Zwei Männer. Einer macht einen Kopfstand auf dem Kopf des anderen. Sie halten sich nicht fest. Kopf auf Kopf gehen sie eine Treppe herunter. Schon das bringt das Publikum zum Ausrasten. Doch die Nummer geht noch weiter. Rückwärts geht es die Treppe wieder hinauf, Kopf auf Kopf. Die Hermanos Acero sind die Abschlussnummer des neuen Roncalli-Programms "All for Art for All", Akrobatik, bei der einem wahrhaftig der Mund offen stehen bleibt.
Roncalli hat sich weiterentwickelt. Tiere gibt es schon seit fünf Jahren nicht mehr, dafür eine dreidimensionale holographische Performance, in der virtuelle Elefanten und Pferde in der Manege zu sehen sind. Roncalli verzichtet auf Plastik und bietet in der Pause auch vegetarische und vegane Snacks an.
Und der alte Roncalli-Zauber? Stellt sich sofort wieder ein, allein schon durch die einzigartigen Clowns. Der Weißclown Gensi ist seit 16 Jahren dabei, ein würdevoller Zeremonienmeister, der Glöckchen an das Publikum verteilt und mit ihm zusammen musiziert. Die anarchische Seite vertritt Anatoli Akerman, der einen Zuschauer an einem Pfahl des Zeltes festbindet, weil er Angst hat, es könnte einstürzen.
Doch Zirkusdirektor Bernhard Paul will mehr. Sein Stück "All for Art for All" ist eine Verneigung vor der bildenden Kunst. Gleich zu Beginn trägt das Ensemble Bilderrahmen um den Kopf und verkörpert als lebende Bilder die Mona Lisa oder Edward Munchs "Schrei". Und Marie Sarach trägt ein Kostüm aus farbigen Rechtecken, als sei sie ein Gemälde von Mondrian. Sie ist eine Kontorsionistin, kann ihren Körper atemraubend verbiegen und bringt so das abstrakte Gemälde zum Leben.
Ein Abend bei Roncalli bleibt ein außergewöhnliches Erlebnis, das durch den Verzicht auf Dressurnummern noch menschlicher geworden ist.
Neue Show des Circus-Theater Roncalli
Termine
Bis 2. April im Stadtgarten Bonn
8. April bis 1. Mai CHIO Gelände Aachen
