Katharina Kluge im Portrait in der Garage des Feuerwehrgebäudes. Im Hintergrund ein Feuerwehrfahrzeug.

Brennt für den Job: Remscheid hat die einzige Feuerwehrchefin in NRW

Remscheid | Füreinander

Stand: 14.04.2025, 06:54 Uhr

Katharina Kluge ist die derzeit einzige Feuerwehrchefin in NRW. Warum das Geschlecht in diesem männerdominierten Beruf für sie keine Rolle spielt und welche Aufgaben jetzt auf sie warten.

Von Yunus Gündüz, (Text) und Gerlinde Spratte (Multimedia)

Wenn Katharina Kluge im Löschfahrzeug auf dem Weg zum Einsatz ist, gehen ihr viele Dinge durch den Kopf: Wie viele Menschen könnten gefährdet sein? Was sind die ersten Maßnahmen? Was ist das für eine Straße? Egal, wie die Situation vor Ort aussieht, sie kann sich auf ihr Team verlassen. Eine gut geölte Maschine, in der jedes Zahnrad funktioniert. Das weiß die 40-Jährige aus Leverkusen ganz sicher. Denn es ist ihr Team und sie die Chefin.

Eine Frau als Chefin einer Feuerwehr? Das ist ungewöhnlich, in NRW derzeit sogar einzigartig. Im Alltag spielt das aber überhaupt keine Rolle, sagt Kluge.

Welche Erfahrungen hat Katharina Kluge bislang als Chefin gemacht?

00:18 Min. Verfügbar bis 14.04.2027

Bei aller Akzeptanz: Frauen in der Feuerwehr sind immer noch eine Ausnahme. In NRW gibt es laut Innenministerium 32 Berufsfeuerwehren mit 10.866 Beamten. Darunter sind gerade einmal 223 Frauen, wie Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen.

Feuerwehr in Remscheid: Eine Exotin im Blaulicht

"Wenn Kinder oder auch Erwachsene mich in Uniform sehen, dann fragen sie: 'Bist du Polizistin, Pilotin oder Busfahrerin?' Aber ich bin noch nie gefragt worden, ob ich Feuerwehrfrau bin", sagt Kluge. Auch in ihrem eigenen Team in Remscheid gibt es bei 180 Beamten nur vier Frauen, also etwas mehr als zwei Prozent. "Das hat ganz viel mit Sichtbarkeit zu tun. Man nimmt schon als Kind viel zu wenig Feuerwehrfrauen wahr", sagt Kluge. Das ändere sich aber zunehmend. Sprüche, dass Frauen gar nicht in die Feuerwehr gehören, gehören der Vergangenheit an.

Hört Katharina Kluge noch, dass Frauen nicht in die Feuerwehr gehören?

00:20 Min. Verfügbar bis 14.04.2027

Die Tagesordnung von Kluge hat sich mit ihrem Aufstieg zur Chefin deutlich geändert. Zu Einsätzen fährt sie nur noch bei großen Lagen mit raus. Ansonsten ist ihr neuer Einsatzort der Schreibtisch.

Schreibtisch statt Schlauch

Da hat Kluge aber auch genug zu tun. Sie beschäftigt sich unter anderem mit neuen Uniformen für sich und ihre Kollegen. Ebenso mit neuen Fahrzeugen und anderer Ausstattung: "Da gibt es immer jede Menge Abstimmungsbedarf, sodass ich ganz viel in Besprechungen sitze."

Die größte Sorge der neuen Feuerwehrchefin: der Nachwuchs. "Auch bei der Feuerwehr ist der demografische Wandel angekommen", sagt Kluge. Immer weniger junge Menschen haben sich in den letzten Jahren bei der Feuerwehr beworben. Kluge hat das Thema zur Chefinnen-Sache gemacht. Sie will unter anderem die Ausbildung zum Notfallsanitäter neu anbieten.

Feuerwehr ist die "perfekte Mischung"

Kluge hat zwar nicht schon als Kind vom roten Feuerwehrfahrzeug geträumt. Trotzdem hatte sie ihr Ziel früh vor Augen. In ihrer Jugend kam "aus dem Nichts" der Klickmoment: "Das ist eigentlich genau das, was ich will. Ein Beruf, wo ich Menschen helfen kann, in einem Team arbeite, moderne Technik um mich herum habe und wo wir taktisch und organisiert vorgehen - die perfekte Mischung."

Katharina Kluge steht rechts vor einem Einsatz-Lastwagen im Innenhof der Feuerwehrwache.

Neue Ausstattung, Personalmangel, Einsatzleitung: Kluges Aufgaben sind vielfältig

Als Teenagerin trat sie in die freiwillige Feuerwehr ein und war "vom ersten Tag an total begeistert." Es folgte eine Ausbildung als Rettungsassistentin und ein Studium als Rettungsingenieurin. Anfangs musste sie sich noch beweisen. "Natürlich steht man am Anfang als Frau mehr im Fokus", sagt die Mutter von zwei Söhnen.

Aber sobald die Kollegen merkten, dass sie mit Herzblut und Kompetenz bei der Sache ist, spielte das Geschlecht keine Rolle mehr. "Ich sage immer: Technik, Taktik, Teamwork, Adrenalin, an Grenzen gehen und helfen." Wer das mag, ist bei der Feuerwehr richtig, meint Kluge. Egal, ob als Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau.

Über dieses Thema haben wir auch am 02.04.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.