Christian Thieme engagiert sich seit fünf Jahren beim Verein Retro Nerds Münsterland. Mit seinen Vereinskollegen sammelt er alte Arcade-Spieleautomaten und Flipper. Was kaputt ist, wird repariert und in einem Mini-Museum in Ahaus ausgestellt.
Lokalzeit: Beim Stichwort Ehrenamt denkt man doch zuerst an Hilfe für Menschen oder vielleicht Tiere. Wie sieht ein Ehrenamt aus, bei dem Spieleautomaten im Mittelpunkt stehen?
Thieme: Wir wollen anderen Menschen diese Retrogeräte zeigen, sie in eine andere Welt tauchen lassen. Und auch wenn ich viele Stunden im Monat mit Technik beschäftigt bin, der Kontakt mit Menschen steht im Vordergrund.
Lokalzeit: Wie kommt man dazu, ehrenamtlich ein Spielemuseum mit aufzubauen?
Thieme: Ich habe die Retro Nerds auf der Gamescom 2019 in Köln kennengelernt. Ich fand ihren Stand toll und durfte mir die Technik der alten Automaten anschauen. Der Standort Ahaus ist nur 45 Minuten von mir zu hause entfernt. Eine Woche später hatte ich dann den Mitgliedsantrag unterschrieben und bin heute Mitglied im Vorstand.
Lokalzeit: Wie muss man sich die Arbeit bei euch im Verein vorstellen?
Thieme: Es ist viel Kleinstarbeit. Wir gehen ja nicht in einen Laden und suchen uns die besten Stücke aus dem Schaufenster aus. Bei uns kommen die Teile oft von weit her und müssen restauriert werden. Aktuell basteln wir an einem alten Flipper, der wurde im Krieg vergraben, um ihn zu erhalten.
Lokalzeit: Das klingt nach viel Arbeit ...
Thieme: Ja, das ist es. Ich bin einmal in der Woche vor Ort und helfe. Wir treffen uns aber auch virtuell regelmäßig. Das ist inzwischen so gewachsen, dass es ein richtiger Job geworden ist. Ich könnte das Vollzeit machen.
Lokalzeit: Wie wichtig ist neben der ganzen Organisation das Spielen?
Thieme: Ich hab immer schon gerne alles gemacht, was mit Gaming zusammenhängt. Ich hab Computer gespielt, gepodcastet und auch gestreamt. Die Faszination für die Retrotechnik der Automaten kam aber erst mit dem Verein.
Lokalzeit: Wer kommt zu euch?
Christian Thieme: Das Publikum ist bunt gemischt. Wenn ich da jetzt einen Durchschnitt ranziehen müsste, wären es wohl Mittvierziger, die das noch aus Kindertagen kennen. Die bringen dann zum Teil auch ihre eigenen Kinder mit. Aber es sind auch Leute da, die mit der Konsole aufgewachsen sind.
Lokalzeit: Was dürfen die Besucher bei euch erleben?
Thieme: Sie dürfen eintauchen in eine frühere Welt. Bei uns hat alles Museumscharakter, aber man darf eben anfassen und selbst mitmachen. Dabei kommst du immer wieder mit neuen Menschen in Kontakt und das ist einfach toll.