
Gebärdensprache: Wie Babys ihre Bedürfnisse ausdrücken können
Stand: 07.03.2025, 16:46 Uhr
Junge Eltern sind manchmal ganz schön verzweifelt. Denn häufig verstehen sie nicht, was ihr Baby gerade braucht. Mit sogenannten "Mini Signs" können sich schon Kinder ab sechs Monaten mitteilen. Die stammen aus der Gebärdensprache. Aber wie funktioniert das?
Von Monika Steinhaus
Vanessa Haake ist Heilerziehungspflegerin. In Euskirchen bietet sie Kurse zum Thema "Gebärdensprache für Babys" an. Diesmal zum ersten Mal mit dabei: Juliane Müller und ihre jüngste Tochter, die 16 Monate alte Juna. Das kleine, blonde Mädchen ist ganz schön quirlig und weiß genau, was sie will. Aber noch kann sie nicht sprechen. Und wenn ihre Mutter etwas nicht direkt versteht, kann Juna auch schon mal ungehalten werden. Genau da setzt der Kurs von Vanessa Haake an.

Kursleiterin Vanessa Haake
"Gebärdensprache kann das Ganze wirklich vereinfachen", erklärt die 32-Jährige. "Zum Beispiel, wenn das Kind gestillt werden will, dann kann es Milch mit der Gebärde zeigen und die Mama versteht es sofort." Dabei bewegt sie die geballten Fäuste mit den ausgestreckten Daumen vor dem Oberkörper hin und her, um die Gebärde für "Milch" zu zeigen.

So sieht die Gebärde für Milch aus
In Deutschland leben laut Deutschem Gehörlosen-Bund rund 80.000 Gehörlose. Sie kommunizieren über Gebärdensprache untereinander, aber auch mit anderen Menschen. Gebärdensprache setzt sich aus Bewegungen mit den Händen, Mimik, Kopf- und Körperhaltung und Mundbewegungen zusammen. Daraus ist das Konzept der "Mini Signs" entstanden. Haake absolvierte dazu eine Weiterbildung bei der Akademie "Einfach Eltern".
Seit knapp zwei Jahren bietet die 32-Jährige nun einen speziellen Kurs für Eltern mit Kindern zwischen sechs und 18 Monaten an. Kostenpunkt: 120 Euro. In insgesamt acht Stunden werden Gebärden rund um den Alltag vermittelt.
Schon früh beginnen Babys ihre Hände einzusetzen
Denn schon die Kleinsten haben Bedürfnisse, aber wie können sie kommunizieren, was sie wollen? "Das ist ja auch so ein gefangenes Gefühl für die Kinder", meint Juliane Müller, Mutter von Juna. Babys fangen deshalb schon mit knapp sechs Monaten an, ihre Hände bewusst einzusetzen. Damit können sie sich deutlich früher ausdrücken, als sie sprechen können.
Juliane Müller hat bei Tochter Juna durch das Gebärden eine Veränderung festgestellt
00:20 Min.. Verfügbar bis 07.03.2027.
Rituale mit vielen Wiederholungen sind wichtig
Insgesamt sechs Kinder und ihre Mütter sind heute gekommen. Haake startet jeden ihrer Kurse mit einem Ritual - dem Begrüßungslied. Mit Musik lernen Eltern und Kinder spielerisch die Gebärden für "Hallo" oder "Zusammen". Alle 15 Gebärden, die hier gelernt werden, sind immer Zeichen der offiziellen deutschen Gebärdensprache. Eine internationale Gebärdensprache gibt es nicht - laut der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es weltweit über 300 verschiedene Gebärdensprachen.
Lisa und Baby Jasper üben die Gebärde für "Ente"
00:28 Min.. Verfügbar bis 07.03.2027.
Zuerst müssen die Eltern die Gebärden lernen. Durch viele Wiederholungen gucken sich Babys wie Juna das dann schnell ab. Damit den Kleinen das Lernen Spaß macht, gibt es auch ein paar Tricks, weiß Kursleiterin Haake: beispielsweise Tiere zu gebärden. Lisa und der neun Monate alte Jasper üben munter die Ente. "Das macht schon sehr viel Spaß. Es ist so schön mit dem Kind in Kommunikation zu kommen. Man sieht, dass er sehr interessiert ist", sagt Mutter Lisa.
Gebärden im Alltag einsetzen
Während die meisten fleißig weiter üben, braucht Juna einfach mal eine Auszeit. Sie hat den großen Vorhang für sich gefunden und rast wild herum. Kein Problem für Kursleiterin Haake: "Man muss gut auf die Kinder gucken. Sie brauchen ihre Pausen, und das zeigen sie sehr deutlich. Gebärden können sie nur lernen, wenn sie aufmerksam sind. Wir Erwachsenen dürfen sie da auch nicht überfordern." Daher ist ein Kurstermin auch immer auf eine Stunde begrenzt.

Die Kinder und ihre Bedürfnisse stehen bei Vanessa Haake im Mittelpunkt
Für heute ist Schluss, aber die Kursteilnehmer gehen nicht ohne Hausaufgaben: Die gelernten Gebärden sollen im Alltag mit den Kindern immer wieder wiederholt werden. In der nächsten Stunde kommen dann neue Gebärden dazu.
Über dieses Thema haben wir auch am 18.02.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.