Regelmäßig kommen die 44-jährige Stefanie Lütke Enking, ihr Mann Stefan und Melanie Petermann zusammen, um gemeinsam zu basteln. Die Rollenverteilung am heimischen Esstisch ist klar: Die Frauen sind fürs Häkeln zuständig, der Hahn im Korb übernimmt das Vernähen der losen Fäden. "Sieht ja nicht aus, wenn die rumbaumeln. Man hilft, wo man kann", sagt der 51-jährige Stefan Lütke Enking. So entstehen bunte Becherhalter in Schwarz, Weiß und Grün, denn das sind die Vereinsfarben ihres Lieblings-Fußballvereins Preußen Münster.
Der SC Preußen Münster wurde 1906 gegründet und zählt damit zu den traditionsreichen NRW-Fußballvereinen. 1963 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga. Der Verein hat derzeit nach eigenen Angaben etwa 8.700 Mitglieder und spielt in der 2. Bundesliga. Zu den größten Erfolgen zählt die Deutsche Vizemeisterschaft im Jahr 1951. Die Heimspiele werden im Preußenstadion ausgetragen, das eine Kapazität von etwa 13.000 Zuschauern hat.
Es fing mit einem Geschenk an
Eingefleischte Fans unterstützen ihre Lieblings-Kicker so oft es geht im Stadion. Natürlich haben fast alle dabei ein Getränk in der Hand. Gut gekühltes Bier im Stadionbecher festzuhalten, bedeutet aber auch kalte Finger. Für Stefanie Lütke Enking gehören diese Spielnebenwirkungen schon seit Jahren der Vergangenheit an, denn damals kam der erste gehäkelte Becherhalter in ihr Leben.
"Es fing vor zehn Jahren an, als ich so einen Becherhalter geschenkt bekam", erinnert sich Lütke Enking und hält dabei eins der Häkelwerke hoch. Es hat eine Vertiefung, passgenau für Becher und zwei gehäkelten Kordeln, die man hinter dem Kopf befestigen kann, sodass der Becherhalter vor dem Bauch baumeln kann. "Der hat mich jahrelang bei Spielen begleitet, aber irgendwann brauchte ich einen neuen", erinnert sie sich.
Heimatliebe in schwarzer, weißer und grüner Wolle
Das war vor drei Jahren. Damals brachte ihre Mutter ihr Häkeln bei und so fertigte Lütke Enking erst nur zwei neue Becherhalter für sich und ihren Mann. "Dann wollten aber auch unsere Freunde so einen, also habe ich weiter gehäkelt." Immer mehr Fans fragten sie nach so einem Becherhalter und so entwickelte sich langsam ein Häkelfieber. Mittlerweile hat das auch ihre Freundin Melanie Petermann und ihren Mann Stefan Lütke Enking angesteckt.
Melanie Petermann hat ihre Liebe zum Häkeln neu entdeckt. 00:25 Min.. Verfügbar bis 15.03.2027.
"Irgendwann war uns klar: Wir können das nicht immer nur verschenken, wir müssen auch mal Geld dafür verlangen", erzählt die 43-Jährige. Gesagt, getan und so fingen die drei an, wie am Fließband Becherhalter zu häkeln und bei Preußen-Spielen unter die Leute zu bringen. Über 700 Stück sorgen in den Fankurven mittlerweile für warme Hände.
Handgemachte Becherhalter für den guten Zweck
Vor jedem Spielbesuch stopfen die drei ihre Jackentaschen mit fertigen Becherhaltern voll. "Und die meisten werden im Laufe des Spiels auch verkauft. Das ist total easy", erzählt Stefan Lütke Enking. "Egal, ob wir im Fanblock stehen oder am Fanport, dann kommen meistens die Leute einfach auf uns zu." 10 Euro nehmen sie mittlerweile pro Stück. Insgesamt sind dadurch schon 4.500 Euro zusammengekommen.
Die Becherhalter kommen bei den Fans gut an. 00:38 Min.. Verfügbar bis 15.03.2027.
Das Geld spenden die drei. "Vor jeder Hinrunde überlegen wir uns, was wir mit den nächsten Einnahmen machen und dann suchen wir uns immer ein Projekt aus, das wir unterstützen können." Die erste Spende ging an den "Lernort Preußenstadion", ein Angebot für Kinder und Jugendliche, in denen es um Wertevermittlung, Antidiskriminierung und Integration geht. Auch das Palliativnetz Münster und jüngst ein Wildnisprojekt einer Münsteraner Förderschule bekamen Geld. "Eigentlich dachten wir, dass ja irgendwann alle mit Becherhaltern versorgt sind, aber irgendwie reißt die Nachfrage überhaupt nicht ab."
Über dieses Thema haben wir auch am 27.02.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Münsterland, 19:30 Uhr.