema haben wir am 17.01.2025 auch im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.